Schwester Katharina über Weihnachten als Ordensfrau

"Gott kommt in dieses Erdenchaos"

Weihnachten feiern die Menschen ganz unterschiedlich und oft genug mit Streit. Wie läuft das eigentlich bei Ordensleuten ab? Wir haben bei Schwester Katharina nachgefragt. Sie erklärt, wie man im Orden ohne Stress Weihnachten feiert.

Krippenfigur des Jesuskindes / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Krippenfigur des Jesuskindes / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Bekommen Sie und Ihre Mitschwestern das hin, Weihnachten zu feiern ohne Stress? 

Schwester Katharina Hartleib OSF (Franziskanerin im Konvent San Damiano in Olpe, betet auf DOMRADIO.DE montags bis freitags die Morgenimpulse): Ja, ich glaube schon. Weil ich denke, bei uns ist die Dimension eine andere. Es ist eine sehr geistliche Dimension. Das heißt, wir beten sehr ausgiebig, wir feiern Gottesdienste, wir schauen uns das Evangelium näher an und da fährt der innere Computer ohnehin ein bisschen mehr runter.

Schwester Katharina Hartleib / © Nicolas Ottersbach (DR)
Schwester Katharina Hartleib / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Zum Beispiel gestern: morgens waren wir im Nachbar-Städtchen zu einer Rorate-Messe, die mich sehr bewegt hat, weil so viele Menschen da waren. Die kleine Basilika war viel zu klein, es waren so viele Menschen da, dass sie noch in die Nachbarkirche gehen mussten, um mitzuhören und mitzufeiern. 

Abends gab es die Christmette, wo es um die Frage ging, wo ist mein Platz in diesem Weihnachtsgeschehen? Das hat mich beschäftigt und anschließend haben wir uns darüber auch noch unterhalten. Wir haben ja nicht den Stress mit Geschenke machen und das alles. Manchmal haben wir eine kleine Idee, was der anderen gefallen und Freude machen würde. Das machen wir dann auch.

Schwester Katharina

"Dieser Gott kommt trotzdem, ob wir es perfekt haben oder nicht."

DOMRADIO.DE: Wie kriegen wir das denn hin, den Computer mal runterzufahren über die Tage?

Sr. Katharina: Ich glaube, das kann nur gehen, wenn ich mir deutlich mache, was das für ein Fest ist. Es ist kein Geschenkeverteilfest, sondern es ist ein göttliches Fest, dass uns seit vielen Hundert Jahren daran erinnert, dass dieser Gott runterkommt von seinem hohen Himmel, in dieses Erdenchaos. 

Die gekrönte Maria, Regina Maria, hält das Jesuskind auf dem Arm in der Kirche Sankt Nikolaus in Bonn. / © Harald Oppitz (KNA)
Die gekrönte Maria, Regina Maria, hält das Jesuskind auf dem Arm in der Kirche Sankt Nikolaus in Bonn. / © Harald Oppitz ( KNA )

Ich glaube, dieses Herunterkommen von unseren Ansprüchen, von unseren Vorstellungen, von unserem "Alles muss perfekt sein" kann es uns bewusst werden lassen. Dieser Gott kommt trotzdem, ob wir es perfekt haben oder nicht. Ob wir alles so haben, wie es immer so sein musste oder ob wir mitten drin uns hinsetzen und sagen "Gott, hier bin ich in alledem, wie ich bin". Ich glaube, das könnte helfen.

DOMRADIO.DE: Wie feiern Sie Weihnachten in Olpe?

Sr. Katharina: Wir haben die Laudes, das Morgenlob miteinander gebetet, haben gefrühstückt, gehen um 11:00 in das Fest-Hochamt und fahren dann in unser Mutterhaus zu unseren Schwestern. Die haben uns zum Mittagessen eingeladen.

Am Nachmittag gehen wir im Krankenhaus jemanden besuchen, die über Weihnachten im Krankenhaus sein muss und für heute Abend haben wir einen Film geschenkt bekommen, den wir gucken werden. 

Morgen haben wir unsere ägyptische Flüchtlingsfamilie eingeladen. Die waren dreieinhalb Jahre bei uns, sind koptische Christen und leben völlig eigenständig, die Kinder sind in der Schule fit. Immer am ersten Weihnachtstag oder eben diesmal am zweiten Weihnachtstag, laden wir sie zum Mittagessen ein. 

Am Nachmittag fahren wir dann in unser Schwestern-Altenheim und besuchen die alten Schwestern. Und das ist immer wirklich richtig schön.

Schwester Katharina

"Lass uns mal schauen, was Gott von uns möchte und wie das gehen kann."

DOMRADIO.DE: Wenn Sie auf das Jahr zurückblicken, auf was schauen Sie besonders gern zurück?

Sr. Katharina: Wir merken zum Beispiel, dass wir als Schwesterngemeinschaft weniger werden. Das ist ja in ganz vielen Ordensgemeinschaften so, aber wir hatten in diesem Sommer das Provinzkapitel, so eine Provinzversammlung, wo alle delegierte Schwestern waren. 

Da habe ich gemerkt, obwohl viele Schwestern schon sehr alt sind, hatten die eine unglaubliche Energie für die nächsten vier Jahre und ich habe mich echt gewundert. Ich dachte, wenn wir das alles machen wollen, was ihr da möchtet, dann haben wir echt zu tun. 

Das fand ich sehr erfreulich, dass wir nicht so in diesem Krisenalltag hängen. Also: Lass uns doch mal schauen, was dieser Gott in dieser Zeit von uns möchte und dann schauen, wie das gehen kann. Und dann muss man gucken, wie wir das mit mit Leuten, die zwischen 20 und und Ende 90 sind, hinkriegen. Ich finde es spannend.

Das Interview führte Carsten Döpp.

Quelle:
DR