Pisa-Studie: Leistungen deutscher Schüler haben sich verbessert - Kirche warnt vor Jubel

Keine Chancengleichheit in Deutschland

Die katholische Kirche warnt vor "zu lautem Jubeln" angesichts der Ergebnisse der Pisa-Studie. Es seien "weiter deutliche Bildungsanstrengungen nötig", sagte der Schulbischof der Deutschen Bischofskonferenz, der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker, am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in der Paderstadt. Der Pisa-Befund weise erneut auf eine starke Abhängigkeit von Bildungschancen und sozialer Herkunft hin, beklagte er.

 (DR)

"Gerade weil Bildungschancen Lebenschancen sind, darf hier die soziale Schere nicht noch weiter aufgehen", betonte der Vorsitzende der Kommission für Erziehung und Schule der Deutschen Bischofskonferenz. Er zeigte sich zugleich erfreut über "die teilweise deutlichen Verbesserungen der schulischen Bildung in Deutschland". Das gelte auch für Fortschritte in der Lesekompetenz.

Die Schulen in kirchlicher Trägerschaft werden nach Einschätzung von Becker durch die Pisa-Studie in ihrer Ausrichtung bestätigt. "Klare Bildungsziele, Werteerziehung und die Förderung der Persönlichkeitsbildung sind Qualitätskriterien, wie auch die Durchgänge der Lernstandserhebungen gezeigt haben." Die Anstrengungen von Lehrern zur Verbesserung der Bildungsgerechtigkeit müssten ausdrücklich gewürdigt werden, so der Erzbischof.

Die am Dienstag in Berlin veröffentlichten Pisa-Studie bescheinigt deutschen Schülern bessere Leistungen als zuvor. Ein wesentliches Problem bleibt danach aber eine ausgeprägte Abhängigkeit von sozialer Herkunft und Bildungserfolg in Deutschland. Migrantenkinder sind davon am stärksten betroffen.

Der Unterschied zu einheimischen Schülern liegt bei 73 Punkten, was mehr als zwei Schuljahren entspricht. Als Gründe nennt die Studie soziale Unterschiede und sprachliche Defizite.

"Da stecken wir noch mitten in den Reformen", kommentierte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) diese Ergebnisse und sprach von einem Schwachpunkt. Zugleich warnte sie davor, die Pisa-Studie zum "Heiligtum des Bildungsbetriebs" zu stilisieren. Der Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK), der Berliner Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD), forderte "vermehrt Anstrengungen", um die Schulleistungen von sozialer Herkunft und Migration unabhängig zu machen.