Rohingya leiden weiter unter Vertreibung und Gewalt in Myanmar

Kein Ende in Sicht

Einen "uneingeschränkten Zugang" für ausländische Beobachter zu den Siedlungsgebieten der Rohingya in Myanmar fordert Amnesty International. Die Verantwortlichen für Menschenrechtsverletzungen müssten vor Gericht gestellt werden.

Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch / © Dar Yasin (dpa)
Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch / © Dar Yasin ( dpa )

Oberbefehlshaber Min Aung Hlaing solle dafür sorgen, dass seine Truppen keine weiteren Gräueltaten begehen, so Asien-Expertin Anika Becher am Mittwoch in Berlin.

Im Teilstaat Rakhine geht die Armee von Myanmar mit brutaler Härte gegen die Rohingya vor. In den vergangenen Wochen flohen mindestens 530.000 Angehörige der muslimischen Minderheit ins benachbarte Bangladesch. Allein am Montag kamen laut Angaben der Caritas 50.000 Flüchtlinge in den Lagern der Stadt Cox's Bazar an. Amnesty dokumentiert anhand von Augenzeugenberichten, Satellitenbildern sowie Foto- und Videomaterial, dass die Sicherheitskräfte in Myanmar ihre "Gewaltkampagne" gegen die Rohyngia fortsetzen.

Human Rights Watch: Dutzende Dörfer niedergebrannt

Am Dienstag hatte Human Rights Watch bereits Daten veröffentlicht. Demnach gingen seit Ende August mindestens 288 Rohingya-Dörfer im Norden von Rakhine in Flammen auf. Mindestens 66 Dörfer seien nach dem 5. September niedergebrannt worden, also nach dem Tag, an dem laut Staatsrätin Aung San Suu Kyi die Offensive der Armee gegen Rohingya-Rebellen beendet wurde.

Zuletzt hatten auch die EU und die Vereinten Nationen dem Militär eine "systematische gewaltsame Vertreibung" der Rohingya vorgeworfen. Die Armee beschuldigt die Rohingya hingegen, ihre Dörfer selbst in Brand gesetzt zu haben. Armeechef Hlaing warf ausländischen Medien vor, durch eine "Übertreibung der Flüchtlingszahlen Hetze und Propaganda" zu betreiben. Der General gehört zu den mächtigsten Personen in Myanmar. Laut Verfassung unterstehen der Armee die Ministerien für Verteidigung, Inneres und Grenzschutz.

Care: Hunderttausende Frauen sexuell missbraucht

Hundertausende Frauen und Mädchen der Rohingya-Minderheit wurden auf der Flucht aus Myanmar sexuell missbraucht. Etwa 440.000 von ihnen hätten bereits sexualisierte Gewalt erlebt oder mitangesehen, erklärte die Hilfsorganisation Care am Dienstag in Bonn. Insgesamt sind laut UN etwa 800.000 Rohingya von Myanmar nach Bangladesch geflohen. In den überfüllten Flüchtlingscamps sei das Risiko von Missbrauch und Übergriffen noch deutlich höher. Die Frauen und Mädchen erhielten wegen mangelnder Aufklärung und weil die Wege zu Behandlungs- und Beratungszentren sehr weit seien kaum Hilfe.

"Insbesondere weibliche Teenager leiden im Stillen", sagte Care-Nothelferin Jennifer Bose, die sich aktuell in Bangladesch aufhält. "Körperliche Belästigung, frühe, erzwungene Heirat und sexuelle Ausbeutung sind für viele zur Normalität geworden." Die Flüchtlinge erzählten von schrecklichen Erlebnissen wie Vergewaltigungen und Menschenhandel.

Care wolle in den kommenden Wochen in der Grenzregion Cox's Bazar sichere Räume für rund 30.000 Flüchtlinge bereitstellen. Derzeit würden Opfer in vier Zentren aufgeklärt und unterstützt. Zusätzlich baue Care mobile Gesundheitskliniken auf, in denen Frauen und Mädchen zur Familienplanung, Müttergesundheit und Kinderbetreuung beraten werden.


Quelle:
KNA , epd
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