Rhetoriker wählen die Vorlesung von Papst Benedikt XVI. zur "Rede des Jahres 2006"

Umstrittene Regensburger Rede ausgezeichnet

Zur "Rede des Jahres 2006" haben die Rhetoriker der Universität Tübingen die weltweit umstrittene Vorlesung von Papst Benedikt XVI. vom September in Regensburg gekürt. Die Vorlesung Benedikt XVI. über das Verhältnis von Glaube und Vernunft sei eine Antwort auf die Frage nach dem Umgang mit religiösen Fundamentalismen, betonte das Tübinger Seminar für Allgemeine Rhetorik am Montag. Die Rede des Papstes sei gezielt missverstanden worden. Darin zitierte dieser einen Dialog aus dem 14. Jahrhundert zwischen dem byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaelogos und einem gelehrten persischen Muslim.

 (DR)

"Historisch gesättigte Ortsbestimmung"
Die Rhetoriker hoben hervor, dass der Papst in seiner Vorlesung höchst engagiert und argumentativ präzis eine "historisch gesättigte Ortsbestimmung christlichen Glaubens" in der Tradition des griechischen Geistes gegeben habe. Dies sei in einer Zeit zunehmender religiöser Fundamentalismen, neuer Glaubenskämpfe und eines esoterisch-irrationalistischen Religionsverständnisses geschehen.

Dem Papst konnte nach dem Urteil der Rhetoriker in seiner vielstimmig und doch geradlinig meisterhaft komponierten Rede seine eigene Biografie, seine kritische Vernunft und seine religiöse Überzeugung ins Spiel bringen.

Das Tübinger Seminar für Allgemeine Rhetorik würdigt nach eigenen Angaben seit 1998 herausragende Redebeiträge. Bisher wurden unter anderen der Schriftsteller Martin Walser, der frühere deutsche Außenminister Joschka Fischer und der Europapolitiker Daniel Cohn-Bendit (beide Bündnisgrüne) ausgezeichnet.

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