Reaktionen auf Trumps Entscheidung

"Beunruhigend und kompliziert"

Kardinalstaastselretär Pietro Parolin hat die Ausschreitungen im Nahen Osten als "beunruhigend" bewertet. Die Anerkennung Jerusalems als Haupstadt Israels mache viele Dinge kompliziert, sagte er am Wochenende in Rom.

Autor/in:
Marion Sendker
Fatah-Mitglieder verbrennen in Gaza-Stadt eine amerikanische Flagge / © Wissam Nassar (dpa)
Fatah-Mitglieder verbrennen in Gaza-Stadt eine amerikanische Flagge / © Wissam Nassar ( dpa )

Bei Ausschreitungen im Nahen Osten sind Medienberichten zufolge am Freitag zwei Menschen gestorben und mindestens 750 weitere verletzt worden. Die Proteste waren Reaktionen auf die Anerkennung Jerusalems als Israels Hauptstadt durch US-Präsidenten Donald Trump. Im Interview mit dem italienischen Fernsehsender TV2000 bewertete der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin die jüngsten Ausschreitungen als "beunruhigend" und betonte, dass die Entscheidung Trumps vom Mittwoch "viele Dinge kompliziert" mache.

"Hoffen wir, dass jetzt nicht ein Prozess beginnt, der mehr Gewalt und Spannungen mit sich bringt", so die Nummer Zwei des Vatikan. "Hoffen wir, dass jene Weisheit und Vorsicht überwiegen, auf die der Papst in seinem jüngsten Appell hingewiesen hat."

Papst Franziskus hatte am Rande der Generalaudienz am Mittwoch vergangener Woche vor der Entscheidung, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, gewarnt.

Lateinisches Patriarchat beunruhigt

Auch das Lateinische Patriarchat von Jerusalem zeigte sich nach der US-Erklärung zu Jerusalem beunruhigt vor einem möglichen Ausbruch weiterer Gewalt mit unvorhersehbaren Konsequenzen.

Angesichts offensichtlicher Konflikte und rascher Veränderungen in der Heiligen Stadt könne keine einseitige Lösung als Lösung angesehen werden. "Einseitige Entscheidungen, die die gegenwärtige Zusammensetzung der Stadt ändern, werden keinen Nutzen bringen, sondern nur neue Spannungen, und sie werden die Möglichkeit beseitigen, Frieden zu schaffen", so die Erklärung wörtlich. Die Bewohner der Stadt seien schon zu lange Geiseln der anhaltenden Spannungen, die den Charakter Jerusalems verzerrten.

Weltweite Proteste

Nicht nur in Jerusalem, Gaza und im Westjordanland sind am Freitag die Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Trump-Entscheidung zu protestieren. Auch in Jordaniens Hauptstadt, in Kairo, Istanbul, Bagdad, in Pakistan, Indonesien und Bangladesch gab es Demonstrationen.

Israels Armee hatte in der Nacht Luftangriffe auf Hamas-Stellungen im Gazastreifen gestartet, nachdem von dort Raketen auf Israel geflogen waren. Bei dem Angriff der Israelis sind nach Angaben der Hamas zwei Palästinenser getötet und 15 Menschen verletzt worden.

Beratungen in Sondergipfeln

Der UN-Sicherheitsrat beriet derweil in einer Dringlichkeitssitzung über die angespannte Lage. Entgegen der starken Kritik in New York am Vorgehen Trumps wird angesichts des Vetorechts der USA wohl keine Resolution zu erwarten sein.

Am Samstag kommt zudem in Kairo die Arabische Liga zusammen. Kommende Woche wollen sich außerdem die Mitgliedstaaten der Organisation für Islamische Kooperation in Istanbul treffen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte zu einem Sondergipfel eingeladen.


Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Paul Haring (KNA)
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
DR , rv
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