Prager Erzbischof verurteilt Krieg in der Ukraine

Kyrills Unterstützung für Putin eine "Tragödie" 

Der Prager Erzbischof Kardinal Dominik Duka hat den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. für die Unterstützung von Wladimir Putin scharf kritisiert. Den Widerstand der Ukraine nannte Duka eine "Ermutigung für uns alle".

Dominik Duka mit Journalisten / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Dominik Duka mit Journalisten / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )

Dass der Moskauer Patriarch den russischen Angriff auf die Ukraine quasi als berechtigte Vergeltung für eine Vernichtung der Russen im Donbass bezeichne, sei "ein Versagen, eine Tragödie", sagte Duka laut dem kirchlichen Nachrichtenportal cirkev.cz im Interview des öffentlich-rechtlichen Senders CTV.

Historisch betrachtet müsse man sagen, dass "die byzantinischen und die russischen Patriarchen sehr häufig zu Kaplänen des Kaisers oder des Zaren wurden und die Politik ihres Landes unterstützten", so der Kardinal und frühere Vorsitzende der Tschechischen Bischofskonferenz. Dagegen hätten die zur Zeit der Oktoberrevolution und der kommunistischen Diktatur ermordeten Priester Mut bezeugt. Es sei "schade, dass der Herr Patriarch nicht aus diesem geistlichen Schatz der russisch-orthodoxen Kirche lebt", so Duka.

"Familie, Volk und Heimat keine leeren Worte"

Die Welt von heute verlasse sich auf "Macht, Finanzen und Reichtum". Plötzlich aber sei sie "Zeuge, dass ein verhältnismäßig armes Land mit einer nicht gut bewaffneten Armee schon drei Wochen einer der Weltmächte zu trotzen vermag", sagte der böhmische Primas, dessen Vater Offizier war. Er sehe darin einen "Beleg dafür, dass Familie, Volk, Heimat keine leeren Worte sind". Dies sei "gewiss eine Ermunterung für uns alle", so der Kardinal. In der Ukraine gehe von der katholischen Kirche, namentlich vom griechisch-katholischen Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, eine "Kraft des Wortes" aus.

Der Dominikaner Duka war wegen seines Menschenrechtsengagements während der KP-Diktatur in seiner Heimat Anfang der 80er Jahre zeitweise inhaftiert und teilte eine Zelle mit dem Schriftsteller, Regimegegner und späteren ersten tschechoslowakischen Präsidenten nach der Wende Vaclav Havel (1936-2011).

"Ermutigung des inneren Widerstands"

Er sehe "Parallelen zwischen der russischen Öffentlichkeit unter dem Druck des totalitären Staates und dem Leben in der totalitären Tschechoslowakei", sagte der Kardinal. "Jegliche Unterstützung, Reden, das Schicken von Briefen und bestimmte Demonstrationen" seien eine "Ermutigung auch des inneren Widerstands gegen Präsident Putin", der sich eingestehen müsse, "dass er den Krieg verloren hat".

Hintergrund: Patriarch Kyrill I. rechtfertigt Krieg gegen die Ukraine

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat den Angriffskrieg gegen die Ukraine mehrfach verteidigt. Er rechtfertigte ihn etwa als "metaphysischen Kampf" im Namen "des Rechts, sich auf der Seite des Lichts zu positionieren, auf Seiten der Wahrheit Gottes, auf Seiten dessen, was uns das Licht Christi, sein Wort, sein Evangelium offenbaren".

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva (KNA)
Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva ( KNA )
Quelle:
KNA