Religionsvertreter und ZdK appellieren an G-20-Gipfel

Kampf der Armut!

Führende Religionsvertreter Großbritanniens haben die Teilnehmer des G-20-Gipfels in London zu einem entschlossenen Kampf gegen die Armut in der Welt aufgefordert. Trotz der globalen Wirtschaftskrise dürften die Bedürfnisse der Benachteiligten nicht aus dem Blick geraten, heißt es in dem am Montag in London vorgestellten Papier. Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken fordert neue Regeln.

 (DR)

Ökonomische Lösungen allein reichten nicht aus. Erforderlich sei vielmehr ein allgemeines Umdenken. "Der Ursprung der Krise liegt in wichtigen moralischen Fragen", so die Unterzeichner, zu denen unter anderen Anglikaner-Primas Rowan Williams, der katholische Kardinal Cormac Murphy-O'Connor sowie der jüdische Oberrabbiner Jonathan Sacks und der Generalsekretär des Britischen Muslimrates (MCB), Mohammed Abdul Bari, gehören.

In ihrem Papier erinnern die Religionsvertreter auch an die Zusage der Industriestaaten, ihren Ausstoß an Treibhausgasen zu reduzieren.

ZdK fordert mehr Ethik für Marktwirtschaft
Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat neue Regeln und Rahmenbedingungen für die internationalen Finanz- und Wirtschaftsmärkte gefordert. "Große Teile der Bevölkerung, aber auch der Politik haben zunehmend das Gefühl eines generellen Verlustes der Kontrolle über das eigene Schicksal", heißt es in der am Montag in Berlin veröffentlichten Erklärung "Marktwirtschaft - nicht ohne Ethik, nicht ohne Regeln!".

"Man fühlt sich einer übermächtigen und scheinbar regellosen Wirtschaft und Finanzwelt ausgeliefert", so das ZdK weiter. Die weltweite Vernetzung des Handelns führe zur Entgrenzung der Wirtschaftsräume und der Wirkungen wirtschaftlichen Handelns durch anonyme Kapitalgesellschaften. Die aktuelle Krise habe auf dramatische Weise gezeigt, dass die ökonomische Globalisierung dringend der politischen Gestaltung bedarf.

Das ZdK fordert die Einführung von Regeln und Rahmenbedingungen, die moralische Interessen unter den Bedingungen der modernen Marktwirtschaft dauerhaft zur Geltung bringen. Die Soziale Marktwirtschaft müsse als Rahmenordnung erhalten und stabilisiert werden. Staatliches Eingreifen dürfe nur dies zum Ziel haben und sei damit in jedem Falle zeitlich zu begrenzen, so die katholische Laienorganisation. Die zentrale Stellung des Menschen müsse auch jede Unternehmensethik prägen.

Treffen am Donnerstag
Die Gruppe der sogenannten G-20-Staaten, zu der die wichtigsten
Industrie- und Schwellenländer gehören, will ab Donnerstag in London über Schritte aus der Wirtschaftskrise beraten.

Am Wochenende hatten im Vorfeld des Gipfels mehrere Zehntausend Demonstranten in vielen europäischen Großstädten für eine gerechte Wirtschaftsordnung und den Schutz der Umwelt demonstriert. Allein in London nahmen Medienberichten zufolge bis zu 35.000 Menschen an den Protesten teil.