US-Bischöfe melden sich vor Klimagipfel zu Wort

Rückendeckung für Joe Biden

Joe Biden will mit einem zweitägigen virtuellen Klimagipfel die Glaubwürdigkeit der USA bei diesem Thema wiederherstellen. Der neue US-Präsident kann dabei auf die Unterstützung der katholischen Bischöfe zählen.

Autor/in:
Thomas Spang
US-Bischöfe / © Paul Haring (KNA)
US-Bischöfe / © Paul Haring ( KNA )

Für Diane Wilson ist Umweltpolitik keine akademische Diskussion über Zahlen, Quoten oder mittelfristige Ziele. Die Krabbenfischerin erlebt die Konsequenzen an ihrem Arbeitsplatz, der Lavaca Bay im US-Bundesstaat Texas. Seit mehr als zwei Wochen ist die professionelle Fischerin im Hungerstreik. Sie protestiert gegen die Erweiterung eines Öl-Exportterminals in der Bucht, der die Krabben bedroht.

"Ich riskiere mein Leben, um die rücksichtslose Zerstörung meiner Gemeinde zu stoppen", erklärt Wilson. "Unsere Luft und unser Wasser werden verschmutzt", sagt sie, "nur damit die Taschen der CEOs der fossilen Brennstoff-Industrie gefüllt werden." US-Präsident Joe Biden solle den Export von Öl und Gas stoppen.

So weit wird Biden bei dem internationalen virtuellen Klimagipfel an diesem Donnerstag und Freitag nicht gehen. Doch vier Jahre nach dem von Ex-Präsident Donald Trump verantworteten Ausstieg der USA aus dem Pariser Weltklimaabkommen will dessen Nachfolger das ökologische Vertrauen in sein Land wieder herstellen.

Was ganz im Sinne der US-Bischöfe ist, die dem zweiten Katholiken im Weißen Haus umweltpolitisch so sehr folgen, wie sie Trump auf diesem Politikfeld widersprachen. Vor dem zweitägigen digitalen Treffen haben mehrere US-Bischöfe den Gläubigen von der Kanzel und via Zoom ins Gewissen geredet. Mit dem Tenor: Klimawandel findet jeden Tag statt - nicht nur am «Earth Day», der an diesem Donnerstag begangen wird.

Forderung nach Änderung des Lebensstils

So mahnte der Bischof von San Diego, Robert McElroy, dass Umweltbewusstsein von der Einstellung abhänge: "Eine Lebensweise, die Opfer erfordert." Besonders für mächtige Nationen wie die USA sei es erforderlich, etwas am Lebensstil zu verändern, sagte McElroy, der als einer von zwei US-Bischöfen an der Amazonas-Synode 2019 teilnahm.

Der Bischof von Lexington in Kentucky, John Stove, erinnerte an Papst Franziskus' Warnung davor, sich "auf rein technische Lösungen für ökologische Herausforderungen zu verlassen". Damit prangerte er eine gesellschaftliche Tendenz an, weiter alles wie gewohnt zu konsumieren und gleichzeitig die Umwelt retten zu wollen.

Der Franziskaner zog bei einem Webinar Vergleiche zur Pandemie. Eine gewisse "wir sitzen alle in einem Boot"-Mentalität habe er beobachtet, sagte er, die dann aber wieder verschwunden sei. Als Lehre daraus hielt er fest, dass die Pandemie "sehr wohl die Generalprobe für eine Umweltkatastrophe sein könnte."

Zusammenarbeit zwischen China und USA?

Bidens neuen Ökokurs begrüßen die US-Bischöfe ausdrücklich. Für das Gipfeltreffen haben sich die USA und China auf Zusammenarbeit beim Klimawandel geeinigt. Ob der starke Mann in Peking, Xi Jinping, überhaupt daran teilnehmen wird, ist allerdings unklar. China und die USA sind die weltgrößten Luftverschmutzer - China aktuell, die USA historisch.

Unter Barack Obama hatten sich die USA zum Ziel gesetzt, die Emissionen bis 2025 um bis zu 28 Prozent unter das Niveau von 2005 zu senken. Trump vollzog eine radikale Wende und protegierte die fossile Brennstoff-Industrie.

Nun deutet sich erneut ein umweltpolitischer Wechsel an. Mehr als 300 US-Führungskräfte drängten Biden vergangene Woche, die Emissionsziele der USA zu verdoppeln. Ein Vorstoß, der signalisiert, dass die Ziele des Privatsektors mit der Klimapolitik der Regierung übereinstimmen.

Peking wertet den Wiedereintritt der USA in das Pariser Klima-Abkommen als "Rückkehr eines schwänzenden Schülers in die Klasse". Josh Busby von der University of Texas in Austin spricht von einer "Glaubwürdigkeitslücke". Die will Biden schließen. Dafür kündigte er ein neues Emissionsziel an, das den Schadstoffausstoß bis 2030 im Vergleich zu 2005 um 50 Prozent verringern soll. Im November wollen die USA nachlegen, wenn die Unterzeichnerstaaten des Klimaabkommens im schottischen Glasgow ihre aktualisierten Emissionsziele für das nächste Jahrzehnt vorlegen wollen.

Bischof Edward Weisenburger aus Tucson im Bundesstaat Arizona begrüßte das. Bei einem virtuellen Treffen mit Highschool-Schülern erinnerte er an die innere Verbindung von Umwelt und Religion. Papst Franziskus sei nicht nur ein weiterer Umweltschützer, sondern einer, "der erkennt, dass die ökologischen Fragen zutiefst religiöse Fragen sind".

 

Quelle:
KNA