Pro Asyl warnt vor der Flüchtlingssituation in Nordafrika

"Menschlichkeit zeigen"

Europa darf vor dem Hintergrund der Katastrophe von Japan nicht die Situation der Flüchtlinge in Nordafrika aus den Augen verlieren, fordert die Menschenrechtsorganisation "Pro Asyl". Gegenüber domradio.de warnt Europareferent Karl Kopp vor allem vor der Entwicklung in Libyen.

 (DR)

Sollte sich Gaddafi durchsetzen, wäre das "fatal", sagte Kopp in dem Gespräch am Dienstag (16.03.2011). Für viele Menschen würde es dann nur noch um das "nackte Überleben" gehen. Bereits jetzt gebe es dort Tausende "klassische Flüchtlinge", ebenso in Ägypten und Tunesien, die in Europa das Recht auf Asyl hätten.  



Die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa verzeichnet zurzeit wegen guter Wetterbedingungen erneut einen Massenansturm von Flüchtlingen. Wie der italienische Rundfunk am Dienstag berichtete, erreichten innerhalb von 24 Stunden rund 1.600 Afrikaner die vor der tunesischen Küste gelegene Insel. Das Aufnahmezentrum auf Lampedusa ist damit erneut überfüllt. Nach dem Untergang eines Flüchtlingsschiffs auf hoher See gelten zudem 35 Personen als vermisst. Fünf Insassen des untergegangenen Boots wurden geborgen.



"Ein Signal aussenden"

Der Pro-Asyl-Referent Kopp wiederholte die Botschaft des Appells der Menschenrechtsorganisation von vergangener Woche (11. März) an Europa, "jetzt schon ein Signal auszusenden". Schon jetzt müssten die Länder der EU "menschenwürdig mit den Flüchtlingen umgehen". Der Fokus sei  immer noch stark auf Abwehr gerichtet. Es gehe nicht um Alarmismus, sondern darum Menschlichkeit und Solidarität zu zeigen.



Die italienischen Behörden wiesen unterdessen einen Passagierdampfer mit 1.800 Flüchtlingen aus Marokko, Libyen und anderen afrikanischen Ländern in internationale Gewässer zurück. Nachdem das Schiff vor dem sizilianischen Hafen von Augusta aufgetankt worden war, eskortierte die Küstenwache es zurück in internationale Gewässer. Der Dampfer sei mit überwiegend marokkanischen Flüchtlingen vom libyschen Hafen Misurata aus in See gestochen, hieß es.