Schwester Ackermann zu 25 Jahre Solwodi

Die "Mutter Courage" vom Niederrhein

Die Frauenhilfsorganisation Solwodi begeht in diesen Monaten ihr 25-Jahr-Jubiläum. Bei domradio.de erinnerte Gründerin Lea Ackermann an die Gründung, die erste Zeit in Kenia und die Erfolge seitdem.

Autor/in:
Michael Borgers
Schwester Lea Ackermann zu Besuch bei domradio.de (DR)
Schwester Lea Ackermann zu Besuch bei domradio.de / ( DR )

Gerade erst ehrte die Itzel-Stiftung das Engangement der Ordensfrau. Bei der Verleihung des mit 50.000 Euro dotierten Itzel-Preis der Münchener Stiftung Anfang Juni würdigte Nordrhein-Westfalens Frauenminister Armin Laschet die Solwodi-Gründerin als "Schwester Courage". Als "Weiße Schwester" begann sie ihr Engagement 1960. Bei der Weltfrauenkonferenz in Nairobi 1985 kam ihr die Idee zu Solwodi, erinnert sie im Interview mit domradio.de. Das Hauptthema des Treffens damals sei Gewalt an Frauen gewesen: "Prostitution, Sextourismus, Heiratsmarkt."

"Mit der Begeisterung dieser Weltfrauenkonferenz kam ich dann nach Mombasa. Und dort dachte ich: Hier will ich mich engagieren". Sie ging auf die Straße und sprach mit den Frauen. "Wenn mir eine Frau gesagt hätte 'Tolle Prostitution, mit dem Geld kann ich meiner Familie helfen', wäre mir das auch egal gewesen." Aber die Frauen sagten anderes. Sie klagten ihre Not. Ackermann dachte über Auswege nach - und kam auf die Idee zu Solwodi: Solidarity with women in distress (Solidarität mit Frauen in Not) als Ausstiegsprojekt für Frauen und Mädchen aus der Elendsprostitution.

Engagiert seit 25 Jahren
Seit 1988 engagiert sich die Organisation mit Sitz in Boppard mit 42 fest angestellten Frauen in zwölf Beratungsstellen. In den vergangenen 25 Jahren konnte Solwodi Tausenden von Frauen helfen. In Deutschland unerhält die Nichtregierungsorganisation 14 Beratungsstellen mit "Schutzwohnungen", zehn Beratungsstellen in Kenia und eine in Rumänien. In Ruanda betreue man ein Witwen- und Waisenprojekt für Opfer des Völkermords im Jahr 1994.

Zu den Forderungen gehören die Abschaffung abhängiger Beschäftigung von Prostituierten sowie die strafrechtliche Verfolgung jeder Eingriffe in ihr Selbstbestimmungsrecht und ihre Handlungsfreiheit. Immer wieder mahnt Ackermann einen besseren Schutz der Zeuginnen von Zwangsprostitution an und streitet für eine "menschenwürdige Reform" des am 1. Januar 2002 in Kraft getretenen deutschen Prostitutionsgesetzes. Für ihr Engagement wurde Ackermann mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem "Bullen-Orden" des Bundes Deutscher Kriminalbeamter.

Eichstätter Shalom-Preis für kenianische Sozialarbeiterin
In Kenia entstand 2002 das Projekt SOLGIDI (Solidarity with girls in distress - Solidarität mit Mädchen in Not), das sich um die Töchter von Prostituierten kümmert. Agnes Mailu, Leiterin von SOLGIDI, erhält am Samstag (19.06.2010) den mit 15.000 Euro dotierten Shalom-Preis für Menschenrechte.

Die Auszeichnung verleiht Arbeitskreis Shalom für Gerechtigkeit und Frieden an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt seit 28 Jahren an Personen oder Projekte, die sich unter Einsatz ihres Lebens für die Menschenrechte einsetzen. Dies tue Mailu mit all ihrer Kraft.

Das Projekt SOLGIDI (Solidarität mit Mädchen in Not) geht auf eine Initiative von Schwester Lea Ackermann zurück, die auch die Laudatio auf Mailu halten wird. Damit soll Töchtern von Prostituierten ermöglicht werden, einen anderen Weg als ihre Mütter einzuschlagen. Deshalb finanziert SOLGIDI ihnen Schulbesuch sowie eine Ausbildung. Außerdem betreiben die Mitarbeiter die sexuelle Aufklärung der Kinder, um sie vor Übergriffen zu schützen. 

Lea Ackermann †

Die Frauenrechtlerin und katholische Ordensschwester Lea Ackermann ist tot. Die 86-Jährige starb am 31. Oktober 2023 in einem Trierer Krankenhaus, teilte der von ihr gegründete Verein Solwodi in Koblenz mit. 

Für ihren unermüdlichen Einsatz gegen Frauenhandel und Zwangsprostitution erhielt Schwester Dr. Lea Ackermann zahlreichen Ehrungen – unter anderem den Romano-Guardini-Preis und das Große Bundesverdienstkreuz. 1985 gründete sie die Organisation SOLWODI ("SOLidarity with WOmen in DIstress" – Solidarität mit Frauen in Not) in Mombasa/Kenia.

Lea Ackermann / © Thomas Frey (dpa)
Lea Ackermann / © Thomas Frey ( dpa )