Römer ziehen erste Zwischenbilanz des kirchlichen Jubeljahres

Viele Pilger, weniger Einnahmen, kaum Papst

Pilgerboom in Rom und eine ächzende Tourismusbranche. Das Heilige Jahr ist bisher nicht für jeden ein Erfolg. Dazu mag sich auch der kranke Papst zählen. Doch die Zeichen stehen auf Hoffnung. Nicht nur im Jubiläumsmotto.

Autor/in:
Severina Bartonitschek
Logo des Heiligen Jahres 2025 / © Massimiliano Migliorato/CPP (KNA)
Logo des Heiligen Jahres 2025 / © Massimiliano Migliorato/CPP ( KNA )

Ob Münzen, Rosenkränze oder Armbänder - nahezu jedes Souvenir in Rom ist derzeit auch mit dem Logo des Heiligen Jahres 2025 zu bekommen. Von Mitbringseln mit dem Bild der vier verschiedenfarbigen Figuren mit Kreuz und dem Motto "Pilger der Hoffnung" hatten sich auch nicht-autorisierte Händler ein gutes Geschäft erhofft. Nun sind sie um rund 16 Millionen Artikel ärmer. Die italienische Finanzpolizei beschlagnahmte die illegalen Andenken und zeigte zehn chinesische und einen italienischen Staatsbürger an.

Sinkende Umsätze trotz Pilgeransturm

Vom Heiligen Jahr in Rom hatten sich viele Bürger und Geschäftsleute steigende Einnahmen versprochen. Laut der vatikanischen Jubiläums-Pressestelle sollen seit Eröffnung des katholischen Jubeljahres am 24. Dezember mehrere Millionen Pilger in die Ewige Stadt gekommen sein. Doch offenbar lassen sie kaum Geld da, und "normale" bis Luxus-Touristen meiden Rom aufgrund des angekündigten Pilgerandrangs. Der römische Handel und das Gastgewerbe rechnen im ersten Jahresviertel mit einem möglichen Umsatzrückgang von rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Auch Römer, die Ferienwohnungen zum Pilgerereignis eingerichtet hatten, beklagen weiter Leerstände. Man versucht sich in Optimismus für den weiteren Heilig-Jahr-Verlauf.

Eine Ordensfrau hält ein Bild von Papst Franziskus bei der Rosenkranzandacht für den erkrankten Papst. / © Cristian Gennari (KNA)
Eine Ordensfrau hält ein Bild von Papst Franziskus bei der Rosenkranzandacht für den erkrankten Papst. / © Cristian Gennari ( KNA )

Für den Vatikan dürfte die erste Bilanz befriedigender ausfallen - obwohl sein Jubiläumsbeauftragter, Erzbischof Rino Fisichella, die Bedeutung reiner Zahlen bei einem religiösen Ereignis stets herunterzuspielen weiß. Allein zum letzten Spezialevent für kranke Menschen und Mitarbeitende aus dem Gesundheitswesen kamen rund 35.000 Teilnehmer aus aller Welt. Und das, obwohl sie mit der Anwesenheit von Papst Franziskus nicht rechnen konnten.

Jubiläum im Krankenhaus

Letztlich überraschte der erkrankte 88-Jährige mit einem Kurzauftritt auf dem Petersplatz. Die Teilnehmer anderer Sonderveranstaltungen des alle 25 Jahre regulär stattfindenden Jubiläums hatten weniger Glück. Schon bei der Öffnung der Heiligen Pforte an Heiligabend im Petersdom schwächelte der Papst. Beim ersten Spezialevent für Medienschaffende Ende Januar kürzte er seine Rede drastisch auf ein paar Sätze, beim Jubiläum für Streitkräfte ließ er den Großteil seiner Predigt von einem Mitarbeiter verlesen. Die Veranstaltung Nummer drei für Kunst und Kultur verbrachte Franziskus bereits im Krankenhaus. Gleiches galt für die Jubiläen der Diakone, Ehrenamtler und der sogenannten Missionare der Barmherzigkeit.

Papst Franziskus erscheint überraschend bei der Messe zum Jubiläum der Kranken. (KNA)
Papst Franziskus erscheint überraschend bei der Messe zum Jubiläum der Kranken. / ( KNA )

Ganze 38 Tage musste der an lebensbedrohlichen Atemwegsinfektionen erkrankte Papst in der römischen Gemelli-Klinik bleiben. Einzige Lebenszeichen waren lange die von ihm abgesegneten Entscheidungen für die Weltkirche. Das Heilige Jahr ging ohne ihn weiter. Hochrangige Kurienkardinäle vertraten das Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken zu besonderen Anlässen und Pilgermessen. Die General- wie Sonderaudienzen entfielen. Dafür beteten Vatikanmitarbeiter, Pilger und Touristen allabendlich auf dem Petersplatz für eine baldige Genesung des Papstes.

Aufwärtstrend

Mit den steigenden Temperaturen scheint es nun auch mit der Genesung des Papstes aufwärts zu gehen. Franziskus' Erscheinungsbild wie Stimme wirkten bei seinem ersten Petersplatz-Auftritt am 6. April bereits deutlich besser als noch bei seiner Klinikentlassung zwei Wochen zuvor. Schonung und Therapien scheinen anzuschlagen.

Ein Hoffnungsschimmer für Zehntausende Jugendliche, die Ende April für das nächste Heilig-Jahr-Event im Vatikan erwartet werden. Höhepunkt der Veranstaltung wird die Heiligsprechung des sogenannten Internetapostels Carlo Acutis sein. Vielleicht wird Franziskus selbst den 2006 gestorbenen Jugendlichen zur weltweiten Verehrung freigeben können. Die Zeichen stehen auf Hoffnung.

Heiliges Jahr

Das Heilige Jahr ist ein Jubiläumsjahr in der katholischen Kirche. Es wird regulär alle 25 Jahre begangen. Das Heilige Jahr 2025 steht unter dem Motto "Pilger der Hoffnung". Einen Ablass von Sündenstrafen können Pilger dabei nicht nur bei Wallfahrten an eine der heiligen Stätten des Jubiläums oder eine der vier großen päpstlichen Basiliken in Rom erhalten, sondern auch beim Besuch der Verkündigungskirche in Nazareth, der Geburtskirche in Bethlehem oder der Grabeskirche in Jerusalem.

Pilger gehen durch die Heilige Pforte (2015) / © Cristian Gennari (KNA)
Pilger gehen durch die Heilige Pforte (2015) / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
KNA