Ruf nach Schweinefleisch-Pflicht der CDU stößt auf Kritik

Kotelett, Frikadelle und Co.

Der Ruf der schleswig-holsteinischen CDU nach einer Schweinefleisch-Pflicht in öffentlichen Kantinen stößt auf Ablehnung. Auch der Hamburger Weihbischof Jaschke hält nichts von einer gesetzlichen Regelung.

Schweinefleischpflicht in deutschen Kantinen? / © Jens Büttner (dpa)
Schweinefleischpflicht in deutschen Kantinen? / © Jens Büttner ( dpa )

Notwendig seien praktische Regelungen vor Ort, die den Verzicht wie den Genuss von Schweinefleisch ermöglichen, sagte Jaschke. Er wolle die Stimmung nicht weiter anheizen. "Schweinefleisch ist für Christen und für Muslime ein Reizthema". Generell müssten sich aber Muslime der Kultur hierzulande anpassen. 

Die Leiterin des katholischen Büros in Kiel, Beate Bäumer, kritisierte den CDU-Vorstoß. Gesunde Ernährung sei in den Kitas und Schulen der wichtigste Maßstab, sagte sie auf Anfrage. Eine staatliche Mahlzeitenregelung brauche es nicht. Der Alltag in den Einrichtungen sei dem Vorschlag ohnehin weit voraus: "Wenn jemand aus religiösen oder anderen Gründen etwas nicht essen will, lässt er es weg, oder es wird durch etwas anderes ersetzt."

Kritik aus Politikkreisen

Der schleswig-holsteinische Landwirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erklärte, er sehe keinen staatlichen Handlungsbedarf. "Schon gar nicht teile ich die Verkürzung unserer grundgesetzlichen Werte auf die Pflicht, Kotelett oder Hack zu essen."

Der Grünen-Politiker Volker Beck erklärte bei Twitter: "Wer #Schweinefleisch für einen Wert des christlich-jüdischen Abendlandes hält, ist kulturell eine arme Sau!" Ein weiterer Eintrag des innenpolitischen Sprechers der Bundestagsfraktion lautet: "Soll die #Schweinefleischpflicht eigentlich auch am Freitag gelten? Frage für einen befreundeten Kardinal."

Der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner twitterte: "Erst #Veggieday, jetzt #Schweinefleischpflicht. Verrückte Idee: Wie wäre es, wenn einfach jeder selbst entscheidet, was er isst?"

Kitas verzichten teilweise aus Rücksicht auf Schweinefleisch

Über den Antrag hatten die Lübecker Nachrichten zuerst berichtet. Der CDU-Fraktionschef Daniel Günther sagte der Zeitung, man habe aus jedem Wahlkreis von mindestens einer Kita gehört, die aus Rücksicht auf muslimische Kinder auf Schweinefleisch verzichte. Der Landwirtschaftsexperte der Partei erklärte, die Ministerien für Soziales und Bildung sollten den Schulen und Kitas im Land empfehlen, Schweinefleisch auf dem Speiseplan zu belassen. Muslime sollten aber nicht gezwungen werden, Schwein zu essen, betonten beide Politiker.

WWF sprach sich gegen Vorschlag aus

Auch die Naturschutzorganisation WWF wandte sich in Berlin gegen den CDU-Vorschlag. "Derzeit gibt es wenig Anhaltspunkte dafür, dass Schweinschnitzel und Kotelett auf den Speiseplänen deutscher Kantinen unter Artenschutz gestellt werden müssen." Vielmehr sollte sich die CDU angesichts der enormen ökologischen Probleme der konventionellen Fleischproduktion für einen bewussteren Fleischkonsum einsetzen.

Im Januar nahm die dänische Stadt Randers den Vorschlag der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei und der Liberalen Partei an, der in die gleiche Richtung zielt wie der CDU-Antrag. Demnach soll dänisches Essen zentrales Angebot in Schulen und Kitas sein.


Quelle:
KNA