Rolling-Stones-Legende Keith Richards wird 80 Jahre alt

Das Augenzwinkern in Person

"Wir sollten uns langsam fragen, welche Welt wir Keith Richards hinterlassen werden". Sprüche wie dieser kursieren zuhauf im Netz. Der Gitarrist kennt sie natürlich und nimmt sie wie das Meiste andere auch.

Autor/in:
Paula Konersmann
Keith Richards  / © Ian West (dpa)
Keith Richards / © Ian West ( dpa )

2016 war ein schwarzes Jahr für die Popmusik: David Bowie starb als erster, es folgten Prince, Leonard Cohen, George Michael.

Zum Jahreswechsel kursierte damals im Netz ein Foto. Es zeigte Keith Richards mit einem Schild in der Hand, als Text war darauf eingefügt:

"I survived 2016" ("Ich habe 2016 überlebt"). Einer von vielen Scherzen über die Langlebigkeit des Rolling-Stones-Gitarristen - der zu diesen Sprüchen unlängst anmerkte, die Leute hätten "mit ihrer Verwunderung darüber, dass ich noch am Leben bin, zeitweise ja völlig Recht" gehabt. Unsterblich oder nicht - am kommenden Montag wird der Musiker 80 Jahre alt.

Bereits frühes Interesse an Musik 

Geboren im südenglischen Dartford, wuchs Richards in einfachen Verhältnissen auf. Die Liebe zur Musik entdeckte er im Knabenchor, mit dem er einmal in Westminster Abbey vor der Queen auftrat. Sein Großvater weckte sein Interesse für das Gitarrenspiel - darüber veröffentlichte der Weltstar 2014 das charmante Kinderbuch "Gus & ich".

Den Nachbarsjungen Mick Jagger verlor Keith nach dessen Umzug aus den Augen, bis sich eine der wohl bekanntesten Anekdoten der Popkultur zutrug. Ein zufälliges Treffen am Bahnhof, Blues-Schallplatten unter Jaggers Arm, ein Wortwechsel - der Rest ist Musikgeschichte. 

In London lernten beide Brian Jones kennen und gründeten gemeinsam die Band, die eine der erfolgreichsten aller Zeiten werden sollte. Jones starb mit 27 Jahren. Das Songwriter-Duo Jagger/Richards sorgt auch über 60 Jahre nach der Gründung noch für volle Konzertarenen, gemeinsam mit dem 2021 verstorbenen Charlie Watts und Ron Wood.

Dabei hätte Richards selbst es lange Zeit wohl kaum für möglich gehalten, dass er so lange auf Erden weilen würde. 1971, da war er 28, erklärte er, niemand müsse das "biblische Alter" von 70 erreichen. Später sagte er, er hätte nie geglaubt, dass er älter als 50 werden würde, "schon gar nicht mit den Stones".

Auch als Sänger aktiv 

Mitverantwortlich für Songs wie "Satisfaction", "Angie" und "Gimme Shelter", tritt der Gitarrist auch als Sänger in Erscheinung, auf dem neuesten - gefeierten - Album "Hackney Diamonds" in besonders gelungener Form. Wenn er auf Konzerten ans Mikrofon tritt, wird der Jubel immer noch ein bisschen lauter - sei es zum Gute-Laune-Hit "Happy", der rauchigen Blues-Nummer "You Got the Silver" oder der kraftvollen Ballade "Slipping Away", die sich auch auf diese einzigartigen Live-Momente beziehen lässt: "Just as you have touched my heart, babe I wake and we're apart", heißt es darin.

Scherze über seine Unsterblichkeit finde er lustig, sagte Richards jetzt der "Süddeutschen Zeitung". Die selten gewordene Leichtigkeit, die er ausstrahlt, die Fähigkeit, über sich selbst zu schmunzeln, auf entwaffnend jungenhafte Art - das ist es wohl, was ihn zu einer Art lebenden Definition von Rock'n'Roll gemacht hat, aber ohne die Ernsthaftigkeit, die manche seiner Musikerkollegen im Alter entwickeln. In besagtem Interview zeigte er sich indes auch

nachdenklich: "Jeder von uns kann jederzeit einfach tot umfallen", sagte er. "Und vielleicht nur aus einem einzigen, einfachen Grund: Die Zeit ist reif."

Intuitives Musizieren und Leben 

Sein Musizieren bezeichnet er selbst als eher intuitiv. Richards scheint alles mit einem Augenzwinkern zu tun - und Spaß am Spiel mit der Legendenbildung zu haben. Er wolle nicht analysieren, wie er alles überlebt habe, erklärte er einmal. Das Geheimnis sei, nicht zu hinterfragen, warum es laufe - solange es laufe.

Wobei der Gitarrist immer wieder für Verzögerungen im Betriebsablauf sorgte. 1998 startete eine Tournee später, weil er von einer Bibliotheksleiter stürzte, 2006 fiel er von einem Baum. 

Im Folgejahr war er erstmals im Kino zu sehen: als Vater des Piratenkapitäns Jack Sparrow, gespielt von Johnny Depp, der sich nach eigenen Worten vom Stones-Gitarristen für seine Paraderolle inspirieren ließ.

Als Kopf der Stones gilt nach wie vor Frontmann Jagger - auch deshalb, weil er nach schlechten Erfahrungen in den Anfangsjahren die wirtschaftlichen Zügel in die Hand nahm. Trotz manch öffentlich ausgetragen Hahnenkampfs ergänzen sich die beiden perfekt: Neben einem Kopf braucht eine Band schließlich auch eine Seele.

Quelle:
KNA