Radio Vatikan erwartet besondere Szenen bei Papst-Trauerfeier

"Die ergreifendste Szene"

Am Samstag findet die Trauerfeier für Papst Franziskus auf dem Petersplatz in Rom statt. Die Beisetzung wird im kleinen Kreis in Santa Maria Maggiore stattfinden. Zwischen den beiden Punkten liegen fünf Kilometer und eine Prozession.

Autor/in:
Hilde Regeniter
Gläubige und Besucher am 25.04.2025 stehen am Petersdom an, um Abschied von Papst Franziskus zu nehmen. / © Michael Kappeler (dpa)
Gläubige und Besucher am 25.04.2025 stehen am Petersdom an, um Abschied von Papst Franziskus zu nehmen. / © Michael Kappeler ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie haben vor 20 Jahren bei Radio Vatican den Tod von Johannes Paul II. erlebt. Haben sie nach dem Tod von Papst Franziskus das Gefühl von einem Déjà-vu?

Stefan Kempis (Chefredakteuer der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan): Absolut. Es sind eigentlich dieselben Bilder. Scheinbares Chaos in Rom, aber in Wirklichkeit eine sehr subtile Regie der Italiener, die damit vertraut sind, Großereignisse zu händeln. Überall Absperrgitter, Menschenmassen, die sich auf einer Straße hoch nach links oben, auf der anderen Straße nach rechts unten bewegen. Alles wird am aufgebahrten Papst unter der Kuppel des Michelangelo vorbei geleitet.

Es ist ein Déjà-vu, allerdings sind die Ausmaße etwas heruntergestuft im Vergleich zu 2005, als der Über-Papst Johannes Paul II. gestorben war. Größter Unterschied, die ganzen Polen, die damals kamen, sind nicht hier. Argentinien ist dann doch zu weit weg, aber es ist doch ein ständiger Fluss am Papst vorbei. 

Ein anderer Unterschied, der mir aufgefallen ist, dass damals niemand ein Handy hatte, dass man dann zücken und ein Foto vom aufgebahrten Papst machen konnte. Das ist jetzt sehr oft zu sehen in der Peters-Basilika. Ansonsten auch die Journalisten, die durch die Straßen huschen und sich investigativ auf die Spuren des künftigen Papstes machen. Auch das gehört dazu und ist wie damals.

Stefan Kempis

"Aber es ist nicht so, als wäre in der Stadt wahnsinnig viel los. Die Menschen versammeln sich hauptsächlich um die Basilika St. Peter, um den Vatikan herum".

DOMRADIO.DE: In und um den Vatikan herrscht damals wie heute definitiv Ausnahmezustand. Wie ist es denn heute weiter weg vom Petersplatz? Erlebt auch die Stadt Rom selbst einen Ausnahmezustand?

Kempis: Die Stadt Rom selbst ist an vielen Stellen erstaunlich leer. Das hat mich erst gewundert. Auch Plätze, die sonst recht belebt sind. Ich habe das Gefühl, viele Römer werden einfach geflüchtet sein. Es ist noch kurz nach Ostern. Da kann man es sich vielleicht noch erlauben, die Kinder ins Auto zu packen und ein paar Tage auf dem Land zu verbringen.

In der Stadt selbst ist kein Chaos, wie ich das gedacht hätte. Es stehen natürlich schon überall Absperrgitter, zumal am möglichen Parcours des Sarges von Papst Franziskus nach seiner Beerdigung in Richtung der römischen Basilika Santa Maria Maggiore. Aber es ist nicht so, als wäre in der Stadt wahnsinnig viel los. Die Menschen versammeln sich hauptsächlich um die Basilika St. Peter um den Vatikan herum.

Stefan Kempis

"Alle Römer, die nicht auf den Platz gehen möchten wegen Sicherheitsabsperrungen, Hubschraubern und Drohnen, können sich im Zentrum an die Straße stellen und Tschüss sagen".

DOMRADIO.DE: Am Samstag findet die öffentliche Trauerfeier mit all den Staats- und Regierungschefs auf dem Petersplatz statt. Im Anschluss die Beisetzung im eher kleinen Kreis in Santa Maria Maggiore. Das sind ungefähr fünf Kilometer. Was kommt dazwischen?

Kempis: Für mich ist es das wohl eindrücklichste Bild, dieser Moment dazwischen. Zum ersten Mal seit Menschengedenken, seit über 100 Jahren, die Überführung des Sarges eines Papstes quer durch die Stadt nach der Trauerfeier auf dem Petersplatz. Da wird also ein Gefährt mit dem Sarg einmal quer durch Altstadt rollen. Alle Römer, die nicht auf den Platz gehen möchten wegen Sicherheitsabsperrungen, Hubschraubern und Drohnen, können sich im Zentrum an die Straße stellen und Tschüss sagen. In dem Moment, in dem er vorbei rollt. Ich glaube, das ist für mich jetzt schon gefühlt der spannendste Moment.

Stefan Kempis

"Einer rennt zum Statement vom Bundespräsident Steinmeier in den Camposanto im Vatikan, der andere hängt Kardinal Schönborn in der deutschen Nationalkirche Santa Maria dell Anima ab".

DOMRADIO.DE: Wie sieht es jetzt bei euch in der Redaktion aus? Wie habt ihr euch auf die Beerdigung vorbereitet? 

Kempis: Wir haben gerade eine Sitzung gehalten, um zu überlegen, wie wir das machen. Einer rennt zum Statement vom Bundespräsidenten Steinmeier in den Camposanto im Vatikan. Der andere fängt Kardinal Schönborn in der deutschen Nationalkirche Santa Maria dell Anima ab. Wieder jemand anderes ist hinter der Schweizerdelegation her, damit wir auf jeden Fall unsere ganzen deutschsprachigen Stimmen bekommen. Dann werden wir natürlich über die Beerdigung berichten.

Die Hauptfrage wird aber sein, wie wir überhaupt in unser Sendegebäude kommen, außerhalb des Vatikans. Es ist aber nicht so weit weg - gegenüber der Engelsburg. Zu Zeiten von Johannes Paul musste man da um sechs Uhr früh aufstehen und dann über viele Brücken laufen, bis man irgendwann das Radiogebäude erreichte. Das könnte uns morgen in etwas abgespeckter Version auch drohen. Ansonsten natürlich das übliche Chaos. Wenn ein Papst lebt und ganz normal seine Audienzen hält, ist hier sonst auch immer viel los. Das hat sich jetzt noch mal potenziert. 

DOMRADIO.DE: Ihr seid darauf vorbereitet. Das wird morgen wirklich ein Weltereignis. Zur Trauerfeier reisen VIPs von überall an. Haben da andere Gläubige, die recht spontan nach Rom gekommen sind, überhaupt die Chance, einen Blick auf den Sarg zu werfen und noch eine bezahlbare Unterkunft zu finden? 

Kempis: Mit Unterkünften kenne ich mich nicht aus, aber wenn man im Internet was Gutes findet, dann würde ich jedem raten, sich in den Flieger zu setzen und zu kommen. Das ist eine einmalige Stimmung, das erlebt man sonst nie. So viele Menschen, die zu einem Grund hier in der Stadt sind. Wenn man Schlange steht, kommt man sogar in den Petersdom und kann sich am offenen Sarg vom Papst verabschieden.

Wenn man am Samstag in der Stadt sein sollte, schafft man es vielleicht nicht unbedingt zur Beerdigung auf den Petersplatz. Muss auch nicht sein, denn da ist so viel los, dass das auch gar nicht unbedingt so eine schöne, gesammelte Atmosphäre sein würde. Aber warum stellt man sich nicht einfach an die Straße, irgendwo im Zentrum, nähe Piazza Venezia und lässt den Sarg mit dem verstorbenen Papst auf seinem Weg nach Maria Maggiore an sich vorbei rollen? Dazu hat jeder die Chance und das wird wahrscheinlich auch die ergreifendste Szene am Samstag sein.

Dieses Interview führte Hilde Regeniter.

Quelle:
DR

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