Pro Asyl feiert 25-jähriges Bestehen

"Gewissen lässt sich nicht einfach abschieben"

Unter dem Motto "Gewissen lässt sich nicht einfach abschieben" hat Pro Asyl das 25-jährige Bestehen gefeiert. Unerwünscht war Vertriebenenpolitikerin Erika Steinbach, wegen ihr wurde die Feier kurzfristig verlegt.

Kenterndes Flüchtlingsboot vor Lampedusa: Europas Schande? / © Alexander Stein/JOKER (epd)
Kenterndes Flüchtlingsboot vor Lampedusa: Europas Schande? / © Alexander Stein/JOKER ( epd )

Bei einem Festakt am Samstagabend in Frankfurt am Main mit 400 Gästen lobten Vertreter aus Politik und internationaler Diplomatie das Engagement der Hilfsorganisation. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) bezeichnete in einer Videobotschaft die Arbeit von Pro Asyl als "unverzichtbar".



"...dass Flüchtlinge ihre Rechte bekommen"

"Pro Asyl ist ein Anwalt der Schwachen und streitet energisch und unbequem dafür, dass Flüchtlinge ihre Rechte bekommen", sagte die Ministerin. Ohne die hartnäckigen Recherchen von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge wären die unhaltbaren Zustände in griechischen Auffanglagern nicht so umfassend dokumentiert vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gelangt, lobte Leutheusser-Schnarrenberger.



"Pro Asyl ist das Grundnahrungsmittel für unsere Demokratie", sagte die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth. Die Organisation habe den Menschenrechten in Deutschland eine Heimat gegeben. Wenn Flüchtlinge als "Illegale" bezeichnet und damit kriminalisiert würden, werde täglich gegen Artikel eins des Grundgesetzes, "die Würde des Menschen ist unantastbar", verstoßen. Auch die europäischen Länder seien für die Flucht aus afrikanischen Ländern mit verantwortlich, weil sie jahrzehntelang dort Diktaturen unterstützt hätten. "Europa muss ein Schutzraum für, nicht vor Flüchtlingen sein", forderte Roth.



Forderung nach Europa-Zugang für Flüchtlinge

Der Vertreter des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen in Deutschland und Österreich, Michael Lindenbauer, nannte die Hilfsorganisation eine "druckvolle Stimme für Rechtlose". Pro Asyl habe eine weit über Deutschland hinausreichende Bedeutung für den Flüchtlingsschutz in Europa gewonnen. Allein seit vergangenem Januar seien rund 2.000 Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken. "Das Asylrecht wird zur Makulatur, wenn es keinen Zugang nach Europa gibt", mahnte der UN-Vertreter.



Der Pro-Asyl-Vorsitzende Jürgen Micksch erinnerte daran, dass die Hilfsorganisation 1986 gegen eine "rassistische Stimmung" in Deutschland gegründet wurde. So wie damals die vielen Flüchtlinge aus Osteuropa den Zusammenbruch des Kommunismus ankündigten, seien heute die Flüchtlinge aus Nordafrika Vorboten politischer Veränderungen.



Damals wie heute stießen sie in Deutschland auf Abwehr. Micksch forderte die Bundesregierung auf, das Resettlement-Programm der Vereinten Nationen zur Ansiedlung von Flüchtlingen zu unterstützen.



Steinbach wegen ablehnender Haltung gegenüber Asylsuchenden unerwünscht

Pro Asyl hatte den Festakt kurzfristig vom Frankfurter Rathaus Römer in das katholische Haus am Dom verlegt. Das städtische Protokoll habe die CDU-Bundestagsabgeordnete und Vertriebenenpolitikerin Erika Steinbach eingeladen, die wegen ihrer ablehnenden Haltung gegenüber Flüchtlingen und Asylsuchenden bei der Feier unerwünscht sei, sagte Micksch. Außerdem hätte das strenge Protokoll des Rathauses eine Vorführung der Videobotschaft der Bundesjustizministerin nicht zugelassen.