Rockmusiker Alice Cooper wird 75 Jahre alt

"Am Schluss ist Auferstehung"

Weltberühmt und trotzdem oft verkannt. Das trifft wohl auf kaum jemanden so zu wie auf Alice Cooper. Viele sehen in ihm nur den "Schockrocker", dessen beste Tage lange zurückliegen. Nun wird der bekennende Christ 75.

Autor/in:
Paula Konersmann
Alice Cooper auf der Bühne bei einem Konzert im Juni 2010 / © Harald Oppitz (KNA)
Alice Cooper auf der Bühne bei einem Konzert im Juni 2010 / © Harald Oppitz ( KNA )

Schwarz-verlaufener Eyeliner, eine Zwangsjacke als Kostüm, eine lebende Boa auf der Bühne: So kennt die Welt Alice Cooper. Vincent Damon Furnier, wie der Musiker mit bürgerlichem Namen heißt, feiert am 4. Februar seinen 75. Geburtstag.

Besondere Namensfindung

Geboren 1948 in Detroit als Sohn eines Pastors, zeichnete "Vince" als Jugendlicher viel. Künstler "with an impact" hatten es ihm angetan, also solche, deren Schaffen eine gewisse Wucht hatte und nachwirkte - allen voran der spanische Maler Salvador Dali.

Auf der Suche nach einem interessanten Bandnamen, so erzählt der Rockstar es im Rückblick, befragten er und seine Band ein Hexenbrett. Dies verriet ihm, er habe schon einmal gelebt und sei als Hexe hingerichtet worden. Deren Name: Alice Cooper. Das klang für die jungen Männer "nach einer alten Dame, die für alle Kekse backt, aber eine Menge Leichen im Keller hat".

In den frühen 1970er Jahren entstand die Bühnen-Horrorshow, mit der Cooper bis heute auftritt. Der Name, sicher aber auch die charismatische Persönlichkeit Furniers, verführte Publikum und Medien dazu, weniger die Band und vielmehr den Sänger in den Mittelpunkt zu rücken. Er selbst verlor sich zunehmend in der Kunstfigur; spottete über Vincent, der sei bestenfalls "ganz nett". Spätestens ein Treffen mit seinem Idol Dali, der ihn 1973 als Hologramm darstellte, machte Alice Cooper zu einer Ikone.

Von Gott gerettet

Alkoholsucht, Klinikaufenthalt, danach Kokain: Der Absturz war vorprogrammiert. Seit seinem Comeback Mitte der 1980er Jahre betont der Musiker, gerettet habe ihn Gott.

Seit einer Weile ist ihm neben der "Alice Cooper Band" auch seine Supergroup "Hollywood Vampires" eine Herzensangelegenheit. Der Name geht auf einen inoffiziellen Club zurück, in dem Cooper in seinen wilden Jahren mit Musikern wie Keith Moon oder Jim Morrison getrunken hatte.

2015 tat er sich mit Schauspieler Johnny Depp und Aerosmith-Gitarrist Joe Perry zusammen, um eben jene "Dead Drunk Friends" (dt. tote betrunkene Freunde) zu ehren. Das Trio covert Songs verstorbener Musiker, im Juni auch auf deutschen Bühnen. Er sei selbst erstaunt, dass ausgerechnet er als letzter der ursprünglichen "Vampire" übriggeblieben sei, sagt Cooper.

Diese Einstellung ist keine reine Selbstironie, sondern offenbar sein Weg zu überleben. Denn, so sagte er einmal der "Süddeutschen Zeitung": "Wenn man die Figur, die man auf der Bühne darstellt, ins Leben hinübernimmt, kostet einen das dreißig Jahre Lebenszeit. Auf der Bühne ist man überlebensgroß. Außerhalb der Bühne ist man nichts anderes als ein stinknormaler Staatsbürger." Über Jahre hinweg habe er versucht, den "Mythos" Alice Cooper auch im Alltag zu leben - und das habe ihn fast umgebracht. So zog er eine klare Trennlinie zwischen der Kunstfigur und dem Privatmenschen.

Bekennender Christ

Dieser Privatmensch geht nach eigenem Bekunden regelmäßig in die Kirche und - ja - zum Golfen, ist ein treuer Ehemann, dessen Kinder zeitweise an seinen Bühnenshows mitwirkten, sowie Vorsitzender der christlichen Stiftung Solid Rock Foundation, für die er auch Spendengelder sammelt. Für seine finanzielle Unterstützung verlieh ihm die christlich-liberale Grand Canyon University in Phoenix 2004 den Ehrendoktortitel "Doctor of Music".

Zu Ostern 2018 war Cooper im Musical "Jesus Christ Superstar" zu sehen. Bei Spiegel Online sagte er dazu, er bete und lese täglich 20 Minuten in der Bibel. "Die Leute können das kaum fassen, aber es gibt mir Kraft. Vincent Furnier ist das genaue Gegenteil der Kunstfigur Alice Cooper."

Der Glaube und seine Kunst stehen für Cooper nicht in Widerspruch zueinander: "Sie werden kein Wort gegen den Rock'n'Roll in der Heiligen Schrift finden." Umgekehrt gebe es in seiner Bühnenshow keine obszönen Worte, keine Flüche. Und: Am Ende jedes Auftritts werde der Bösewicht, den er darstelle, getötet. "Am Schluss ist Auferstehung, es ist Alice im weißen Frack", betont er.

Mit möglichen Auswirkungen seines Schauspiels befasste er sich durchaus. "Wenn die Kids das ernst nähmen, würden sie alle Schulen niederbrennen", erklärte er. "Sie tun es aber nicht. Es ist Alice, der es für sie macht. Reine Katharsis."

Quelle:
KNA