Ratzinger-Biograph verteidigt emeritierten Papst

Berater brachten Benedikt zu Falschaussage

Eine dem emeritierten Papst Benedikt XVI. im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen im Münchner Erzbistum zur Last gelegte Falschaussage hat der Ratzinger-Biograph Peter Seewald nun aus seiner Sicht eingeordnet.

 © Bert Bostelmann (KNA)
© Bert Bostelmann ( KNA )

Diese geht nach Darstellung Seewalds offenbar auf eine "schlampige Arbeit" eines der Mitarbeiter des Geistlichen zurück. Seewald schreibt im Magazin "Focus", Benedikt habe die Frage eines Münchner Anwaltsteams, ob er vor über 40 Jahren als Münchner Erzbischof an einer entscheidenden Sitzung teilgenommen habe, mit Ja beantworten wollen. Er könne sich allerdings nicht mehr genau daran erinnern.

Zu einer "Falschaussage bewogen"

Die Berater Benedikts hätten dem Emeritus widersprochen und ihn mit Blick auf das Protokoll der Sitzung zu einer "Falschaussage bewogen", erklärt Seewald. Das Sitzungsprotokoll, so die Berater, würde seine Abwesenheit belegen. In Wirklichkeit dokumentiert das Protokoll Seewald zufolge die Abwesenheit eines Generalvikars.

Peter Seewald

"Ein Mitarbeiter hatte das Papier schlampig gelesen"

Seewald betont: "Ein Mitarbeiter hatte das Papier schlampig gelesen. Seine Aussage wurde nicht mehr gecheckt. Der fatale Irrtum war in der Welt. Als die Lüge des Papstes."

Papst Johannes Paul II. und Joseph Ratzinger (KNA)
Papst Johannes Paul II. und Joseph Ratzinger / ( KNA )

Bei der fraglichen Sitzung im Ordinariat am 15. Januar 1980 ging es unter anderem um einen Priester, der wegen Missbrauchsvorwürfen von Essen nach München versetzt werden sollte.

Benedikt nahm an Sitzung teil

Wie Seewald weiter schreibt, war schon zuvor klar, dass Benedikt bei dieser Sitzung anwesend war. Dieser Fakt sei in seiner Papst-Biografie nachzulesen.

Nach der Vorstellung des Münchner Missbrauchsgutachtens hatte Benedikt mitgteilt: Entgegen seiner bisherigen Darstellung habe er doch an der Ordinariatssitzung am 15. Januar 1980 teilgenommen, hieß es in einer Stellungnahme gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Fehler sei aber "nicht aus böser Absicht heraus geschehen", sondern "Folge eines Versehens bei der redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme". Dies tue ihm "sehr leid", und er bitte, dies zu entschuldigen.

Missbrauchsgutachten: Schwere Vorwürfe gegen Benedikt XVI. und Kardinal Marx

Das lange erwartete Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München-Freising belastet amtierende und frühere Amtsträger schwer, darunter auch den emeritierten Papst Benedikt XVI.

Joseph Ratzinger habe sich in seiner Amtszeit als Münchner Erzbischof (1977-1982) in vier Fällen fehlerhaft verhalten, heißt es in der am Donnerstag in München vorgestellten Untersuchung der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW). Erzbischof Kardinal Reinhard Marx, werfen die Anwälte unter anderem vor, sich nicht ausreichend um Fälle sexuellen Missbrauchs gekümmert zu haben.

Münchner Missbrauchsgutachten / © Sven Hoppe/DPA-Pool (KNA)
Münchner Missbrauchsgutachten / © Sven Hoppe/DPA-Pool ( KNA )
Quelle:
KNA