Protest kirchlicher Krankenhäuser gegen drohende Insolvenz

"Wir brauchen schnelle, unbürokratische Hilfe"

Nordwestdeutsche Krankenhäuser in kirchlicher Trägerschaft fordern kurzfristig massive staatliche Unterstützung. Andernfalls drohe etlichen von ihnen im kommenden Jahr die Insolvenz.

Autor/in:
Roland Juchem
Leeres Krankenhausbett  / © Hadrian (shutterstock)

Darunter würde im ländlichen Raum des Oldenburger Landes auch Patienten massiv leiden, erklärten Vertreter von rund einem Dutzend Trägern am Donnerstag in Oldenburg. Schon jetzt müssten Notfallpatienten mitunter von Oldenburg nach Osnabrück gebracht werden.

Bevor bei ihnen tatsächlich das Licht ausgehe, wollen zwölf Häuser mit einer Protestaktion am Freitag auf ihre prekäre Lage aufmerksam machen. Dazu sollen um 18.00 Uhr die Außen- sowie teilweise die Innenbeleuchtung für eine Viertelstunde abgeschaltet werden, erklärten die Vertreter. Medizinische Versorgung und Sicherheit von Mitarbeitern würden nicht gefährdet.

Maßnahmen greifen zu spät

Zwar begrüßen die kirchlichen Krankenhäuser die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplante Krankenhausreform. Diese sieht unter anderem eine Finanzierung nicht mehr durch Fallpauschalen, sondern feste Sätze für das Vorhalten von Leistungen vor. Allerdings griffen die angekündigten Maßnahmen erst in rund fünf Jahren, so Alexander Poppinga vom Evangelischen Krankenhaus Oldenburg. "Wir brauchen schnelle, unbürokratische Hilfe, sonst droht eine Insolvenzwelle", warnte Martin Pohlmann vom Landes-Caritasverband für Oldenburg. Reserven bei Geld und Personal seien aufgebraucht.

Keines ihrer Häuser könne jetzt im Dezember einen seriösen Haushaltsplan für 2023 aufstellen, so die Geschäftsführer. Die erwartete Inflation inklusive sehr berechtigter Lohnsteigerungen würden durch zugesagte Erhöhungen durch Kostenträger nur zum geringen Teil aufgefangen. Bereits ohne Energie- und Lohnkosten käme auf die Häuser eine Kostensteigerung von acht Prozent zu, geplant seien bisher aber nur vier Prozent Erlössteigerung, so Ingo Penner vom St.-Bernhard-Hospital in Brake/Unterweser.

Evangelisches Krankenhaus schließt sich an

Die Gewerkschaft ver.di für die Pflegebranche und der Marburger Bund für die Ärzteschaft fordern laut Poppinga 10,3 bzw. 13 Prozent mehr Gehalt. Der niedersächsische Landes-Basisfallwert zur Finanzierung von Leistungen solle aber nur um 4,3 Prozent erhöht werden.

Anders als kommunale Kliniken hätten jene in kirchlicher Trägerschaft keine finanziellen Gewährsleute im Hintergrund, sagte Ulrich Pelster von der Stiftung Schwester Euthymia mit Krankenhäusern in Damme, Lohne, Cloppenburg und Vechta. "Wir wollen zumindest gleich behandelt werden".

Die Häuser der Arbeitsgemeinschaft katholischer Krankenhäuser im Oldenburger Land beschäftigen nach eigenen Angaben rund 9.000 Mitarbeiter und halten 3.000 Betten vor. Das Evangelische Krankenhaus Oldenburg sieht sich in der gleichen Lage wie die katholischen Schwesterhäuser und hat sich der Protestaktion angeschlossen.

Quelle:
KNA