Drei Jahre nach dem Start von "OutInChurch" ist nach Meinung der Initiative in der katholischen Kirche noch viel zu tun.
Pressesprecher Rainer Teuber wertete die im November 2022 erfolgte Reform des kirchlichen Arbeitsrechts am Donnerstag im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland als großen Erfolg der Initiative. Doch von ihren Kernforderungen sei damit nach drei Jahren lediglich eine erfüllt, sagte er.

Im Januar 2022 hatten 125 queere Menschen, die hauptberuflich oder ehrenamtlich in der römisch-katholischen Kirche tätig sind, ihr gemeinsames Coming-out gewagt. OutinChurch versteht sich als Netzwerk von über 600 LSBTIQA+ Menschen. Dabei steht die Abkürzung LSBTIQA+ für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans Personen, inter Personen, queere Personen, Asexuelle und weitere Identitäten.
"Manche leiden immer noch"
Weihbischof Ludger Schepers, Queer-Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), betrachtet die momentane Lage queerer Menschen in der Kirche differenziert: Einerseits habe sich die Kirche "lange hinter den staatlichen Gesetzen versteckt oder diese mit gefördert".
Andererseits habe "manch kluge pastorale Praxis kirchlichen Lebens vor Ort queeren Menschen immer auch Lebensräume geboten". Er sagte weiter: "In Lehre und Verkündigung aber war der Ton gegen sie schroff und unversöhnlich und er ist es in Teilen der Welt leider immer noch."
Umgang mit queeren Religionslehrkäften
Teuber und Schepers sehen große Unterschiede zwischen den deutschen Bistümern, was den Stand der Aufarbeitung ihres Umgangs mit queeren Angestellten angeht. Schepers begrüßte den Vorschlag, Ombudsstellen in den Bistümern einzurichten, bei denen Religionslehrerinnen und -lehrer, die ihre kirchliche Lehrerlaubnis (Missio canonica) aufgrund ihrer queeren Identität verloren hätten, diese erneut beantragen könnten.

Während "OutInChurch" sich eine gemeinsame Studie zur Aufarbeitung der kirchlichen Schuldgeschichte gegenüber queeren Menschen wünscht, will die Bischofskonferenz die Aufarbeitung lieber am Runden Tisch besprechen - und sich dort auch mit grundlegenden theologischen Fragen befassen. Ergänzend verwies Schepers auf ein aktuellesForschungsprojekt der "Kommission für Zeitgeschichte" in Bonn.
Schwere Sünde
"OutInChurch" sieht die päpstliche Erlaubnis zur Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren weiterhin als "Mogelpackung". Denn jede Form von Beziehung und Sexualität, die nicht heterosexuell in einer sakramentalen Ehe gelebt wird, stufe der Vatikan weiterhin als schwere Sünde ein. Schepers verwies auf große Widerstände gegen Segensfeiern gerade in der afrikanischen Kirche. Vor Ort würden aber vielfach gute Lösungen gefunden.