In Rotterdam ging das internationale Taizé-Treffen zu Ende

Auf Wiedersehen in Berlin

Mit einem Friedensgebet ist in der Silvesternacht das europäische Jugendtreffen der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé in Rotterdam zu Ende gegangen. Zuvor hatten die rund 30.000 teilnehmenden Jugendlichen aus ganz Europa ein "Fest der Völker" in rund 150 Kirchen der niederländischen Hafenstadt gefeiert. 2011 findet das Treffen in Deutschland statt.

 (DR)

In der Mittagszeit ist die Metro zum Ahoy-Messezentrum in Rotterdam bis zum letzten Platz besetzt mit fröhlichen, jungen Menschen. Die Stimmung ist ausgelassen. Zum 33. Europäischen Jugendtreffen der ökumenischen Brudergemeinschaft von Taizé sind zum Jahreswechsel mehr als 30.000 junge Menschen nach Rotterdam gekommen, dem ersten Taizé -Treffen in den Niederlanden. --
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Die Jugendlichen übernachten in rund 145 Gastgemeinden der Umgebung - von Dordrecht bis Vlaardingen, von Delft bis Breda und Gouda. Sie haben sich auf auf den "Pilgerweg des Vertrauens auf der Erde" gemacht, um gemeinsam zu singen, beten und über das Leben zu diskutieren. Ein Pilgerweg im übertragenen Sinn. Mit ihren jährlichen Jugendtreffen will die ökumenische Gemeinschaft von Taizé ihre Idee des weltumspannenden Vertrauens unter die Menschen bringen. --


1.200 Deutsche sind dabei--
"Wir waren mehr als 20 Stunden mit dem Bus unterwegs", berichtet eine Gruppe junger Polinnen aus Krakau. Doch die lange Anfahrt habe sich gelohnt. "Die Stimmung ist super", meint die 21-jährige Bozena. Lisa aus den Niederlanden hat schon bei den Vorbereitungen geholfen - und ist begeistert von dem Zusammentreffen der vielen Nationalitäten. Sie sei "nicht wirklich religiös", so die 23-Jährige. Aber Taizé habe sie angesteckt; es sei toll, dabei zu sein. --
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Mit rund 10.000 Teilnehmern stellen die Niederlande die mit Abstand größte nationale Teilnehmergruppe, gefolgt von den Polen mit rund 5.900. Aus Deutschland reisten 1200 Jugendliche an. Jan (21) aus Würzburg ist angetan von der Herzlichkeit der Niederländer. "Ich habe eine Supergastfamilie. Schon schade, wieder abzureisen", so der 21-Jährige. --


Austausch und Gesang--
In der Nachmittagszeit tauschen sich die Jugendlichen in zahlreichen Workshops aus, andere besuchen ein Treffen mit Mutter-Teresa-Schwestern aus Rotterdam. Organisationen berichten über ihre Arbeit. An einem Nachmittag stellte sich eine kleine afrikanische Gospelgruppe in die fast leere Halle und sang mit lauter Stimme "O happy day". Selbst der letzte Teilnehmer dieses Workshops fing an zu singen und zu tanzen. --
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Die Jugendlichen sind eingeladen, sich Gedanken über ihren Einsatz in Kirchen und Gesellschaft zu machen. "Nicht besser als die anderen, aber zu Christus zugehörig", so lautet eine Formulierung aus einem Brief von Taizé -Prior Frere Alois, die die Diskussionen in den Gruppen prägt. Er lud die Jugendlichen ein, über ihre Freunde und die Solidarität mit Menschen nachzudenken, die leiden. --
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Noch Anfang Dezember hatten nicht genügend Plätze in Gastfamilien zur Verfügung gestanden, berichtet Frere Emile. Die Organisatoren begannen schon, in Turnhallen und Schulen Ausschau nach Schlafmöglichkeiten zu halten. "Doch dann war es wie ein Wunder", so Frere Emile. Binnen weniger Tage meldeten sich Hunderte Familien aus 145 Gemeinden rund um die Hafenstadt Rotterdam. 95 Prozent der Jugendlichen haben am Ende einen Platz in der Familie gefunden. Und die Brüder haben nach eigenen Angaben immer darauf geachtet, mindestens fünf Nationalitäten in eine Gemeinde zu geben. "Dann kann auch ein besserer Austausch unter den Nationen stattfinden", so Frere Emile. Auch die Muslime Rotterdams seien ganz bewusst  eingeladen worden, berichtet er: "Denn wir wollen für alle offen sein." --


Wiedersehen in Berlin--
Höhepunkt der internationalen Begegnung war die Silvesternacht. Nach einem Friedensgebet kurz vor Mitternacht waren die Jugendlichen zum "Fest der Völker" in den Gemeinden eingeladen. Ohne Alkohol, dafür mit viel Tanz und Musik feierten sie ausgelassen ins neue Jahr. --
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Die ökumenische Gemeinschaft von Taizé lädt seit 1979 jedes Jahr zu Silvester zu einem Europäischen Jugendtreffen ein. Erstmals fand die Veranstaltung in den Niederlanden statt. Rotterdam als Geburtsstadt des niederländischen Humanisten Erasmus (1465/69)wurde 2009 zur "Europäischen Hauptstadt der Jugend" erklärt. Das nächste Treffen findet zum Jahresende 2011 in Berlin statt. "Wir freuen uns schon sehr darauf", sagt Frere Emile - schließlich stellen die Deutschen in der Brüdergemeinschaft die größte Nation.