Sant'Egidio verurteilt geplante Hinrichtung mit Stickstoff

Umstrittene Methode

Vor der geplanten Hinrichtung eines Inhaftierten im US-Bundesstaat Alabama durch Stickstoff hat die internationale katholische Gemeinschaft Sant'Egidio scharfe Kritik geübt. Die Hinrichtung durch Stickstoff gilt als sehr umstritten.

Fast hundert Menschen demonstrieren vor dem State Capitol gegen eine geplante Hinrichtung mit Stickstoff  / © Mickey Welsh/The Montgomery Advertiser/AP (dpa)
Fast hundert Menschen demonstrieren vor dem State Capitol gegen eine geplante Hinrichtung mit Stickstoff / © Mickey Welsh/The Montgomery Advertiser/AP ( dpa )

Die Gouverneurin von Alabama, Kay Ivey, solle den Verurteilten Kenneth Smith begnadigen und die Todesstrafe aufheben, forderte Sant'Egidio-Vertreter Tobias Müller am Mittwoch in Berlin. Die Hinrichtung, sollte sie stattfinden, setze einen neuen Standard in Bezug auf mangelnde Menschlichkeit.

Geplante Hinrichtungsmethode experimentell 

Müller zufolge sprachen sich weitere Vertreter Sant'Egidios unter anderem in Rom, Paris und Barcelona gegen die Hinrichtung aus, um den Druck auf die Gouverneurin zu erhöhen, die Exekution zu stoppen. Auch Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International sowie der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk hatten den US-Bundesstaat Alabama scharf kritisiert.

Einen Menschen hinzurichten, indem man ihm Stickstoff zuführt, ist eine sehr umstrittene und bislang unerprobte Methode. Amnesty International hatte Alabama deshalb vorgeworfen, mit einem Menschen
zu experimentieren. Nach Einschätzung der Organisation könne die Methode Folter gleichkommen. 

Bereits 2022 war eine geplante Hinrichtung des Verurteilten durch Injektion gescheitert. Dies sei für den Betroffenen qualvoll gewesen; seither leide er unter posttraumatischen Belastungsstörungen.

USA halten national an Todesstrafe fest

Laut Amnesty war Smith 1988 zum Zeitpunkt des ihm zur Last gelegten Auftragsmords 22 Jahre alt und hatte eine von schwerer häuslicher Gewalt geprägte Kindheit hinter sich. Der heute 58-Jährige sei bereits seit 34 Jahren inhaftiert. Er soll im Todestrakt ein gewaltfreies, respektvolles und konstruktives Mitglied der Gemeinschaft gewesen sein.

Seitdem sich europäische Arzneimittelhersteller weigern, ihre für Narkose und Heilung gedachten Medikamente zur Tötung von Menschen in US-amerikanische Gefängnisse zu liefern, suchen US-amerikanische Justizbehörden neue Hinrichtungsmethoden. 

Die USA halten auf nationaler Ebene an der Todesstrafe fest. Dasselbe gilt für zahlreiche US Bundesstaaten. In den Vereinigten Staaten wurden laut Statistik nach einer längeren Aussetzung der Todesstrafe seit 1976 mehr als 1.580 Menschen hingerichte

Todesstrafe in den USA

Der Senat von New Hampshire stimmte am 30. Mai 2019 für die Abschaffung der Todesstrafe. Damit hat die Hälfte der US-Bundesstaaten diese grausame und unmenschliche Bestrafung entweder abgeschafft oder ein Moratorium beschlossen.

Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom hat im März per Dekret angefordert, dass in Kalifornien per sofort alle Hinrichtungen ausgesetzt werden. Mehr als 700 Häftlinge befinden sich in dem US-Bundesstaat in der Todeszelle.

Todesstrafe fordert US-Katholiken heraus / © Bradley Birkholz (KNA)
Todesstrafe fordert US-Katholiken heraus / © Bradley Birkholz ( KNA )
Quelle:
KNA