Umfrage nach Missbrauchsfilm in Polen

Rücktritte der Bischöfe gefordert

Eine Internetdoku löste in Polen Entsetzen aus. Eine Umfrage hat jetzt ergeben, dass mehr als die Hälfte der Befragten den Rücktritt der Bischöfe fordert. Die Schuld liege nicht nur bei den Einzelnen, sondern insbesondere auch bei der Institution.

Symbolbild Missbrauch: Teddybär in einer Kirchenbank / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Missbrauch: Teddybär in einer Kirchenbank / © Harald Oppitz ( KNA )

Angesichts der Missbrauchskrise haben sich in einer Umfrage 54 Prozent der Polen für einen Rücktritt der katholischen Bischöfe des Landes ausgesprochen. 20 Prozent lehnten dies hingegen ab, wie eine von polnischen Medien am Montag veröffentlichte Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Pollster ergab. Die restlichen 26 Prozent trauten sich demnach noch keine Aussage zu.

Kein Vertrauen in die Kirche

Ein vor gut einer Woche im Internet veröffentlichter polnischer Dokumentarfilm über sexuellen Kindesmissbrauch durch Priester und die Vertuschung solcher Verbrechen durch die katholische Kirche hatte in Polen Entsetzen ausgelöst. 54 Prozent der befragten rund 1.100 Erwachsenen gaben demnach an, der Kirche nicht zu vertrauen.

Vertrauen genieße die Kirche nur bei 33 Prozent, hieß es. 84 Prozent sind den Angaben zufolge für die Einsetzung einer von der Kirche unabhängigen Kommission, die den Kindesmissbrauch durch Geistliche aufklären soll.

"Nur sag es niemandem"

Fast jeder zweite erwachsene Pole (45 Prozent) sah laut einer anderen Umfrage die Missbrauchs-Doku "Nur sag es niemandem" bereits ganz oder teilweise. 60 Prozent gaben die Schuld für den Kindesmissbrauch nicht nur dem einzelnen Priester, sondern auch der Kirche als Institution, heißt es in der Studie des Instituts Kantar. 34 Prozent machten dagegen nur die einzelnen Geistlichen für ihre pädophilen Taten verantwortlich. Kantar befragte im Auftrag der Zeitung "Gazeta Wyborcza", dem Online-Portal "gazeta.pl" und dem Radiosender TOK FM rund 1.000 Bürger.


Quelle:
KNA
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