Rheinischer Präses mahnt Kirche zur Friedensstiftung

"Religion kann keine Privatsache sein"

Der rheinische Präses Thorsten Latzel hat zum Start der Spendenaktion von "Brot für die Welt" dazu aufgerufen, die Ursachen des Hungers in der Welt zu bekämpfen. "Hunger sei kein Zufall, kein Schicksal, keine eigene Schuld."

Hungersnot in Ostafrika wird schlimmer / © ymphotos (shutterstock)
Hungersnot in Ostafrika wird schlimmer / © ymphotos ( shutterstock )

Das sagte Latzel laut Predigttext am Sonntag in einem Festgottesdienst in Weyerbusch in Rheinland-Pfalz. Herbeigeführt durch Kriege, Korruption, den Handel mit Nahrungsmitteln und Klimawandel sei er "eine Waffe, ist Unrecht, ist himmelschreiende Sünde". Beides gehöre deshalb zusammen: "Der Hunger nach Brot und der Hunger nach Gerechtigkeit."

Latzel erinnerte in dem Zusammenhang an die von der Sowjetführung vor 90 Jahren in der Ukraine verursachte Hungersnot, den sogenannten Holodomor. Millionen Menschen fielen damals Zwangskollektivierung, Enteignung und Unterdrückung zum Opfer. "Eine Erfahrung, die viele zu uns geflohene Ukrainerinnen und Ukrainer bis heute nicht vergessen haben", sagte der rheinische Präses. "Hunger ist Teil der Geschichte ihrer Familien, ihres Landes."

Religion könne keine Privatsache sein

Angesichts des Unrechts damals wie heute könne Religion keine Privatsache sein, forderte der leitende Theologe der zweitgrößten evangelischen Landeskirche in Deutschland. "Am Umgang mit den Armen unserer Zeit entscheidet sich, wie wir mit Jesus Christus umgehen", betonte der Präses. Jesu Wirken zeichne aus, dass er nicht nur von Hunger, Unrecht und Brotteilen spreche, sondern auch einen fundamentalen Wandel bewirke. "Wandel säen, das heißt: auf Gottes Kommen in unsere Welt zu vertrauen", nahm Latzel Bezug zum Motto der diesjährigen Spendenaktion von "Brot für die Welt".

Seit 1959 bittet "Brot für die Welt" in jedem Jahr zu Beginn der Adventszeit um Spenden für Hilfsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika. Mit den Erlösen der 65. Spendensammlung unter dem Motto "Wandel säen" sollen Projekte gegen den weltweiten Hunger und für ein globales Ernährungssystem unterstützt werden.

Die Evangelische Kirche im Rheinland ist mit rund 2,27 Millionen Mitgliedern die zweitgrößte der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Sie erstreckt über ein Gebiet in den vier Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen.

Hilfswerk "Brot für die Welt"

Als weltweit tätiges Entwicklungswerk der evangelischen Kirchen in Deutschland ist "Brot für die Welt" nach eigenen Angaben in mehr als 90 Ländern rund um den Globus aktiv. Gemeinsam mit lokalen Partnern hat das Hilfswerk den Ansatz, die Lebenssituation armer und ausgegrenzter Menschen zu verbessern. Zentraler Schwerpunkt der Arbeit ist die Ernährungssicherung. "Brot für die Welt"  unterstützt die arme und ländliche Bevölkerung darin, mit umweltfreundlichen und standortgerechten Methoden gute Erträge zu erzielen.

"Brot für die Welt" / © Jörg Sarbach (epd)
"Brot für die Welt" / © Jörg Sarbach ( epd )