Salman Rushdie erhält Friedenspreis in Paulskirche

"Literatur erschafft Schönheit auch in hässlichen Zeiten"

Der indisch-britische Schriftsteller Salman Rushdie erhält an diesem Sonntag in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Mit der Verleihung geht zugleich die 75. Frankfurter Buchmesse zu Ende. 

Literaturgala mit Friedenspreisträger Salman Rushdie / © Andreas Arnold (dpa)
Literaturgala mit Friedenspreisträger Salman Rushdie / © Andreas Arnold ( dpa )

Die Festrede hält der Schriftsteller Daniel Kehlmann, der mit dem 76-Jährigen eng befreundet ist. Rushdie gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern der englischsprachigen Gegenwartsliteratur. Seine Romane wurden in über 40 Sprachen übersetzt.

Der Schriftsteller Salman Rushdie sieht eine wichtige Funktion der Literatur darin, "Schönheit zu erschaffen". Dies gelte
"besonders in hässlichen Zeiten" von Kriegen, sagte er am Samstagabend bei der "Literaturgala" der Frankfurter Buchmesse mit Blick auf die Lage in Nahost und der Ukraine.

Auf die Frage, worüber er in seiner Dankesrede sprechen werde, sagte Rushdie: "Es ist ein Friedenspreis. Ich denke, ich werde über Frieden reden."

Leidenschaftlicher Verfechter der Freiheit

Die Jury erklärte, trotz hohen persönlichen Risikos sei Rushdie einer der leidenschaftlichsten Verfechter der Freiheit des Denkens und der Sprache. In seinen Romanen und Sachbüchern verbinde er erzählerische Weitsicht mit stetiger literarischer Innovation, Humor und Weisheit. 

Der Friedenspreis ist mit 25.000 Euro dotiert und wird seit 1950 vergeben. Geehrt werden Persönlichkeiten, die in Literatur, Wissenschaft oder Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen haben. Im vergangenen Jahr war der ukrainische Schriftsteller und Musiker Serhij Zhadan ausgezeichnet worden. 

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird auch dieses Jahr verliehen / © Chinnapong (shutterstock)
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird auch dieses Jahr verliehen / © Chinnapong ( shutterstock )

"Stecke die Angst in ein kleines Kästchen und genieße den Tag"

Im August 2022 war der von Islamisten bedrohte Schriftsteller in den USA auf offener Bühne mit einem Messer angegriffen worden. Rushdie (76) ist seitdem auf dem rechten Auge blind. Seit dem Attentat hat er nur wenige öffentliche Auftritte wahrgenommen.

Auf die Frage, wie er mit Angst umgehe, sagte Rushdie: "Stecke die Angst in ein kleines Kästchen und stelle es in eine Ecke des Raumes. Dann genieße deinen Tag."

Rushdie sagte, er lebe seit rund 30 Jahren mit der Angst. 1989 hatte ihn der iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini mit einer Fatwa zum Tode verurteilt und Rushdies Roman "Die satanischen Verse" verdammt. Jahrelang lebte der Autor unter Polizeischutz in verschiedenen Verstecken.

Sinn für Humor

Rushdie hat sich trotz aller Widrigkeiten in seinem Leben seinen Sinn für Humor bewahrt. Auf die Frage, wie wichtig gerade diese Eigenschaft im Zusammenleben sei, betonte er, Heuchelei und Bosheit seien das Gegenteil von Humor. "Ich denke nicht, dass Hitler viele Witze gerissen hat", sagte Rushdie.

Die "Literaturgala" war Rushdies einziger Auftritt bei der Buchmesse vor Lesepublikum - rund 1.000 Menschen waren in das Congress Center der Messe Frankfurt gekommen. Sie verabschiedeten Rushdie nach seinem Auftritt mit tosendem Applaus.

Am Freitag hatte Rushdie seinen ersten Auftritt bei der diesjährigen Buchmesse - und zwar in einem Pressegespräch mit mehreren Dutzend Journalisten.

Er war zuletzt vor acht Jahren auf der weltgrößten Bücherschau in Frankfurt zu Gast, damals als Sprecher der Eröffnungspressekonferenz der Buchmesse. Der Iran hatte jene Buchmesse wegen Rushdies Teilnahme boykottiert.

Die Frankfurter Buchmesse

Die Frankfurter Buchmesse ist mit zuletzt regelmäßig rund 7.000 Ausstellern die weltweit größte Veranstaltung ihrer Art. Hauptadressaten sind Verleger, Autoren, Buchhändler und Agenten.

Die Buchmesse in ihrer heutigen Form existiert seit 1949. Insgesamt blickt Frankfurt aber auf eine mehr als 500-jährige Tradition als Umschlagplatz für Literatur zurück. Im Zeitalter der Aufklärung musste die Stadt ihre führende Rolle an Leipzig abtreten. Erst durch die deutsche Teilung gewann Frankfurt wieder an Bedeutung.

Frankfurter Buchmesse 2019 / © Andreas Arnold (dpa)
Frankfurter Buchmesse 2019 / © Andreas Arnold ( dpa )
Quelle:
KNA