Religionsphilosophin lobt theologisches Erbe Benedikts XVI.

"Überblick, den nur wenige hatten"

Die Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz hat das theologische Erbe von Benedikt XVI. gewürdigt. Der vor einem Jahr verstorbene, emeritierte Papst habe tief durchdrungen, was Kirche heiße, so die Professorin.

Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz / © Julia Steinbrecht (KNA)
Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das sagte die Professorin an der Katholischen Hochschule Heiligenkreuz in Österreich im Interview von Vatican News (Donnerstag). Sein Verständnis habe von den Kirchenvätern und -müttern über die Renaissance, die Reformation bis in die Spätmoderne gereicht. "Das bedeutet ja einen Überblick, den nur wenige Menschen gewinnen", sagte Gerl-Falkovitz.

Der neugewählte Papst Benedikt XVI. grüßt die Gläubigen vom Balkon des Petersdoms im Vatikan / © epa ansa Claudio Onorati/epa (dpa)
Der neugewählte Papst Benedikt XVI. grüßt die Gläubigen vom Balkon des Petersdoms im Vatikan / © epa ansa Claudio Onorati/epa ( dpa )

Nicht nur für Theologen

Benedikt XVI., mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger, schrieb der Philosophin zufolge nicht nur für Theologen. Seine "Einführung in das Christentum", seine Jesus-Bücher und seine Predigten enthielten auch kurze Sätze "und wenn man die auf sich wirken lässt, kommt man wirklich in die Tiefe. Es hat gar nichts mit Intelligenz oder Abitur zu tun, sondern man hört den Herzschlag des Christentums".

Gerl-Falkovitz lobte Benedikts Entscheidung, als Papst zurückzutreten. Kein katholisches Kirchenoberhaupt könne dahinter mehr zurückgehen. Kardinal Ratzinger habe eigentlich gar nicht Papst werden wollen. "Doch dann sich hineinstellen in diesen Dienst und die Last tragen – es ist eine ganz große Qualität, dass er das unternommen hat."

Verleihung des Ratzinger-Preises an Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz / © Romano Siciliani (VM)
Verleihung des Ratzinger-Preises an Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz / © Romano Siciliani ( VM )

Weist Vorwürfe zurück

Die Vorwürfe, Benedikt sei in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising einem Missbrauchsfall nicht nachgegangen, wies sie zurück. Als Papst habe er das Kirchenrecht und die Überprüfung von Fällen verschärft und viele Priester aufgrund von Missbrauch von ihrem Amt entbunden. "In der Summe kann man sagen, dass sich niemand vor und nach Ratzinger rein quantitativ derart mit dieser Frage beschäftigt hat", sagte die Professorin.

Benedikt XVI. war von 2005 bis zu seinem Rücktritt 2013 Papst. Gerl-Falkovitz war persönlich mit ihm bekannt. 2021 erhielt sie den Joseph-Ratzinger-Preis für Theologie.

Nachruf von Bischof Georg Bätzing auf Benedikt XVI.

In einem ausführlichen Nachruf hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, den am Samstag verstorbenen früheren Papst Benedikt XVI. gewürdigt.

Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert den Nachruf in Auszügen:

"Papst em. Benedikt XVI. ist tot. Wir trauern um einen großen Theologen, überzeugenden Priester und Bischof, einen Zeugen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, um eine Persönlichkeit, deren Wort weltweit Aufmerksamkeit fand - auch bei Menschen anderer Religionen und Weltanschauungen.

Papst Benedikt XVI. am 9. September 2006 in München. / © Markus Nowak (KNA)
Papst Benedikt XVI. am 9. September 2006 in München. / © Markus Nowak ( KNA )
Quelle:
KNA