Knobloch mahnt historische Verantwortung für Israels an

Neue Synagoge in Gelsenkirchen eingeweiht

Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hat die deutsche Außenpolitik an ihre historische Verantworung für das Existenzrecht Israels erinnert.
Bei der feierlichen Einweihung der neuen Synagoge in Gelsenkirchen sagte Knobloch, sie wolle "nicht erleben müssen, wie Deutschland diese Verantworung nun gegen Wirtschaftsinteressen tauscht".

 (DR)

"Land der ehemaligen Täter"
Nach den Worten der Zentralrats-Präsidentin wird mit der Eröffnung der neuen Synagoge ein neuer Anfang in der jüdisch-deutschen Zukunft gewagt. Das neue Gotteshaus wäre vermutlich nicht gebaut worden, wenn nicht so viele Juden aus der ehemaligen Sowjetunion Deutschland als "Hafen der Hoffnung" zur neuen Heimat gewählt hätten. Die vielen Menschen, die auf der Suche nach persönlicher und religiöser Freiheit ins "Land der ehemaligen Täter" gekommen seien, bedeuteten auch "ein Zeichen des Vertrauens in die Bundesrepublik, Symbol einer funktionierenden demokratischen Kultur und hoffnungsvoller Ausdruck eines friedlichen Miteinanders von Juden und Nichtjuden", erklärte Knobloch.

Zuvor waren die Thora-Rollen in einem feierlichen Zug von der bisherigen Gebetsstätte in die neue Synagoge gebracht worden. Das neue Bethaus mit Gemeindezentrum hat nun ausreichend Platz für die rund 450 Mitglieder zählende jüdische Gemeinde in Gelsenkirchen. Das neue Gotteshaus befindet sich genau an der Stelle, wo die frühere, 1885 eingeweihte Synagoge gestanden hatte. In der Reichspogromnacht 1938 war sie von den Nationalsozialisten zerstört worden.

Unter den Gästen der Eröffnungsfeier waren neben über 100 Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde auch die Pfarrer der evangelischen und katholischen Kirchen der Gelsenkirchener Altstadt mit Abordnungen ihrer Gemeinden. Die beiden christlichen Kirchen begleiteten den Beginn der Zeremonie in der Synagoge mit Glockengeläut.

Platz für insgesamt 400 Gläubige
Seit 1963 erinnerte eine Mahntafel an die Zerstörung der alten Synagoge in der Revierstadt. 1993 schließlich wurde das Gelände zum "Platz der alten Synagoge" umbenannt und 66 Jahre später, am 9. November 2004, legte der im vergangenen Jahr verstorbene Zentralrats-Präsident Paul Spiegel den Grundstein für das neue Gotteshaus. Das neue jüdische Gotteshaus befindet sich in direkter Nachbarschaft zur katholischen Propsteikirche St. Augustinus und der evangelischen Altstadtkirche am Heinrich-König-Platz.

Der Betraum der Synagoge bietet Platz für insgesamt 400 Gläubige, zusätzlich ist ein Gemeindezentrum mit Veranstaltungsraum angeschlossen. Die Realisierung des Projekts hat rund 5,2 Millionen Euro gekostet, finanziert jeweils zu einem Drittel vom Land NRW, der Stadt Gelsenkirchen und der Jüdischen Gemeinde vor Ort.

In Nordrhein-Westfalen leben derzeit gut 30.000 Menschen jüdischen Glaubens, die sich auf 19 jüdische Kultus- beziehungsweise Synagogengemeinden aufteilen. Mit gut 22.000 gläubigen Juden leben die meisten von ihnen im Rheinland, in Westfalen sind es gut 7.500. Die größte jüdische Einzelgemeinde an Rhein und Ruhr befindet sich mit 7.400 Mitgliedern in Düsseldorf. Es folgen Köln mit 4.500, Dortmund mit 3.500 und Duisburg-Mülheim-Oberhausen mit rund 2.850 Mitgliedern.