Weltklimarat-Experte erwartet Fortschritte bei UN-Online-Gipfel

"Sehr positives Jahr" für Klimadiplomatie

Der Klimapolitik-Experte Oliver Geden rechnet mit weitreichenden Zusagen zur Emissions-Minderung beim virtuellen Klimagipfel der UN am 12. Dezember. Allein die Tatsache, dass der desiginierte US-Präsident Joe Biden dem Pariser Klimaabkommen beitreten will, sorgt für Optimismus.

Autor/in:
Stefan Fuhr
Symbolbild: Globaler Umweltschutz / © S. Sokolov (shutterstock)
Symbolbild: Globaler Umweltschutz / © S. Sokolov ( shutterstock )

"Wahrscheinlich werden wir einige Überraschungen erleben", sagte der Mitarbeiter der Stiftung Wissenschaft und Politik dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. So sei es denkbar, dass China ein verschärftes Ziel zur Reduktion seiner Treibhausgase bis 2030 auf den Tisch lege.

Dass die Volksrepublik als weltgrößter Produzent von Kohlendioxid kürzlich angekündigt habe, bis 2060 CO2-neutral zu werden, sei bereits ein wegweisender Schritt gewesen. Insgesamt sei 2020 trotz der Corona-Pandemie und dadurch stockender formaler Verhandlungsprozesse ein "sehr positives Jahr""Sehr für die Klimadiplomatie gewesen, betonte der Mitautor des sechsten Sachstandsberichtes des Weltklimarates, der kommendes Jahr veröffentlicht werden soll.

Fünfter Geburtstag des Pariser Klimaabkommens

Die Konferenz am 12. Dezember markiert den fünften Geburtstag des Pariser Klimaabkommens, das alle Staaten zum Kampf gegen die Erderwärmung verpflichtet. Bei der Online-Konferenz sind die Länder aufgerufen, höhere nationale Klimaziele zu benennen, da die bisherigen Zusagen nicht ausreichen, um den Klimawandel entscheidend einzudämmen.

Geden hob hervor, dass das Paris-Abkommen nicht verpflichtend festschreibe, dass 2020 bereits ehrgeizigere Klimaziele präsentiert werden, wie vielfach angenommen werde. "Es reicht aus, wenn Staaten bereits vorgelegte Ziele für 2030 erneut kommunizieren", erläuterte der Politikwissenschaftler. Erst ab 2025 müssten die Staaten laut dem Vertragswerk beim Klimaschutz nachlegen.

"Es ist also schon ein Erfolg, dass wichtige Länder sich dieses Jahr an Anschärfungen probieren", sagte Geden. Erwartet werde unter anderem, dass die EU-Staats- und Regierungschefs sich unmittelbar vor der UN-Konferenz auf eine Anhebung des europäischen Minderungsziels von 40 Prozent auf 55 Prozent bis 2030 einigen werden.

Biden will Pariser Klimaabkommen wieder beitreten

Für positive Stimmung beim Gipfel wird nach den Worten Gedens auch der bevorstehende Machtwechsel in den USA sorgen - Wahlsieger Joe Biden hat angekündigt, dem Pariser Klimaabkommen wieder beizutreten, aus dem das Land unter dem scheidenden Amtsinhaber Donald Trump ausgetreten ist. Ob es Biden aber tatsächlich gelinge, den Klimaschutz schnell voranzutreiben, hänge von den künftigen Machtverhältnissen im US-Senat ab. "Wenn die Demokraten im Januar die beiden offenen Sitze in Georgia nicht gewinnen, wird es schwer, ambitionierte Politik zu machen." Nach der Rückkehr zum Pariser Klimaabkommen, wofür ein Dekret des Präsidenten reicht, werde die USA bald ein Klimaziel für 2030 verkünden müssen: "Das wäre dann der erste Lackmustest für die neue US-Klimapolitik", sagte Geden.

Die Online-Klimakonferenz wird von den UN und der britischen Präsidentschaft des nächsten regulären Klimagipfels im kommenden November in Glasgow ausgerichtet. Der Glasgower Gipfel sollte ursprünglich bereits dieses Jahr stattfinden, musste aber wegen der Corona-Pandemie verschoben werden.


Quelle:
epd