Protestanten debattieren über Frieden, Klima und Missbrauch

Mit dem Ziel Gerechtigkeit

Mit einem Gottesdienst im Magdeburger Dom ist am Sonntag die Tagung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland eröffnet worden. In verschiedenen Reden war das Thema Frieden besonders zentral.

Magdeburger Dom  / © Peter Gercke (dpa)
Magdeburger Dom / © Peter Gercke ( dpa )

Der mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer, der auch Friedensbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, rief die Mitglieder des Kirchenparlaments auf, einzustehen für das Ziel Frieden und Gerechtigkeit, "auch wenn es mit Spott und Verfolgung und Beschimpfung einhergeht".

Friedrich Kramer / © Heike Lyding (epd)
Friedrich Kramer / © Heike Lyding ( epd )

Gespräche für Frieden

Die Ratsvorsitzende der EKD, Präses Annette Kurschus, bekräftigte in ihrem Ratsbericht ihre Forderung nach diplomatischen Bemühungen um einen Waffenstillstand in der Ukraine. Dies sei "weder herzlos noch ignorant gegenüber den Menschen in der Ukraine". Es gehe ihr nicht darum, die Ukraine zu Verhandlungen aufzufordern oder gar zur Kapitulation. Aber Gespräche auf unterschiedlichen Ebenen dürften niemals für unmöglich erklärt werden, fügte Kurschus unter Beifall hinzu. "Wir sind nicht Kriegspartei, aber wir sind parteilich für die unendlich leidenden Menschen in der Ukraine."

Annette Kurschus / © Sina Schuldt (dpa)
Annette Kurschus / © Sina Schuldt ( dpa )

Kurschus betonte, Fragen nach Frieden und Sicherheit dürften nicht ausgespielt oder aufgerechnet werden gegen Fragen des Klimaschutzes und der Bewahrung der Schöpfung. Die Klimafrage sei die gegenwärtig wichtigste Frage. Klima- und Sicherheitspolitik würden nie zu Lasten, sondern stets zugunsten der Armen in aller Welt und auch zugunsten der Armen in Deutschland geschehen müssen.

Gegen Ausgrenzung

Mit Blick auf Populisten und Verschwörungstheoretiker sagte die Ratsvorsitzende, dabei handele es sich um "kein Phänomen irgendwo draußen in der Gesellschaft, sondern auch mitten in unserer Kirche". Die Kirchenmitglieder seien "ein Spiegel der Gesellschaft". Kurschus wandte sich gegen eine "Ausgrenzung" dieser Menschen, "vor allem diejenigen auf der Kippe, die oft nicht so wirken, aber zutiefst verunsichert sind - und doch noch erreichbar".

Auf Nachfrage erklärte Kurschus vor Journalisten, dass es auch für sie "rote Linien" gebe. "Wer grundsätzlich Menschen aufgrund von Nationalitäten, Hautfarben oder sexueller Orientierung verachtet, mit dem möchte ich auch nicht ins Gespräch kommen."

Fragwürdige Aufarbeitung von Missbrauch

Zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Raum der Kirche sagte Kurschus, die EKD sei "noch längst nicht an dem selbstgesteckten Ziel angekommen". Zwar habe sich in den vergangenen Jahren "viel getan". Doch erlebten Betroffene noch immer "mancherorts eine im buchstäblichen Sinne fragwürdige Aufarbeitung dessen, was sie erleiden mussten".

Vor Journalisten ergänzte Kurschus, für sie wäre es ein Erfolg, wenn Betroffene der EKD attestierten, dass sie bei der Aufarbeitung Fortschritte gemacht habe. Finanzielle Ausgleichszahlungen für Betroffene seien wichtig, aber man könne deren Leid "mit keiner noch so großen Summe gut machen", sagte Kurschus. "Wir wissen alle, es wird nie genug sein." Betroffene litten ihr ganzes Leben unter Missbrauch.

Die Synode ist das Kirchenparlament der EKD und besteht aus 128 Mitgliedern. Sie repräsentiert 19,7 Millionen evangelische Christinnen und Christen in Deutschland in rund 13.000 Kirchengemeinden und 20 Landeskirchen. Ihre Tagung dauert bis Mittwoch.

Quelle:
KNA