DOMRADIO.DE: War das große gemeinsame Singfest in München in ein Erfolg?
Elisabeth Lehmann-Dronke (Präsidentin des Deutschen Chorverbandes Pueri Cantores): Für mich war es ein voller Erfolg. Das, was wir uns versprochen haben, ist passiert: Kinder aus der ganzen Welt sind gemeinschaftlich zusammengekommen und haben für den Frieden in der Welt gebetet, gesungen und sich in Freude in einer Party-Stimmung begegnet. Genau das ist eingetroffen. All unsere Erwartungen wurden sogar übertroffen. Es waren ganz wunderbare Tage.
DOMRADIO.DE: Was waren denn aus ihrer Sicht die Höhepunkte?
Lehmann-Dronke: Es gab verschiedene Höhepunkte. Vor dem Festival gab es schon Höhepunkte, weil es für mich ein Meilenstein war auf dem Weg zu diesem gelungenen Miteinander der Chöre. Es gab Pre-Festivals. Das waren kleinere Vortreffen an ganz verschiedenen Orten in Deutschland.
Zwölf ausländische Chöre sind im Vorfeld angereist und haben deutsche Gastgeber erlebt, waren in verschiedenen Regionen und haben Gastfreundschaft erleben können. Auch deutsche Chöre sind sich untereinander begegnet. Man ist ähnlich zu den Weltjugendtagen gemeinsam weihfahrtsmäßig auf den Weg nach München gegangen.
Diese Pre-Festivals waren ein großer Schlüssel zu diesem Erfolg. Die Begegnung der verschiedenen Kulturen vor dem Treffen in München war für mich ein großer Schlüssel.
DOMRADIO.DE: Sie haben es geschafft, die unterschiedlichen Chöre miteinander in Kontakt zu bringen. Wie gelingt das?
Lehmann-Dronke: Es gibt eine große Eröffnungsveranstaltung am Abend, wenn die Chöre in München angereist sind. Dort wird jede Nation einzeln begrüßt mit der Fahne des Landes. Damit ist jeder Jugendliche angekommen und weiß, ich bin mit meinem Land hier vertreten. München freut sich auf uns. Wir sind herzlich willkommen.
Diese große Willkommenskultur haben wir in München erleben können. Jeder Jugendliche - egal woher er kam, ob aus einem kleinen Chor aus Panama oder aus einem großen Chor aus Deutschland - alle wussten, dass sie herzlich willkommen sind. Sie wussten, dass sie ihre Heimat in dieser Gemeinschaft der Pueri Cantores, der singenden Kinder und Jugendlichen innerhalb der katholischen Kirche haben. Das war ganz wunderbar.
DOMRADIO.DE: Sie betonen die Gemeinschaft. Warum ist das gerade für Kinder und Jugendliche heute so wichtig, zusammen zu singen, zusammen aufzutreten und mit anderen zusammenzuklingen?
Lehmann-Dronke: Es gibt nichts Schöneres, was zum Frieden beitragen kann, wie wenn Menschen zusammen singen. Ich würde sagen, streitend kann man nicht singen. Man kann nur friedlich singen. Gesang schafft Frieden bei den jungen Menschen. Das ist das Wichtige.
Ein Highlight war ein gemeinsames Friedensgebet auf dem Gelände des KZ Dachau. Dort haben viele Religionen, viele Kulturen miteinander für den Frieden in der Welt gebetet und gesungen. Das sind deutliche Zeugnisse. Musik kann Frieden schaffen zwischen zwei Personen, wenn sie gemeinsam singen.
Im Chor kann keiner alleine singen. Ein Chorklang braucht viele Sänger, die auf den anderen hören, um gemeinsam eine wirklich wunderbare Musik entstehen zu lassen. Das fördert ein friedvolles Miteinander in der ganzen Gesellschaft. Gesang kann eine Grundlage sein.
DOMRADIO.DE: Was nehmen Sie aus diesen fünf Tagen Pueri-Cantores mit?
Lehmann-Dronke: Ich bin erst mal völlig begeistert von diesem Abschlussabend. Am Samstagabend fand ein sogenanntes Fest der Kulturen statt. Das endete für mich in einer großen internationalen Chorparty. Da tanzten Kinder und Jugendliche auf dem Marienplatz von einer Big Band begleitet. Das war wunderbar. Da war eine große Freude in dieser Internationalität.
Es gab noch eine zweite Sache, die das Miteinander der Chöre sehr beflügelt hat. Wir haben eine Jugend AG innerhalb der Pueri Cantores. Die hat sich vor einem halben Jahr gegründet und hatte die Idee, ein Sammelkartenprojekt zu starten. Das heißt, von jedem der in München am Festival teilnehmenden Chören gab es eine Karte. Darauf ein Foto des Chores mit den Informationen, wie viele Teilnehmer im Chor sind, wer den Chor leitet und aus welchem Land der Chor kommt.
Im Rahmen des Festivals hatte jeder Chor die Aufgabe, aus seinen Karten so viele abzugeben, dass sie am letzten Abend von jedem anderen teilnehmenden Chor eine Karte haben. Es musste also unentwegt getauscht werden. Das hatte zur Folge das einen auf dem Weg zum Essen unentwegt fremde, unbekannte Chöre ansprach und auf einander zu gingen.
Man kam ins Gespräch. Auch wenn man nur diese Karte haben wollte, musste man auf den andern zu gehen. Da haben sich wunderbare Chor-Begegnungen und Chor-Freundschaften gebildet. Das war für mich ein deutliches Zeichen von intensivem Austausch und der Begegnung.
Das Interview führte Hilde Regeniter.