Richard von Weizsäcker zur Bedeutung des Kirchentages

Was Menschen bewegt

Altbundespräsident Richard von Weizsäcker hat die Bedeutung des Evangelischen Kirchentages für Gesellschaft und Politik hervorgehoben. "Er ist für das, was Menschen bewegt, offener und zugänglicher als viele Gremien in Politik und Verwaltung", sagte von Weizsäcker gegenüber der "chrismon". Schon in den 50er und 60er Jahren hätten Kirchentage die politische Debatte beeinflusst.

 (DR)

"Vermisse Auseinandersetzung mit drängenden Fragen"
"Die evangelische Sozialethik und die katholische Soziallehre wirkten tief hinein in die Gesetzgebung, etwa beim Betriebsräterecht, bei der Mitbestimmung, bei Belegschaftsaktien", sagte der frühere Bundespräsident. "Auch in den Sechzigerjahren kam die Zeitansage sehr stark aus dem evangelischen Bereich - wenn ich zum Beispiel an die Ostdenkschrift denke, die ich nach dem Kirchentag in Köln 1965 mitverfasst habe."

Dagegen vermisst von Weizsäcker, dass sich politische Institutionen ausreichend mit drängenden Fragen wie der Globalisierung beschäftigen. So fehlten auf der Tagesordnung des UN-Sicherheitsrates Themen wie Überbevölkerung, zunehmende Armut, Migration und Rolle der Religionen. Das Gremium denke noch immer in erster Linie militärisch und sicherheitspolitisch.

Präsident des Evangelischen Kirchentages in Köln 1965
Von Weizsäcker amtierte von 1984 bis 1994 als Bundespräsident. Er war
1965 Präsident des Evangelischen Kirchentages in Köln, von 1971 bis
1984 gehörte er dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an.

Die Globalisierung, die zunehmende Armut und der Klimawandel werden nach Einschätzung des rheinischen Präses Nikolaus Schneider bestimmende Themen des 31. Evangelischen Kirchentages vom 6. bis 10. Juni in Köln sein. Der Kirchentag sei eine evangelische Zeitansage auch über die Grenzen Deutschlands hinweg, sagte der oberste Repräsentant der gastgebenden Landeskirche dem Magazin.