Seelsorger freut sich auf Weltjugendtag in Lissabon

"Eindrücke sammeln, die ein Leben lang halten"

In sechs Monaten startet das Treffen für junge Gläubige. Auch im Erzbistum Köln laufen die Vorbereitungen. Diözesanjugendseelsorger Schwaderlapp ist davon überzeugt, dass die Jugendlichen in Portugal tolle Erfahrungen sammeln werden.

Fähnchen mit dem Logo des Weltjugendtags 2023 in Lissabon und von Portugal / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Fähnchen mit dem Logo des Weltjugendtags 2023 in Lissabon und von Portugal / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Noch ein halbes Jahr oder nur noch ein halbes Jahr? Wie blicken Sie auf den Endspurt bis zum 1. August?

Diözesanjugendseelsorger Dr. Tobias Schwaderlapp / © Beatrice Tomasetti (DR)
Diözesanjugendseelsorger Dr. Tobias Schwaderlapp / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Pfarrer Tobias Schwaderlapp (Diözesanjugendseelsorger für das Erzbistum Köln): Ein halbes Jahr, das wird jetzt schnell gehen, das ist mir bewusst. Aber ein halbes Jahr ist auch noch ausreichend Zeit, um sich vorzubereiten.

DOMRADIO.DE: Von Papst Franziskus wissen wir, er hat sich online per Tablet für die Teilnahme am Weltjugendtag registriert. Wie viele Jugendliche haben sich sonst schon angemeldet? Haben Sie da einen Überblick?

Schwaderlapp: Also ich weiß, dass die Portugiesen derzeit mit etwa anderthalb Millionen Leuten rechnen, was tatsächlich schon eine Hausnummer ist.

Bei uns im Erzbistum können wir im Moment überhaupt noch nicht richtig sagen, wie viele sich da anmelden, weil sich bei uns die Gruppen erst jetzt anmelden. Die müssen sich aber erstmal in den Pfarreien und anderen Communities sammeln. Wir haben noch bis Ende März Zeit. Bei uns sind im Moment noch nicht so viele Anmeldungen eingegangen. Aber ich weiß von vielen Gruppen, dass sie planen mitzufahren.

DOMRADIO.DE: Wie bereiten Sie sich beziehungsweise das Erzbistum Köln auf den WJT 2023 vor?

Schwaderlapp: Organisatorisch sind wir zum Glück relativ flexibel dadurch, dass wir jetzt keine Flugtickets gekauft haben. So können wir alle mitnehmen, die mitfahren wollen und das vor einem Jahr aber noch nicht sagen konnten. Deshalb haben wir gesagt, wir fahren mit dem Bus und sind dann relativ flexibel. Trotzdem, das muss organisiert werden.

Wir werden im April eine kleine Vor-Tour mit den Organisatorinnen, Organisatoren, dem BDKJ und dem Generalvikariat nach Aveiro machen, dort wird die erste Woche stattfinden. Dann geht es weiter nach Lissabon, um einfach dort mit den Gastgebern zu sprechen, uns kennenzulernen und die Lage vor Ort zu checken, damit wir ein klareres Gefühl dafür bekommen, wo wir uns da bewegen.

Dann wird es Mitte Mai ein großes Vorbereitungstreffen für alle Teilnehmenden hier in Altenberg geben, wo wir uns einfach kennenlernen und, ich nenn es mal, ein wenig vorglühen für den Weltjugendtag. Sowohl geistlich als auch irgendwie gesellschaftlich, muss man Portugal kennenlernen, ein paar portugiesische Sprachbrocken erlernen, aber sich eben auch geistlich auf den Weg machen.

DOMRADIO.DE: Und man muss sich, glaube ich, auch ein bisschen darauf vorbereiten, dass es ein ganz schön langer Ritt im Bus nach Portugal ist, oder?

Schwaderlapp: Ein Ponyhof ist die ganze Fahrt nicht. Um es sehr deutlich zu sagen, wir werden zwei Tage lang im Bus sitzen, sowohl hin und als auch zurück. Es ist zwar Europa, das klingt erst mal nach einem erreichbaren Weltjugendtag, aber es ist wirklich am Rand von Europa und das ist einfach eine Distanz. Aber es lohnt sich, da bin ich sicher.

DOMRADIO.DE: Jetzt gab es am Montag eine etwas irritierende Meldung aus dem Gastgeberland Portugal selber. Die sozialistische Regierung soll das Budget für den Weltjugendtag gekürzt haben. Sie will sich nur noch mit circa 30 Millionen Euro beteiligen, statt mit 36,5. Können Sie diese Entscheidung nachvollziehen?

Pfarrer Tobias Schwaderlapp (Diözesanjugendseelsorger für das Erzbistum Köln)

"Insgesamt kostet der Weltjugendtag dem Vernehmen nach so etwa 180 Millionen Euro. (...) Aber von diesen Bundesmitteln werden jetzt 18,5 Prozent, fast ein Fünftel gekürzt."

Schwaderlapp: Ja und nein. Zum einen ist das immer schlecht, Zusagen nicht einzuhalten, mal ganz grundsätzlich. Wenn eine Regierung sagt, wir beteiligen uns mit einem gewissen Betrag in dieser Größenordnung und dann ändert sie die Summe ein halbes Jahr vorher. Das sind Bundesmittel, keine Stadtmittel. Die Stadt Lissabon gibt auch Mittel dazu.

Insgesamt kostet der Weltjugendtag dem Vernehmen nach so etwa 180 Millionen Euro. In dem Ausmaß bewegen wir uns da. Aber von diesen Bundesmitteln werden jetzt 18,5 Prozent, fast ein Fünftel gekürzt. Das ist natürlich erst mal heftig für alle, die da mit der Vorbereitung zu tun haben.

Für die Vorbereitung bedeutet das nichts Direktes, denn ein ganz großer Teil der Vorbereitung, so war es hier in Köln, so ist es auch in Portugal, ruht auf den Schultern von ehrenamtlich Beschäftigten, Leuten, die schon seit einem, zwei oder drei Jahren glühen und brennen für diesen Weltjugendtag und sich da vorbereiten als gastgebendes Land, um wirklich Gastgeber-Qualitäten auszubilden.

Das spüren wir überall, wo wir mit ihnen zu tun haben. Aber gleichzeitig kosten diese Dinge auch, das wissen wir von jeder Familienfeier. Wenn ich das jetzt mal hochrechne auf 1,5 Millionen, dann kostet das enorm viel. Und da jetzt keine verlässlichen Zusagen zu haben, ist natürlich schwierig.

DOMRADIO.DE: Wenn wir über Geld reden. Es sind fast 1.000 Euro, die bezahlt werden müssen für die Teilnehmenden. Aber Sie sagen, es lohnt sich trotzdem für Eltern oder Gemeinden Geld zu sammeln, zu sparen oder sich sponsern zu lassen.

Pfarrer Tobias Schwaderlapp (Diözesanjugendseelsorger für das Erzbistum Köln)

"Es ist deshalb keine günstige Tour, aber es ist eine Tour, die sich lohnen wird."

Schwaderlapp: Auf jeden Fall, das ist ein sehr hoher Preis, das ist mir bewusst. Da sind jetzt 120.000 € an Zuschüssen, auch von Seiten des Erzbistums, einkalkuliert. Aber noch mal, das ist eine weite Strecke. Die Spritkosten, das weiß jeder, der pendeln muss oder sonst irgendwie mal sein Auto getankt hat, sind im Moment sehr hoch. Es ist Krieg in Europa und das schlägt sich dann bis auf diese Ebene durch.

Es ist deshalb keine günstige Tour, aber es ist eine Tour, die sich lohnen wird. Wir sind dann zwei Wochen unterwegs und werden Eindrücke sammeln, die ein Leben lang halten. Da, so glaube ich, kann ich nach wie vor trotz des hohen Preises wirklich guten Gewissens herzlich einladen.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Weltjugendtag 2023 in Lissabon

Termine

26.-31. Juli 2023: Tage der Begegnung in Aveiro
1.-6. August 2023 Weltjugendtag in Lissabon

Motto

Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg. – Lk 1,39

Lissabon, Portugal

Fähnchen mit dem Logo des Weltjugendtags 2023 in Lissabon und von Portugal / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Fähnchen mit dem Logo des Weltjugendtags 2023 in Lissabon und von Portugal / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
DR