Polizei fährt Silvester-Großeinsatz in Nordrhein-Westfalen

Sorge vor Ausschreitungen und Terror

Die Sorge vor Ausschreitungen und Krawallen gehört mittlerweile zur Silvesternacht wie Raclette und "Dinner for One". In NRW sollen daher Tausende Polizisten für Sicherheit sorgen. Besonders im Fokus steht dieses Jahr der Kölner Dom.

Ein Polizeifahrzeug steht am 27.12.2023 vor dem Dom. / © Oliver Berg (dpa)
Ein Polizeifahrzeug steht am 27.12.2023 vor dem Dom. / © Oliver Berg ( dpa )

Nach dem Terroralarm für den Kölner Dom und Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr bereitet sich die Polizei in Nordrhein-Westfalen auf einen Großeinsatz in der Silvesternacht vor. 

Im Vergleich zum Vorjahr wurde die Zahl der Einsatzkräfte nach Angaben des Innenministeriums noch einmal aufgestockt. 

Insgesamt seien mehr als 6600 Polizistinnen und Polizisten eingeplant, erklärte das Haus von Minister Herbert Reul (CDU). 

Anschlagsplan einer islamistischen Gruppe auf den Kölner Dom

In der zurückliegenden Silvesternacht 2022/23 waren in mehreren NRW-Städten Böller und Raketen gezielt auf Polizisten und Rettungskräfte geschossen worden. 

Reul hatte damals von einer "neuen Dimension der Aggressivität" gesprochen. Besonders streng sind die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Kölner Dom. 

Ein Polizeifahrzeug steht am 27.12.2023 vor dem Dom. Nach dem Terroralarm bleibt der Kölner Dom für Besucher geschlossen / © Oliver Berg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (dpa)
Ein Polizeifahrzeug steht am 27.12.2023 vor dem Dom. Nach dem Terroralarm bleibt der Kölner Dom für Besucher geschlossen / © Oliver Berg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ ( dpa )

Grund ist, dass Sicherheitsbehörden Hinweise auf einen möglichen Anschlagsplan einer islamistischen Gruppe erhalten hatten. Nach Angaben der Kölner Polizei hatten sie sich auf Silvester bezogen. 

Sicherheitsvorkehrungen am Dom schon seit Weihnachten stark erhöht

Ein 30-Jähriger wurde "zur Gefahrenabwehr" in Gewahrsam genommen. Der Tadschike wird verdächtigt, den Dom ausgespäht zu haben. 

Bereits für die Weihnachtsfeierlichkeiten waren die Sicherheitsvorkehrungen für die weltbekannte Kathedrale stark erhöht worden. Für Touristen wurde der Dom vorsichtshalber geschlossen, Gottesdienste finden aber statt. 

Im Zusammenhang mit der Terrorwarnung für den Kölner Dom hat es weitere Festnahmen gegeben. Wie die Kölner Polizei am frühen Sonntagabend in einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz mitteilte, wurden in NRW in der vergangenen Nacht drei Verdächtige in Polizeigewahrsam genommen. 

Terroranschlag auf den Kölner Dom mit Pkw geplant?

Sie stünden in Verbindung mit dem 30-jährigen Tadschiken, der an Heiligabend in Wesel festgenommen wurde, sagte der Kölner Polizeipräsident Johannes Hermanns. 

Um diesen Verdächtigen habe sich nach Informationen des BKA und Bundesnachrichtendienstes (BND) ein Netzwerk in anderen Bundesländern und dem europäischen Ausland gebildet. 

Laut Polizei gab es zugleich Hinweise darauf, dass ein Terroranschlag am Dom mit einem Pkw geplant gewesen sei. Deshalb wurde in der Nacht die Tiefgarage am Dom abgesucht. 

Sprengstoff-Spürhunde hätten aber Entwarnung gegeben, teilte Polizeidirektor Frank Wißbaum mit. Seitdem würden Einfahrt und Ausfahrt dauerhaft durch Polizisten kontrolliert. 

Kardinal Woelki will trotz Gefahrenlage Messe zum Jahresabschluss feiern

Wie konkret der Anschlagsplan war und aussah, kann die Polizei zum jetzigen Stand noch nicht sagen. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte, islamistische Terroristen und ihre Netzwerke seien momentan sehr aktiv, versuchten sich neu zu formieren. 

Die Polizei versuche mit allen Kräften und Möglichkeiten, den Terroristen immer einen Schritt voraus zu sein. Es gebe aber nie absolute Sicherheit.

An Silvester (18.30 Uhr) will der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki inmitten dieser angespannten Gemengelage mit Gläubigen eine Messe zum Jahresabschluss feiern. 

Polizisten mit Maschinenpistolen vor dem Kölner Dom?

Man werde sich so vorbereiten, dass man "möglichen Anschlägen" begegnen könne, hatte der Kölner Einsatzleiter der Polizei, Martin Lotz, vor dem Wochenende erklärt. 

Der Dom selbst sei nur sehr schwierig zu beschädigen, daher habe man auch das Umfeld im Blick. Für den Jahreswechsel sei die Polizei gut aufgestellt, "für alles, was da kommen mag", sagte er. 

Es könne auch sein, dass man Polizistinnen und Polizisten mit Maschinenpistolen sehen werde. Wer verdächtige Dinge beobachte, solle sich nicht scheuen, einen Hinweis zu geben. 

Wunderkerzen und Feuerwerke rund um den Kölner Dom verboten

Etwa "Menschen, die sich seltsam verhalten oder mit Gepäck rumlaufen in auffälliger Art und Weise", sagte Lotz. Im Allgemeinen gelten zum Jahreswechsel die größten Städte im Land als Hotspots. 

Auf einem Banner wird am 31.12.2023 auf die Feuerwerks-Verbotszone zum Jahreswechsel um den Kölner Dom hingewiesen / © Thomas Banneyer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (dpa)
Auf einem Banner wird am 31.12.2023 auf die Feuerwerks-Verbotszone zum Jahreswechsel um den Kölner Dom hingewiesen / © Thomas Banneyer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ ( dpa )

Köln reagierte nach den Erfahrungen vor einem Jahr besonders deutlich und weist erstmals eine große Böllerverbotszone in der kompletten linksrheinischen Innenstadt aus. 

Rund um den Dom wird darüber hinaus erneut eine komplett feuerwerksfreie Zone eingerichtet, in der sogar Wunderkerzen verboten sind. 

Verschieben Böllerverbote die Probleme nur in andere Stadtteile?

Deutlich zurückhaltender ist Düsseldorf. Die Landeshauptstadt verbietet Böller wie schon in den vergangenen Jahren lediglich in der Altstadt. 

Essen und Duisburg verzichten dagegen ganz auf ein örtliches Böllerverbot. Mit so einem Verbot würden sich die Probleme lediglich in andere Stadtteile verlagern, hieß es in Duisburg. 

Dortmund hat das viele zum ersten Mal seit 2016 gibt es in der Stadt keine besonderen Einschränkungen für Pyrotechnik. 

Keine Pyrotechnik in Nähe von Kirchen und karitativen Einrichtungen

Man setze "auf die Vernunft der Bürger*innen und Besucher*innen", die in der City zuletzt überwiegend friedlich gefeiert hätten, hieß es von der Stadt. 

Generell ist bundesweit das Zünden von Pyrotechnik in der Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Pflege- und Kinderheimen verboten.

Kölner Dom für Touristen bis auf weiteres geschlossen

Wegen des Terroralarms bleibt der Kölner Dom für Touristen bis auf weiteres geschlossen. "Alle liturgischen Angebote finden statt, touristischer Besuch ist leider nicht möglich", sagte der Sicherheitschef des Doms, Oliver Gassen, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. "Zwischen den Gottesdiensten wird der Dom geschlossen." Normalerweise werde der Dom von Weihnachten bis Neujahr von mehr als 100.000 Menschen besucht. Das werde in diesem Jahr aufgrund der besonderen Sicherheitslage leider nicht möglich sein. 

Einlasskontrolle vor dem Kölner Dom  / © Nicolas Ottersbach (DR)
Einlasskontrolle vor dem Kölner Dom / © Nicolas Ottersbach ( DR )
Quelle:
dpa