Protest gegen katholische Fürbitte für Juden hält an

Eiszeit zwischen Katholiken und Juden

Die Kritik an der neuen Karfreitagsfürbitte der katholischen Kirche für die Juden hält an. Der Vizepräsident der Zentralrats der Juden in Deutschland, Salomon Korn, warf der Kirche vor, dass sie die Juden "bekehren möchte und sie weiterhin als unmündig betrachtet", wie das ARD-Politikmagazin "Report Mainz" am Samstag meldete. In der kürzlich neu gefassten Fürbitte für Karfreitagsgottesdienste im außerordentlichen lateinischen Ritus heißt es, dass die Juden Jesus Christus als Retter aller Menschen erkennen mögen.

 (DR)

Korn forderte, die Formulierung müsse in jedem Fall reformiert werden, da sie die Juden erniedrige oder zu einer zweitklassigen Religion mache, die bekehrt werden müsse. Der Zentralratsvize rief die Deutsche Bischofskonferenz auf, sich bei Papst Benedikt XVI. für eine Änderung einzusetzen. Laut «Report Mainz» will sich die Bischofskonferenz mit Blick auf die in Rom anstehenden Klärungsgespräche nicht in das laufende Verfahren einmischen.

Vom Vatikan Klarstellung verlangt
Auch deutsche und internationale Rabbinervereinigungen forderten eine Klarstellung des Vatikan. Der Potsdamer Rabbiner Walter Homolka sprach von einer «Eiszeit» zwischen Katholiken und Juden. Ihre Beziehungen stünden «durch diesen unfreundlichen Akt schlagartig vor einer Zerreißprobe wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr», erklärte Homolka in der Berliner evangelischen Wochenzeitung «die Kirche». Das Führungsmitglied der Weltunion für progressives Judentum sagte wegen der Fürbitte seine Teilnahme am Katholikentag vom 21. bis 25. Mai in Osnabrück ab. Auch der jüdische Sozialwissenschaftler Micha Brumlik will dem Treffen fernbleiben.

Der Gesprächskreis «Juden und Christen» des Zentralkomitees der deutschen Katholiken rief den Papst ebenfalls auf, die Fürbitte zurückzuziehen. Sie sei eine Kränkung der Juden und Bedrohung des Judentums als Religion, erklärte der katholische Vorsitzende des Gesprächskreises, der Augsburger Pastoraltheologe Hanspeter Heinz, gegenüber «Report Mainz». - Die Sendung wird am Montag um 21.45 Uhr im Ersten Programm ausgestrahlt.