Rüttgers und Knobloch eröffnen Jüdische Kulturtage im Rheinland

"Wir können stolz sein"

Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hat die Bedeutung jüdischen Lebens in Nordrhein-Westfalen gewürdigt. "In dem Wissen um die Vergangenheit können wir heute stolz darauf sein, dass das Judentum in Deutschland neu erblüht", sagte er zur Eröffnung der Jüdischen Kulturtage im Rheinland am Sonntag in Düsseldorf. Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, forderte harte Strafen für antisemitische Straftäter.

 (DR)

"Auf dem Weg zur Normalität im besten Sinne"
Die Geisel des Antisemitismus, Rechtsextremismus und der Fremdenfeindlichkeit sei nach wie vor vorhanden, so Knobloch. "Wenn das Frühwarnsystem einer Demokratie reagiert, ist es längst nicht mehr mit Worten des Bedauerns getan. Braune Verbrecher dürfen nicht mehr länger Angst und Schrecken in unseren Dörfern und Städten verbreiten".

Die bis zum 1. April dauernden Jüdischen Kulturtage im Rheinland sind nach ihren Worten eine gute Möglichkeit, die Kultur, Geschichte und Tradition der jüdischen Mitbürger auch der übrigen Bevölkerung bekannt zu machen. "Nur wer sein Gegenüber kennt, ist gefeit vor Vorurteilen und Verleumdungen", sagte Knobloch im voll besetzten Düsseldorfer Schauspielhaus.

Jüdische Kultur habe im Rheinland eine sehr lange Tradition, betonte Rüttgers. Nur wenige Menschen seien sich jedoch dieser Tatsache bewusst. Gerade in den vergangenen Jahren habe aber das Interesse von Nichtjuden an jüdischer Kultur zugenommen. "Ich glaube, wir befinden uns damit auf dem Weg zur Normalität im besten Sinne", so der Ministerpräsident. Die Kulturtage finden nach 1998 und 2002 zum dritten Mal statt. Beteiligt sind die Städte Aachen, Bedburg-Hau, Bonn, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Köln, Krefeld, Leverkusen, Mönchengladbach, Neuss, Nettetal, Ratingen und Wuppertal. Schwerpunkte der Veranstaltungsreihe sind Literatur und Film.

Mit Menasse, Troller Biller
Die Kulturtage finden bis zum 1. April in 14 Städten und 9 jüdischen Gemeinden statt. Geplant sind rund 270 Veranstaltungen mit namhaften Künstlern aus vielen Ländern.

Auf dem Programm stehen Lesungen mit der Österreicherin Eva Menasse, dem Niederländer Arnon Grünberg, der australisch-amerikanischen Autorin Lily Brett, den Franzosen Georges-Arthur Goldschmidt und Georg Stefan Troller sowie den deutschen Schriftstellern Barbara Honigmann und Maxim Biller.

Sieben Städte präsentieren zeitgenössische Spiel- und Dokumentarfilme, darunter Werke des israelischen Filmemachers Avi Mograbi. Er kommt zur Vorstellung des Films "Avenge but one of my two eyes" an den Rhein.

Vertreten ist auch der israelische Regisseur Amos Gitai mit einigen seiner Filmtrilogien. "neue töne" bieten darüber hinaus Filme des jungen israelischen Kinos, das sich mit politischen und gesellschaftlichen Konflikten in dem Land auseinander setzt.

Neben Kunst und Kultur sind auch Begegnungsprojekte geplant
Eingeleitet wird das Festival mit dem Film "Close to home", der am 8. März Premiere in deutschen Kinos feiert. Komödiantische "neue töne" jüdischer Filmemacher aus Europa und eine Retrospektive zum 80. Geburtstag von Mel Brooks runden das Programm ab.

Neben Kunst und Kultur sind auch Begegnungsprojekte geplant, die den Dialog zwischen jüdischem und nicht-jüdischem Publikum fördern sollen. Die Koordination aller Veranstaltungen liegt beim Landesverband jüdischer Gemeinden Nordrhein, der neben der Synagogengemeinde Köln acht jüdische Gemeinden vertritt.