Seelsorger sieht hohen Gesprächsbedarf auf Musikfestivals

"Auch auf Glaubensdiskussionen eingehen"

In der kirchlichen Seelsorge bei Musikfestivals entwickeln sich in den Gesprächen aus Expertenerfahrung auch im Alltag verdrängte Themen. Kirche müsse immer wieder schauen, wo sie Angebote machen könnte.

Ein Besucher des Musikfestivals Wacken Open Air / © Michael Althaus (KNA)
Ein Besucher des Musikfestivals Wacken Open Air / © Michael Althaus ( KNA )

"Gerade auf einem Festival, unter dem Einfluss von Musik, Schlafentzug und auch Alkohol, kommen manchmal Dinge zum Vorschein, die man im Alltag sonst vielleicht verdrängen kann", sagte Florian Baumgartner, Pastoralassistent in der Diözese Linz, im Interview des Portals katholisch.de am Samstag. Er organisiert in Österreich die Einsätze in der Festivalseelsorge.

Circa ein Viertel der Gespräche gehen in die Tiefe

Bei den Veranstaltungen könne etwas hochkommen, "was man bereden möchte - aber nicht unbedingt mit dem Kumpel, mit dem man auf dem Festival ist. In solchen Situationen werden wir als Ansprechpartner geschätzt", so Baumgartner. In den meisten Gesprächen gehe es um die Situation auf dem jeweiligen Festival. Etwa 20 bis 25 Prozent der Gespräche gingen in die Tiefe.

"Da vertrauen uns dann manche an, dass sie sich depressiv fühlen, dass sie eine schlimme Nachricht aus dem persönlichen Umfeld erhalten haben - oder sogar, dass sie Suizidgedanken haben", erklärte Baumgartner. "Wir sind natürlich keine Psychologen, aber wir vermitteln in solchen Situationen Hilfe. Was wir tun können, ist die Leute in der konkreten Situation zu stabilisieren."

Nicht nur für kirchlich Sozialisierte

Dass Glaubens- oder Kirchenthemen eine Rolle in den Gesprächen spielten, komme eher selten vor. Es tauchten immer wieder kritische Fragen auf, so Baumgartner. "Da lassen wir uns dann auch auf die eine oder andere Glaubensdiskussionen ein." Insgesamt seien die Reaktionen auf die Anwesenheit von Seelsorgern auf Musikfestivals "zum allergrößten Teil wirklich sehr positiv". Die Seelsorger seien meist an einem Zelt präsent oder auf dem Festivalgelände unterwegs.

Für seine Praxis als Gemeindeseelsorger nutze er vor allem die Offenheit, auf Menschen zuzugehen, sagte Baumgartner. "Wir wollen als Kirche ja nicht nur für kirchlich sozialisierte Menschen da sein, sondern unser Auftrag aus dem Evangelium heraus ist, für alle Menschen da zu sein - egal, wo oder wie sie ihr Leben leben". Da müsse die Kirche immer wieder schauen, welche Angebote sie machen könne.

Quelle:
KNA