Nach schwulenfeindlichen Online-Beiträgen darf ein Kirchenrichter aus Münster seinen Dienst nicht mehr ausüben. Der Leiter des Kirchengerichts werde den Ordenspriester nicht mehr einsetzen, sagte der Sprecher des Bistums Münster, Stephan Kronenburg, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch.
Der Mann ist seit 2020 am Offizialat Münster tätig, das auch für das Bistum Essen zuständig ist. Das Kirchengericht entscheidet vor allem über die Frage, ob eine katholisch geschlossene Ehe gültig ist oder nicht.
Vergangenen November hatte die Online-Seite der Priester-Gruppe "Communio veritatis" (Gemeinschaft der Wahrheit) einen Kommentar des Mannes veröffentlicht. Unter der Überschrift "Vom notwendigen Widerstand" verbreitete er darin homophobe und queerfeindliche Vorurteile, etwa dass Schwule vermehrt psychische und körperliche Krankheiten hätten. Zudem schreibt er von angeblichen "schwulen Subkulturen", die sich an Priesterseminaren fänden.
Bistum geht auf Distanz
Dieser und weitere Texte des Autors gäben rein private Ansichten wieder, betonte Kronenburg. "Sie widersprechen inhaltlich und auch vom Sprachduktus her in vielen Fällen und fundamental den Auffassungen der Leitung des Bistums Münster."
Als Kirchenrichter werde der Priester nicht mehr eingesetzt. Einen Seelsorge-Auftrag habe er im Bistum bisher nicht gehabt und werde ihn auch in Zukunft nicht erhalten.
Die Internetseite von "Communio veritatis" verantwortet ein Priester des Erzbistums Paderborn, der 2022 vom Dienst als Pastor entpflichtet wurde. Zuvor hatte er auf der Seite Verschwörungserzählungen verbreitet.