Schöpfungsexperte gibt zum "Earth Day" Verhaltenstipps

"Wasser macht Leben möglich"

An diesem Montag ist "Earth Day". National und international machen viele Aktionen auf den Schutz des Planeten aufmerksam. Auch die Kirche kann viel dafür tun. Schöpfungsexperte Sebastian Knapp erklärt, was individuell machbar wäre.

Symbolbild Grundwasser / © celipuram gopichander (shutterstock)
Symbolbild Grundwasser / © celipuram gopichander ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: "Wasser macht Leben möglich" ist das Motto des "Earth Days" in diesem Jahr in Deutschland. Warum ist dieses Motto gewählt worden?

Sebastian Knapp (Dozent beim Institut für theologische Zoologie in Münster): Dieses Motto ist gewählt worden, um auf die Bedeutung des Themas Wasser für die Gesellschaft hinzuweisen. Eigentlich ist das weltweite Thema "Planet vs. Plastic". Dabei geht es um das Thema Plastik. 

Sebastian Knapp

"Dem Plastik den Kampf anzusagen, das setzt sich der weltweite Earth Day als Ziel."

Aber ich finde, dass die Themen nah beieinander liegen. Auf die Bedeutung von sauberem Trinkwasser und sauberem Wasser im Ökosystem Meer hinzuweisen, ist eng mit der Verwendung von Plastik verbunden. Dem Plastik den Kampf anzusagen, setzt sich der weltweite "Earth Day" als Ziel.

Sebastian Knapp

"Vor allem die industrielle und landwirtschaftliche Verschmutzung von Gewässern ist ein sehr großes Problem."

DOMRADIO.DE: Welche Faktoren bedrohen unsere Wasserqualität?

Knapp: Die Faktoren, die die Wasserqualität weltweit bedrohen, sind vielfältig. Es gibt menschgemachte Einflüsse. Das sind die hauptsächlichen Einflüsse. Vor allem die industrielle und landwirtschaftliche Verschmutzung von Gewässern ist ein sehr großes Problem. Außerdem wird das Abwasser in vielen Ländern unzureichend behandelt, bevor es wieder eingespeist wird. Das sind wichtige Faktoren. 

Der Klimawandel tut sein Übliches, um Süßwasserquellen zu gefährden. Die Verwüstung von Landstrichen, aber auch die Abholzung von Wäldern führt an vielen Stellen, gerade wo es Kontakt zu Wasser gibt, zu einer Erosion der Landflächen. Dadurch entsteht eine Verschmutzung der Gewässer. 

Verschmutzte Gewässer in Indien / © Farooq Khan (dpa)
Verschmutzte Gewässer in Indien / © Farooq Khan ( dpa )

Schadstoffe wie Pestizide, Schwermetalle, aber auch organische Chemikalien und vor allem Krankheitserreger können so in die Gewässer kommen. Die können sowohl für Mensch als auch Tier nachteilige Auswirkungen haben.

Sebastian Knapp

"Man muss zwei Ebenen unterscheiden. Es gibt die individuelle und die kollektive Ebene." 

DOMRADIO.DE: Was kann man gegen die drohende Wasserverschmutzung tun?

Knapp: Man muss zwei Ebenen unterscheiden. Es gibt die individuelle und die kollektive Ebene. Auf der individuellen Ebene finde ich, hat der "Earth Day" das dieses Jahr schön gemacht. Die geben sehr viele konkrete Ratschläge, was man tun kann. Ein Ratschlag, den sie beispielsweise geben, ist, auf umweltfreundliche Praktiken bei Kleidung zu achten. 

Das beinhaltet, dass man Fair Fashion-Kleidung bezieht. Man kann auch darauf achten, dass Dinge am besten wiederverwendet werden, dass Produkte "Second Hand" benutzt und nicht neu hergestellt werden. Das hilft, weil bei der Herstellung von Kleidung sehr viel Wasser verschwendet wird. Aber auch bei Putzmitteln kann man auf die Nachhaltigkeit achten, damit sie die Gewässer nicht zu stark belasten. 

Das EU-Naturschutzgesetz gilt als Meilenstein. Es verpflichtet die Mitgliedsstaaten zerstörte Natur wieder in einen guten ökologischen Zustand zu bringen. / © Sina Schuldt (dpa)
Das EU-Naturschutzgesetz gilt als Meilenstein. Es verpflichtet die Mitgliedsstaaten zerstörte Natur wieder in einen guten ökologischen Zustand zu bringen. / © Sina Schuldt ( dpa )

Es wird auch drauf hingewiesen, Papier zu verwenden, das auf Chlorbleiche verzichtet. Auf der Homepage des "Earth Days" gibt es sehr gute Ratschläge, wie man das Thema Wasser angehen kann. Die andere Ebene ist die strukturelle Ebene, auf die man achten muss. Dabei ist es wichtig, dass politische Entscheidungen getroffen werden, die besonders die Industrie hart angehen. 

Die Verschmutzung von Gewässern durch Einleitungen von Abwasser muss abnehmen. Die Einleitungen von Abwasser müssen generell abnehmen. Außerdem sollten auf struktureller Ebene Moore und andere Ökosysteme wiederhergestellt werden, weil die eine Filterwirkung für Gewässer haben.

Sebastian Knapp

"Auch Kirchen vor Ort können konkrete Maßnahmen ergreifen, um mit Wasser verantwortungsvoller umzugehen."

DOMRADIO.DE: Welche Verantwortung trägt in diesem Zusammenhang die Kirche?

Knapp: Die Kirche hat eine große Verantwortung. Papst Franziskus hat das in "Laudato si" betont. Darin ist er auf die Bedeutung von Wasser für die Lebenswelt des Menschen und der Tiere eingegangen. Er hat vor Wasserverschwendung gewarnt und hat auf die große Problematik hingewiesen. 

Es ist dem Papst ein Anliegen. Auch Kirchen vor Ort können konkrete Maßnahmen ergreifen, um mit Wasser verantwortungsvoller umzugehen. Wie gesagt, kann man zum Beispiel auf das Druckpapier achten. Wenn man einen Garten in der Gemeinde hat, kann man Regenwasserauffangsysteme installieren. Dafür muss man kein Leitungswasser nehmen. Denn Leitungswasser ist kostbar. 

Darauf können die Gemeinden hinweisen und das auch bei den Gemeindemitgliedern zum Anliegen machen. Gerade im interreligiösen Dialog kann das sehr gut gelingen, dass man gemeinsam auf die Bedeutung des Themas Wassers hinweist. Ich finde, die Kirche kann sehr viel beitragen und ihre Stimme laut und stark nutzen, um auf diese Problematik hinzuweisen.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Enzyklika "Laudato si"

Klimawandel, Artenvielfalt, Trinkwasser: Diese Themen bestimmen die Umweltenzyklika von Papst Franziskus. Er wendet sich damit an "alle Menschen guten Willens" - und erklärt, warum eine ökologische Umkehr auch soziale Gerechtigkeit bedeutet. Papst Franziskus hat die reichen Industrienationen zu einer grundlegenden "ökologischen Umkehr" aufgefordert, um globale Umweltzerstörung und Klimawandel zu stoppen.

Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
DR