DOMRADIO.DE: Am Wochenende fand im Europapark Rust im Erzbistum Freiburg ein Nikolausworkshop statt, organisiert vom Bonifatiuswerk. Sie als TV- und Theaterschauspieler haben die angehenden Nikoläuse unterrichtet. Was ist das Wichtigste, was man beachten muss, wenn man Nikolaus werden möchte?
Martin Wangler (TV- und Theaterschauspieler): Wichtig ist, dass man immer freundlich auf die Kinder zugeht und dass man kontaktfreudig ist. Vor allen Dingen muss man auch Lust am Schauspielen haben und versuchen, das richtig rüberzubringen.
DOMRADIO.DE: Welche Menschen haben sich für Ihren Nikolausworkshop interessiert und was haben sie denen vermittelt?
Wangler: Das waren einerseits sehr erfahrene Nikoläuse, die schon über 50 Jahre den Nikolaus machen, aber auch frisch gekürte Nikolaus-Darsteller. Da war eine große Amplitude da. Ich habe versucht, dem Nikoläusen ein schauspielerisches Handwerk nahezubringen. Es gehört zum Schauspielen dazu, sich bewusst zu werden: wer ich bin, wo komme ich her?
Auch ganz konkret: Komme ich vom Himmel mit dem Schlitten oder komme ich eher mit dem Fahrrad, weil es kein Schnee mehr gibt oder so? So kann man wirklich glaubwürdig den Nikolaus rüberbringen. Im zweiten Teil habe ich versucht, verschiedene Situationen zu kreieren, wo man auch von den Erfahrungen der alten Hasen profitieren kann.
DOMRADIO.DE: Nikoläuse gehen rund um den 6. Dezember in Schulen, Kindergärten, aber auch Senioren- und Altenheime, zu ganz verschiedene Zielgruppen. Nikoläuse müssen sich auf verschiedene Menschen einstellen. Wie geht man das am besten an?
Wangler: Ich sage immer, man muss eine gewisse Vorbildung haben. Das ist ein verhältnismäßig komplexer Vorgang, weil man ist Schauspieler und Regisseur, dann muss man improvisieren. Wenn ich zum Beispiel in ein Altenheim reingehe, kann es passieren, dass eine Person total Angst vor einem Nikolaus hat. Es kann genauso passieren, dass jemand emotional überwältigt ist und nur noch weint. Dann muss man natürlich auf die Leute eingehen.
Das kann natürlich auch bei Kindern passieren. Es ist wichtig, dass der Nikolaus ein Freund der Menschen ist und versucht herauszufinden, wo der Schuh drückt. Das Gespräch ist letztendlich das Wichtigste.
DOMRADIO.DE: Sie sind selbst als Nikolaus-Darsteller in Ihrer Heimat Breitnau im Schwarzwald. Sie sind zudem Schauspieler. Hat das was miteinander zu tun oder ist das eine ganz andere Herangehensweise, wenn Sie als Nikolaus losziehen?
Wangler: Für mich ist das immer noch ein Schauspiel, ein Rollenspiel. Ich versuche, eine Person zu verkörpern, die ich selber nicht bin. Da ist es natürlich immer sehr spannend, weil mich alle hier im Umfeld vom Fernsehen her kennen.
Sie sagen dann: "Ach, du bist doch der Martin, du bist gar nicht die echte Nikolaus." Dann sage ich: "Stell dir mal vor, wenn der echte Nikolaus da wär, wie der aussehen würde -der wäre ist jetzt 1700 Jahre alt." Ich bin da ganz froh, dass ein frischer Nikolaus hier herkommt.
DOMRADIO.DE: Sehr präsent sein wird in den kommenden Wochen auch der Weihnachtsmann, der eine Erfindung der Werbeindustrie sein soll. Allerdings kennen die meisten den Unterschied nicht so genau. Haben Sie das auch thematisiert?
Wangler: Ja, klar wird es thematisiert. Ich versuche den Kindern zu vermitteln, dass man nach so langer Zeit immer noch einer Person gedenkt, die wirklich Gutes getan hat und ein Freund der Menschen ist. Der Nikolaus hat versucht, das Leid zu mindern und zu spüren, wo der Schuh drückt.
Da haben heutzutage immer noch eine Aufgabe: In einer Mediengesellschaft, wo viele Kinder ruhig gestellt werden mit Tablets, iPhone, Fernsehen, ist es ein Geschenk, wenn der Nikolaus kommt und ihnen zuhört. Da habe ich sehr schöne Erfahrungen gemacht. Wenn dann ein Kind kommt und fragt: "Nikolaus, darf ich dich umarmen?" Ich glaube, dann haben wir was gut gemacht.
Das Interview führte Carsten Döpp.