Putin wollte laut Papst Franziskus im Februar kein Treffen

"Vorläufig nicht nötig"

Laut Papst Franziskus wollte sich Russlands Präsident Wladimir Putin offenbar nicht mit ihm in Moskau treffen. Er bezieht sich auf seinen Besuch in der russischen Vatikan-Botschaft kurz nach Beginn des Kriegs im Februar.

Wladimir Putin und Papst Franziskus (2019) / © Paul Haring (KNA)
Wladimir Putin und Papst Franziskus (2019) / © Paul Haring ( KNA )

Damals habe er Kreml-Chef Wladimir Putin ausrichten lassen, dass er, Franziskus, zu einer Reise bereit sei, wie das Kirchenoberhaupt im Interview mit dem "America Magazine" der US-Jesuiten (Montag) erzählte.

Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Die Bedingung des Papstes sei "ein winziges Zeitfenster für Verhandlungen" gewesen. Russlands Außenminister Sergej Lawrow habe ihm dann "in einem sehr netten Brief" geantwortet, "dem ich entnahm, dass dies vorläufig nicht nötig sei", berichtete Franziskus. Er habe sich entschieden: "Wenn ich reise, fahre ich nach Moskau und nach Kiew, an beide Orte, nicht nur an einen."

Auf Kritik eingegangen

Im Interview ging Franziskus auch auf die vielfach geäußerte Kritik ein, er vermeide eine direkte Verurteilung Russlands für den Krieg. "Ich habe nie den Eindruck erweckt, dass ich die Aggression vertuschen wollte", so Franziskus. "Sicher ist der russische Staat derjenige, der einmarschiert; das ist ganz klar."

Papst Franziskus spricht mit einem Kind aus der Ukraine (Archiv) / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus spricht mit einem Kind aus der Ukraine (Archiv) / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Manchmal versuche er aber, nicht zu spezifisch zu sein, um nicht zu beleidigen. Er verurteile dann eher allgemein, "obwohl klar ist, wen ich verurteile". Es sei nicht nötig, "dass ich einen Namen und Nachnamen nenne", so Franziskus.

Wenn er über die Ukraine spreche, dann spreche er auch über Grausamkeit: "Im Allgemeinen sind die Grausamsten vielleicht jene, die zu Russland gehören, aber nicht der russischen Tradition angehören, wie die Tschetschenen, die Burjaten und so weiter", erklärte das Kirchenoberhaupt. Erneut betonte er die Bereitschaft des Vatikan zu vermitteln.

Außergewöhnlicher Papst-Appell für Ende des Ukrainekriegs

Mit einem eindringlichen Appell hat Papst Franziskus zu einem Ende des Ukrainekriegs aufgerufen. Anstelle der üblichen Auslegung des Evangeliums widmete das Kirchenoberhaupt seine Sonntagsansprache auf dem Petersplatz dem Krieg in der Ukraine. Eine ähnliche Änderung des Ablaufs hatte es zuletzt 2013 gegeben. Damals forderte Franziskus ein Ende der Kämpfe in Syrien.

Papst Franziskus hält seine Ansprache während des Mittagsgebets / © Gregorio Borgia/AP (dpa)
Papst Franziskus hält seine Ansprache während des Mittagsgebets / © Gregorio Borgia/AP ( dpa )
Quelle:
KNA