In Rom wird der Film "Gottes mächtige Dienerin" gedreht

Die Haushälterin

Noch immer erfreut sich Sönke Wortmanns "Die Päpstin" großer Beliebtheit beim deutschen Kinobesucher. Ein weiterer Vatikan-Film wird gerade fertiggestellt: "Gottes mächtige Dienerin", auch nach einem Roman, diesmal fürs Fernsehen.

Autor/in:
Thomas Jansen
 (DR)

Es ist noch zu früh für die frohe Kunde. Die Haare des Prälaten liegen nicht so, wie sie sollten. Erst nach einem kurzen kosmetischen Eingriff kann die Zeremonie beginnen: "Annuntio vobis gaudium magnum: Habemus Papam!" (Ich verkünde euch eine große Freude: Wir haben einen Papst!) ruft der Kardinal mit lauter Stimme.  Doch wirklich feierlich klingt die lateinische Formel noch nicht. Der Italiener wiederholt seine Worte, nun mit ausgebreiteten Armen; einmal, zweimal, dreimal, bis ihn schließlich ein zufriedenes Nicken des Kameramannes vor der Endlosschleife rettet.

Ein Kardinal, der seine Rolle übt - auf der Loggia des Petersdomes wäre eine solche Szene undenkbar. Doch mehrere Kilometer vom Kirchenstaat entfernt, auf dem Balkon eines römischen Palazzo, gehören Wiederholungen zum Geschäft. Wo normalerweise Landvermesser ihr Handwerk lernen, findet ein Teil der Dreharbeiten für den Fernsehfilm "Gottes mächtige Dienerin" statt. Die zweiteilige deutsch-italienische Produktion mit Christine Neubauer in der Hauptrolle erzählt die Geschichte von Schwester Pasqualina, der Haushälterin Pius XII. Der Film soll kommendes Jahr in der ARD laufen. Vorlage ist das gleichnamige Buch von Martha Schad.

Heute steht die Bekanntgabe der Wahl zum Papst am 2. März 1939 auf dem Drehplan: Bild 222 heißt es am Set einfach nur. Schwester Pasqualina verfolgt die Szene im Film aus einem Fenster des apostolischen Palastes. Die energische Bayerin war Eugenio Pacelli nach seiner Wahl zum Kardinalsstaatssekretär 1930 in den Vatikan gefolgt - ohne ein Wort Italienisch zu sprechen.

Sie verband mit dem späteren Papst Pius XII. damals schon eine längere Geschichte. Als junge Frau von 23 Jahren war die Schwester vom Heiligen Geist 1917 von ihrer Ordensoberin zu Pacelli geschickt worden, der damals als Botschafter des Heiligen Stuhls in München residierte. Sie sollte dem Kirchenmann den Haushalt führen. Später begleitete Schwester Pasqualina den Italiener nach Berlin. Im März 1939 wurde die Ordensfrau aus dem bayerischen Ebersberg zur Haushälterin des Stellvertreters Christi auf Erden - bis zu dessen Tod im Jahr 1958.

Auch ein Film über Pius XII.
"Gottes mächtige Dienerin" ist somit auch ein Film über Pius XII., jenen Papst, an dessen Verhalten angesichts des Holocaust sich bis in die Gegenwart die Geister scheiden. Der Film trägt zu dieser Debatte zum Beispiel eine Szene bei, die zeigt, wie Pius XII. ein von ihm verfasstes Protestschreiben gegen die Deportation der niederländischen Juden durch die deutschen Besatzer im August 1942 verbrennt.

Regisseur Marcus Rosenmüller betrachtet die Darstellung Pius XII. als "eine große Herausforderung". "Wir wollen diesen Papst weder heiligsprechen noch anklagen. Wir versuchen ihn vielmehr so darzustellen, wie er von Zeitgenossen gesehen wurde", erläutert Rosenmüller, der vor seiner Karriere beim Film ein Geschichtsstudium absolvierte. "Mir ist während der Vorbereitung klargeworden, dass Pius XII. um jede Entscheidung schwer mit sich gerungen hat".

Neuland für Christine Neubauer
Hauptdarstellerin Christine Neubauer betritt mit diesem Film Neuland: "Ich bewundere Ordensschwestern sehr, vor allem für ihre humanitäre Arbeit und ihren Einsatz. Ich selber könnte mir aber nicht vorstellen, Ordensschwester zu werden", erzählt die bayerische Schauspielerin, während sie in der Maske im Inneren des Palastes sitzt. Die Rolle der Ordensfrau ist für die Münchenerin, die der Boulevard gerne mit dem Titel "Vollweib" schmückt, durchaus ungewöhnlich. Umso gründlicher hat sich Neubauer vorbereitet. Die Schauspielerin ist eigens nach Menzingen gefahren, um dort, im Mutterhaus der Schwestern vom Heiligen Geist, mit früheren Weggefährtinnen Pasqualina Lehnerts zu sprechen.

Doch nicht nur Schauspielkunst ist gefragt. Auch das Drumherum muss stimmen. In der Habemus-Papam-Szene, wie überhaupt während der ganzen Dreharbeiten in Rom, die noch bis Mitte November dauern, bemüht sich Rosenmüller penibel um die korrekte Darstellung der kirchlichen Zeremonien. Nur abends, nach den Dreharbeiten, erlaubt man sich eine kleine Abweichung vom Protokoll: Der Kardinal und seine Komparsen müssen eine "Runde geben". Bild 222 wird am Set schließlich nicht umsonst "Schnapsklappe" genannt.