Reaktionen aus Kirche und Gesellschaft auf kommende Seligsprechung Johannes Paul II.

"Ein schönes Zeichen"

Positive Reaktionen hat die angekündigte Seligsprechung von Papst Johannes Paul II auch in der katholischen Kirche Deutschlands ausgelöst. Kritik kam lediglich von der Bewegung "Wir sind Kirche".

 (DR)

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, erklärte am Freitag in Freiburg, die rasche Seligsprechung zeige, dass Johannes Paul II. durch seinen "weltweit hörbaren Ruf der Heiligkeit auch über seinen Tod hinaus in der Erinnerung vieler weiter lebt". Der Freiburger Erzbischof erinnerte zugleich an die Rolle Karol Wojtylas beim Fall des Eisernen Vorhangs. "Wir in Deutschland sind Papst Johannes Paul II. besonders dankbar für all das, was er persönlich bewirkt hat, um die Einheit Europas und unseres Landes in Frieden und Freiheit voranzubringen."



Der Kölner Kardinal Joachim Meisner zeigte sich hoch erfreut: "Ich erwarte einen Ruck für die ganze Kirche", sagte er dem Kölner "domradio". Die Seligsprechung könne viele Menschen ermutigen, dem polnischen Papst nachzueifern. Der Kardinal betonte, die Kirche habe trotz der Beschleunigung der Prozedur keine Abstriche bei den notwendigen Prüfverfahren gemacht.



Der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst bezeugte seinen "tiefen Respekt vor einem großen Papst". Durch sein authentisches Leben und seinen Glauben habe Johannes Paul II. der ganzen Welt ein Beispiel für christliche Nachfolge gegeben, sagte Fürst. Wie keinem Papst zuvor sei es ihm gelungen, mit Hilfe der Medien den christlichen Glauben zu vermitteln.



Von einem "schönen Zeichen für die Jugend der Welt" sprach der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). "Viele junge Menschen haben sich eine schnelle Seligsprechung gewünscht", so der BDKJ-Bundesvorsitzende Dirk Tänzler in Düsseldorf. Die Jugend der Welt habe mit Johannes Paul II. in einer ganz besonderen Beziehung gestanden - auch nach seinem Tod. "Seine Authentizität, seine ehrlichen Worte und sein Charisma haben die Jugendlichen begeistert.

Er sprach mit ihnen und nicht über sie, das schaffte eine besondere Nähe", so Tänzler.



Als "Ermutigung und Ansporn für die Friedensarbeit" wertete die katholische Friedensbewegung pax christi die Seligsprechung. Unvergessen seien die Worte des Papstes: "Krieg ist niemals ein unabwendbares Schicksal. Krieg ist immer eine Niederlage für die Menschheit", sagte Generalsekretärin Christine Hoffmann.



Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung Deutschlands (KAB) verwies darauf, dass Johannes Paul II. die Not der Menschen und besonders der Arbeitnehmer auf der ganzen Welt im Blick gehabt habe. In seiner Sozialenzyklika "Laborem exercens" habe er der Arbeit den Vorrang vor dem Kapital gegeben und das Dogma des Rechts auf das Eigentum von Produktionsmitteln in Frage gestellt.



Die Bewegung "Wir sind Kirche" betonte, bei allem Respekt vor der Persönlichkeit von Johannes Paul II. sei die Seligsprechung "äußerst problematisch". Er sei ein Papst "vieler großer Gaben, aber auch vieler falscher Entscheidungen" gewesen, so die Kirchenvolksbewegung am Freitagabend in München.



Mit Freude reagierte auch die Polnische Bischofskonferenz auf die Bekanntgabe der Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. am 1. Mai. Mit ihr sei die "Hoffnung auf die erneute Erinnerung an seine Lehre" verbunden, sagte Episkopatssprecher Jozef Kloch am Freitag in Warschau. Aus Dankbarkeit kündigte eine bischöfliche Stiftung für Freitagabend 21.00 Uhr Gedenkmärsche und Gebetstreffen von Jugendlichen in mehreren polnischen Großstädten an.



Der Warschauer Kardinal Kazimierz Nycz sagte, der von Papst Benedikt XVI. festgelegte Tag der Seligsprechung sei der "beste Termin", weil in diesem Jahr auf den 1. Mai der von Johannes Paul II. eingeführte "Barmherzigkeitssonntag" falle. Der Gedanke der Barmherzigkeit Gottes sei in Lehre und Leben des Papstes tief verwurzelt. Der Papst aus Polen starb 2005 am Vorabend des Festes der Barmherzigkeit.



Polens katholische Kirche hatte sich immer wieder für eine rasche Seligsprechung von Johannes Paul II. ausgesprochen. Mehrere TV- und Radiosender unterbrachen am Mittag ihr Programm und schalteten live nach Rom, um über die bevorstehende Seligsprechung zu berichten.



Lech Walesa, Leitfigur der Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc, würdigte das Lebenswerk von Johannes Paul II. als "gigantisch". Der polnische Papst und die Solidarnosc hätten im 20. Jahrhundert Europa vom Kommunismus befreit.