Reaktionen: Kirchen gratulieren Barack Obama

"Möge Gott ihn erleuchten"

Die Welt freut sich mit Barack Obama. Politiker überschlagen sich mit Grußworten und Glückwünschen. Der Vatikan wünscht dem neu gewählten US-Präsidenten Barack Obama Gottes Segen, damit er die in ihn gesetzten Erwartungen und Hoffnung erfüllen könne.

 (DR)

"Möge Gott ihn bei seiner so verantwortungsvollen Aufgabe erleuchten, damit er wirksam dem Recht und der Gerechtigkeit dienen kann", sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Mittwoch vor Journalisten.

Er äußerte die Hoffnung, dass der künftige Präsident geeignete Wege finde, um den Frieden in der Welt zu fördern und die Würde der menschlichen Person zu stärken.

In einem Telegramm vom Mittwoch habe der Papst Obama und dessen Familie seines Gebets versichert, damit er zum Aufbau einer Welt in «Frieden, Solidarität und Gerechtigkeit» beitrage, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi vor Journalisten. Das Kirchenoberhaupt habe die Wahl als «historisch» bezeichnet. Das Schreiben sei Obama direkt zugeleitet worden. Der Wortlaut solle zunächst nicht veröffentlicht werden, so Lombardi.

Schick: Obama ist ein Hoffnungsträger
Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Bambergs Erzbischof Ludwig Schick, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), er erhoffe sich eine weniger egoistische US-Außenpolitik. Dies betreffe etwa den Abbau von Handelsbeschränkungen, durch die ärmere Länder benachteiligt würden. Bisher hätten die USA Unrechtsstrukturen eher verstärkt.

Zuversicht schöpft der Erzbischof aus der Beziehung des neuen US-Präsidenten zu Afrika. Er setze darauf, dass Obama mehr Sensibilität für die Probleme und Herausforderungen des Kontinents zeige. Hier könne das Land «wirklich etwas bewegen».

Zwischen der katholischen Kirche und Obama bestünden in manchen Fragen große Meinungsunterschiede, sagte Schick weiter. Er wünsche sich dennoch gute Beziehungen der Kirche zum neuen Präsidenten. «Obama ist ein Hoffnungsträger, aber er hat keine politische Erfahrung», betonte der Erzbischof. Deshalb gelte es nun abzuwarten, wie er sich in der Realpolitik positioniere.

Der Hamburger katholische Erzbischof Werner Thissen betonte, die USA trügen eine große Verantwortung in der Welt, insbesondere für die Schwellen- und Entwicklungsländer. Er hoffe, dass die Amtszeit des neuen Präsidenten von Offenheit gegenüber den vielen Problemen in diesen Ländern geprägt werde.

Evangelischer Auslandsbischof sieht Anzeichen für liberalere USA
Der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, hat sich erfreut über die Wahl Barack Obamas zum US-Präsidenten geäußert. In der Wahlentscheidung zeige sich eine Verschiebung der kulturell-religiösen Lage in den USA, die er für sehr gut halte, sagte Schindehütte am Mittwoch dem epd am Rande der EKD-Synode in Bremen. Obama sei lange Zeit in der United Church of Christ engagiert gewesen, die "mit großer Offenheit und Toleranz agiert".

Schindehütte hob die engen Beziehung der United Church of Christ zur EKD und der Union Evangelischer Kirchen (UEK) hervor. Die US-Kirche stehe für ein offenes und liberales Christentum, was den deutschen Verhältnissen sehr nahe komme. In der Amtszeit George W. Bushs habe dessen enge Verbindung zu den US-Evangelikalen hingegen oft zu einer religiösen Überhöhung politischer Fragen geführt.

Konkret erwartet Schindehütte vom neuen US-Präsidenten eine stärkere Hinwendung zum Ausland. "Er scheint stärker auf eine internationale Politik zu setzen", sagte er.

Rheinischer Präses wünscht US-Wahlsieger Obama Gottes Segen
Auch der rheinische Präses Nikolaus Schneider hat Barack Obama zu seinem Wahlsieg gratuliert. Er wünsche dem künftigen Präsidenten der USA Gottes Segen, denn den werde er brauchen, erklärte Schneider am Mittwoch in Düsseldorf. Obama sei für viele Menschen in den USA und für die Kirchen ein Hoffnungsträger. Mit ihm glaubten viele, den Zielen näherzukommen, für die sie seit Jahren leidenschaftlich kämpften, etwa die Abkehr von militärischer Gewalt und die Überwindung der sozialen Ungerechtigkeiten, betonte der Präses.

Er habe den künftigen US-Präsidenten auf der Generalsynode der US-amerikanischen Schwesterkirche United Church of Christ (UCC) als beeindruckenden Redner erlebt, sagte Schneider weiter. "Für mich verkörpert er auch etwas, was seine Kirche auszeichnet: der hohe Sinn für Gerechtigkeit." Dieser Gerechtigkeitssinn sei tief in Obamas Glauben verankert.