Ratlosigkeit nach der Ablehnung Brockmanns durch Bischöfe

Stürmische Zeiten für das Zentralkomitee der Katholiken

Zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) bahnt sich ein Konflikt um die Nachfolge von ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer an. Dem einzigen Kandidaten Heinz-Wilhelm Brockmann wird seitens der Bischöfe die Zustimmung versagt. Wie geht es nun weiter? Ein Hintergrundbericht von KNA-Redakteur Christoph Arens und ein Audio-Interview mit domradio-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen.

Umstritten: Heinz-Wilhelm Brockmann (KNA)
Umstritten: Heinz-Wilhelm Brockmann / ( KNA )

Noch am Montag war Sonnenschein: Bei einem Zukunftsgespräch in Würzburg versicherten sich Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), dass man enger zusammenarbeiten und auf vertrauensvolles Miteinander setzen wolle.

Zwei Tagen später Gewitterwolken: Zum ersten Mal überhaupt haben die Bischöfe den Kandidaten für das Amt des ZdK-Präsidenten durchfallen lassen. Der hessische Bildungsstaatsekretär Heinz-Wilhelm Brockmann
(CDU) erhielt bei der Sitzung des Ständigen Rates der Bischöfe in Würzburg nicht die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit, wie die Bischofskonferenz in Bonn auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) bestätigte. Eine offizielle Begründung für die Ablehnung gab es nicht.

Es gilt als wahrscheinlich, dass die konservativeren Bischöfe den Ausschlag gaben: Sie wünschen sich eine Laienvertretung, die sich nicht länger gegen die Hierarchie und gegen den Vatikan profiliert.
Offenbar sahen sie in Brockmann nicht den Repräsentanten, der zur Überwindung der innerkirchlichen Polarisierung beitragen könnte.

Ein Scherbenhaufen: Beim ZdK herrschen Ratlosigkeit und Betroffenheit. Sprecher katholischer Verbände sowie der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode bedauerten die Entscheidung. Gegen den 61-jährigen Brockmann, dessen Kandidatur auch im ZdK nicht mit voller Kraft unterstützt wurde, soll es auch deshalb bischöfliche Vorbehalte geben, weil er zu den Mitbegründern des Schwangerenberatungs-Vereins «Donum Vitae» gehörte - ein Engagement, das er übrigens beinahe mit der gesamten Führungsspitze des ZdK teilt.

Ein Blick zurück zeigt, dass es immer wieder Spannungen zwischen Bischöfen und ZdK gab. Die Schwangerenkonfliktberatung, die Mitbestimmung der Laien in der Kirche, der Pflichtzölibat und die Einladung umstrittener Theologen auf Katholikentagen sorgten bisweilen für Zoff zwischen der Kaiserstraße und der Hochkreuzallee in Bonn, wo das Bischofskonferenz-Sekretariat und das ZdK residieren. Unvergessen die Äußerung des Fuldaer Erzbischofs Johannes Dyba, heutzutage gebe es Zentralkomitees eigentlich nur noch im chinesischen Kommunismus und im deutschen Katholizismus.
Unvergessen auch, dass ZdK-Präsident Meyer 1997 aufforderte, der Vatikan-Instruktion zur Rolle der Laien «zu widerstehen».

Neben Donum Vitae war es zuletzt vor allem der Wunsch des ZdK, mit den Bischöfen über die Zukunft der Kirche in Deutschland zu reden, der für Reibungen sorgte. Ein vom Zentralkomitee vorgeschlagenes «Pastorales Zukunftsgespräch» fand nicht genug Zustimmung. Meyer kritisierte, viele Bischöfe neigten offenbar dazu, die Umstrukturierungsprozesse für ihre Diözesen allein zu regeln. Dass es am vergangenen Wochenende dann doch zu einem - deutlich abgespecktem - Studientag kam, war ein Kompromiss. Doch der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, machte zugleich die Grenzen deutlich: Die Bischöfe trügen für die Reformen «eine letzte Verantwortung».

Heftig war der Streit zwischen dem Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller und dem ZdK: Erst 2007 - nach zweijährigem Boykott - nahm das Bistum Regensburg seine Zahlungen an das ZdK wieder auf.
Hintergrund war die von Müller veranlasste Neuordnung der diözesanen Laien-Räte, die von ZdK-Präsident Meyer als Rechtsbruch kritisiert wurde.

Für scharfe Wortwechsel sorgte auch die Gestaltung der Katholikentage, etwa des Ulmer Katholikentags 2004: So beanstandeten der Kölner Kardinal Joachim Meisner und der Augsburger Bischof Walter Mixa die Auftritte von Eugen Drewermann, des amtsenthobenen Bischofs Jacques Gaillot und des mit Lehrverbot belegten Theologen Hans Küng. Von «Orientierungslosigkeit» war die Rede.

Insbesondere Meisner hat mehrfach deutlich gemacht, dass das ZdK für ihn ein Beispiel für übertriebene Strukturen im deutschen Katholizismus sei. Die Kirche in Deutschland drohe vor lauter Strukturen, Statuten, Sekretariaten und Kommissionen zu einer reinen Organisation zu erstarren, kritisierte er beispielsweise im Jahr 2002. Die Apparate seien oft so mächtig geworden, dass sich selbst die Bischöfe häufig hilflos und machtlos vorkämen. ZdK-Präsident Meyer konterte damals, die Kirche könne auf die tägliche Arbeit und die Verantwortungsbereitschaft einer großen Zahl von Katholiken in Verbänden und Institutionen nicht verzichten. Sie wäre ohne sie eine «bedeutungslose Sekte, die in Wahrheit nur sich selbst genügen würde».