Sachsen bei der PISA-Studie auf Rang eins

Großes Bildungsgefälle

Die Leistung deutscher Schüler hat sich seit dem Jahr 2000 kontinuierlich verbessert. Das geht aus dem am Dienstag in Berlin vorgestellten Ländervergleich der Bildungsstudie PISA-E hervor. domradio sprach mit Stefan Schäfer, dem Leiter des katholischen St. Benno-Gymnasiums in Dresden, einer der "Gewinnerschulen" des neuen Rankings.

 (DR)

Den ersten Platz belegte Sachsen und überholte damit Bayern.
Gemeinsam mit Baden-Württemberg und Thüringen positionierten sich damit gleich vier Bundesländer an der internationalen Spitze. Allerdings bestehen weiter erhebliche Unterschiede im Bildungsniveau sowohl unter den Ländern als auch in den Schulen. Am besten schnitten Gymnasien ab.

Die Chancengleichheit hat sich ebenfalls verbessert. Allerdings bleibt der Anteil an leistungsschwachen «Risikoschülern» in Hauptschulen weiter sehr hoch. Ebenso wirkt sich die soziale Herkunft und der Migrationshintergrund immer noch deutlich negativ auf den Bildungserfolg aus. Ferner zeigen sich klare Leistungsunterschiede zwischen Jungen und Mädchen.

Insgesamt 13 Bundesländer übertrafen den Mittelwert vergleichbarer Industrieländer. Drei liegen auf oder unter dem Mittelwert. Bei Mathematik und Lesen sind die Leistungszuwächse allerdings wesentlich geringer.

«Positive Tendenz»
Der Leiter der Pisa-Studie, Manfred Prenzel, sprach von einer insgesamt «positiven Tendenz» und «substanziellen Verbesserungen» in vielen Bundesländern. Als Herausforderungen nannte er den Umgang mit den großen Bildungsunterschieden, die nur leicht rückläufige Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft sowie eine Verbesserung der Lesekompetenz. Er empfahl, Lesen nicht nur in der Grundschule, sondern auch in der Sekundarstufe I und in unterschiedlichen Fächern zu fördern.

Prenzel nannte es «alarmierend», dass die Leistungsspanne zwischen dem ersten und letzten Platz im Ranking - Bremen und Sachsen - teilweise bis zu zwei Schuljahre betrage. Allerdings attestierte er auch Bremen Fortschritte. Laut Studie ist es für Akademikerkinder weiterhin vier Mal wahrscheinlicher, ein Gymnasium zu besuchen, als für Kindern von Facharbeitern. Jungen sind in Mathematik und Naturwissenschaften erheblich besser als Mädchen, beim Lesen ist das Verhältnis umgekehrt.

«Bestätigung und Ermutigung"
Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), bewertete die Ergebnisse als «Bestätigung und Ermutigung». Der sächsische Kultusminister Roland Wöller (CDU) begründete den Erfolg seines Bundeslandes auch mit dem Verzicht auf die Hauptschule. Sachsen habe von Anfang an mit der Mittelschule einen eigenen Weg verfolgt. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil, begrüßte den Erfolg, beklagte aber, dass der «Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungserfolg "immer noch skandalös hoch" sei.

Als insgesamt erfreulich wertete der Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, die Ergebnisse. Er verwies darauf, dass sich Deutschland als eines von ganz wenigen Ländern verbessert habe. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte die Abschaffung der Hauptschule und eine individuelle Förderung für schwache Schüler. Der Deutsche Lehrerverband sah das gute Abschneiden der ostdeutschen Länder vor allem in kleineren Klassen begründet. Da der Osten auch weniger Migranten habe, gebe es dort auch viel weniger sogenannte Risikoschüler, sagte der Verbandsvorsitzende Josef Kraus.

Der Bildungsexperte Eckhard Nordhofen warnte im Kölner Domradio vor einer einseitigen Ausrichtung der Bildung an Naturwissenschaften. So dürfe das Wettrennen um Pisaplätze nicht andere Fächer wie den Religionsunterricht an den Rand drängen. Auch Prenzel warnte vor Einseitigkeiten. Die Schule sei wesentlich mehr als Pisa.