An der Katholischen Uni steht wieder eine Wahl an

Präsident/in gesucht

Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt ist die einzige katholische Uni im gesamten deutschen Sprachraum. Zum Oktober muss sie ihr Präsidentenamt neu besetzen. Um den Posten gab es schon so manche Turbulenzen.

Autor/in:
Christopher Beschnitt
Universität Eichstätt (KNA)
Universität Eichstätt / ( KNA )

Es steht weit unten, aber hervorgehoben als eigener Absatz: "Die bisherige Amtsinhaberin beabsichtigt, sich erneut zu bewerben." Diese bemerkenswerte Notiz ist Teil einer kürzlich veröffentlichten Stellenanzeige der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Darin schreibt die einzige katholische Uni im deutschen Sprachraum nach fünf Jahren turnusgemäß zum 1. Oktober 2021 ihr Präsidentenamt neu aus. Aktuelle KU-Chefin ist die Sprach- und Literaturwissenschaftlerin Gabriele Gien (58). Bevor sie 2016 offiziell Leiterin der Hochschule wurde, führte sie diese knapp zwei Jahre kommissarisch. Geht sie nun in die Verlängerung?

Mehre Personalwechsel an der Spitze in kurzer Zeit

Nach ihrem ersten Jahr als offizielle Präsidentin sagte Gien der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Ich leiste da 'Trauma'-Aufarbeitung." Hintergrund: Vor Giens Amtszeit wurde die KU jahrelang von Personalwechseln an der Spitze geplagt.

2014 warf Giens Vorgänger Richard Schenk vorzeitig das Handtuch, offiziell aus Gesundheitsgründen. Die Kür eines neuen Präsidenten misslang, zum dritten Mal seit 2008. Damals war der bereits gewählte Kandidat Ulrich Hemel am Veto der katholischen Kirche gescheitert - Grund: mangelndes Vertrauen. Ein Jahr später sagte der ebenso schon gewählte Reinhard Hütter ab; er soll überhöhte materielle Forderungen gestellt haben. 2011 unterlag der damalige Interimschef Andreas Lob-Hüdepohl überraschend Richard Schenk. Nach Schenks Abgang gingen schließlich kurz vor Zieleinlauf immer mehr Kandidaten verloren, die Kirche stoppte das Verfahren. So kam Gien zum Zuge.

"Top-Universität in Deutschland"

Negativschlagzeilen hat die KU seitdem keine mehr gemacht, im Gegenteil. So schaffte es die Uni 2020 zum zweiten Mal in Folge in den Kreis der zehn beliebtesten deutschen Unis. Laut dem Internetportal Studycheck, das nach eigenen Angaben zu den umfangreichsten Datenbanken deutscher Studiengänge gehört, haben Studierende und Alumni die KU bundesweit auf den vierten Platz gewählt (vier Ränge höher als im Vorjahr), und unter den bayerischen Unis gilt sie wie schon 2019 als beliebteste. Das Portal verlieh der KU deshalb den Titel "Top-Universität in Deutschland".

Zudem ist die Hochschule im abgelaufenen Jahr unabhängiger von ihrer Trägerstiftung geworden, hinter der die sieben bayerischen Bistümer stehen. Die Stiftung hat eine neue Verfassung angenommen und damit Kompetenzen an die Uni abgetreten.

Neue Verfassung gibt mehr Bewegungsspielraum

So ist inzwischen die KU-Präsidentin Dienstvorgesetzte der Professoren - zuvor war dies der Stiftungsratsvorsitzende, ein katholischer Geistlicher. Nunmehr regelt die KU die personellen Angelegenheiten ihrer Professoren vollständig selbst. Sie hat jetzt das Recht, ihre Lehrstühle eigenständig zu besetzen. Man folge damit einer Entwicklung bei den staatlichen bayerischen Hochschulen, denen im Rahmen eines befristeten Modellversuchs das Berufungsrecht vom Freistaat übertragen worden sei, erklärte die Uni. Die Stiftung konzentriere sich künftig auf ihre Steuerungsfunktion und profiliere ihre Rolle als Aufsichtsorgan.

Dieser Gewinn an Bewegungsspielraum dürfte eine wichtige Marke auf dem Weg zur Vollmitgliedschaft bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sein, der wichtigen Selbstverwaltungsorganisation der Wissenschaft hierzulande. Bisher ist man dort dem Vernehmen nach nicht völlig von der Unabhängigkeit der KU überzeugt gewesen.

Gien nannte die Neuerung das "schönste Geburtstagsgeschenk für die KU im Jahr ihres 40-jährigen Gründungsjubiläums". Es sei ein großer Vertrauensbeweis.

Chance auf Wiederwahl?

Auch ein Vertrauensbeweis für die Präsidentin? Das wird sich im Laufe des Jahres zeigen, wenn das KU-Wahlgremium aus den 16 Mitgliedern des Hochschulrats, acht des Senats und vier des Stiftungsrats über Kontinuität oder Neustart an der Uni-Spitze entscheiden wird.

Für den Posten fordert die eingangs erwähnte Stellenanzeige unter anderem "Integrationsfähigkeit". Dass Gien diese besitzt, ist an der Uni nach allem, was man hört, weithin anerkannt. Doch es heißt aus Hochschulkreisen auch: Wetten wolle man an der KU lieber auf gar nichts mehr - dazu habe man in der Vergangenheit zu viel erlebt.


Quelle:
KNA