Polens Ex-Regierungschefin Suchocka erhält Dialog-Preis

"Brücken des Dialogs"

Hanna Suchocka, ehemalige polnische Ministerpräsidentin, ist mit dem Klaus-Hemmerle-Preis für Dialog zwischen Religionen ausgezeichnet worden. In letzter Zeit beobachtet sie gefährliche Anzeichen für neue Konflikte.

Weltreligionen / © 9dream studio (shutterstock)

Sie sei "überzeugte und überzeugende Europäerin", sagte der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, am Wochenende in Berlin.

Die erste weibliche Regierungschefin Polens erhielt die Auszeichnung wegen des "Engagements für Recht, Gerechtigkeit und Integration" sowie als Brückenbauerin für "die deutsch-polnische Versöhnung als Brückenbauerin", so die Jury.

Erinnerung an Aachener Bischof Klaus Hemmerle

Der zum zehnten Mal verliehene Preis erinnert an den früheren Aachener Bischof Klaus Hemmerle. Die Fokolar-Bewegung - eine religiöse Laien-Gruppierung - ehrt damit nach eigenen Angaben "Persönlichkeiten, die als Brückenbauer den Dialog zwischen den Kirchen, Religionen und Weltanschauungen fördern". Die undotierte Auszeichnung wird alle zwei Jahre vergeben.

Ursprünglicher Termin verschoben

Der ursprüngliche Termin Ende Januar im Aachener Dom war wegen Corona verschoben worden. Zu den bisherigen Preisträgern gehören der ehemalige Präsident des Lutherischen Weltbundes, Christian Krause,
und der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel. Suchocka arbeitete nach ihrer Zeit als Ministerpräsidentin (1992/93) als Justizministerin (1997-2000). Danach vertrat sie ihr Land bis 2013 als Botschafterin beim Heiligen Stuhl.

Europa, ein Ort des Dialogs?

Suchocka sagte in ihrer Rede, sie beobachte in letzter Zeit gefährliche Anzeichen für neue Konflikte und Missverständnisse, die zu Rissen führten. Man könne sich fragen, ob Europa noch ein Ort des Dialogs sei. "Wenn Europa aufhört, dialogisch zu sein, dann verliert es damit etwas, das andere anzieht", fügte sie hinzu. Eckpfeiler einer Wertegemeinschaft des Kontinents seien die Rechtsstaatlichkeit und der Grundsatz der Solidarität. "Mangelnde Solidarität insbesondere in Zeiten schwerer Migrationskrisen führt zu einer Zunahme des nationalen Egoismus", warnte die Ex-Regierungschefin.

Sternberg sagte laut Mitteilung weiter, Suchocka habe auch auf die Gefahr hin, ihre politische Karriere beendet zu sehen, immer wieder ihre Stimme erhoben, um das ihr Wichtige aufrechtzuerhalten: "Christliche Werte - ohne jede politische Zudringlichkeit."

Brücken des Dialogs

Bischof Helmut Dieser von Aachen unterstrich in einem Grußwort, gerade in den derzeit bewegten Zeiten sei es wichtig, Brücken des Dialogs zwischen den Kirchen, Religionen und Weltanschauungen zu bauen. "Mit Ihrem Zeugnis ermutigen Sie uns, dass wir die Hoffnung auf das glückliche Ziel nicht verlieren und dass wir gemeinschaftlich dazu beitragen können, eine Welt aufzubauen, in der Freiheit herrscht und Friede ist, in der die Menschen solidarisch sind, das Leben geachtet wird und die heute Lebenden Rücksicht auf die kommenden Generationen nehmen."

Interreligiöser Dialog

Der interreligiöse Dialog ist der katholischen Kirche ein wichtiges Anliegen. Sie versteht darunter alle positiven Beziehungen mit Personen und Gemeinschaften anderen Glaubens, um sich gegenseitig zu verstehen und einander zu bereichern. Im Dialog geben die Gläubigen Zeugnis von der Wahrheit ihres Glaubens im Respekt vor der religiösen Überzeugung des Anderen. So gehören Dialog und Verkündigung zusammen.

Der interreligiöse Dialog wird auf unterschiedlichen Ebenen vollzogen:

Symbolbild: Interreligiöser Dialog / © godongphoto (shutterstock)
Symbolbild: Interreligiöser Dialog / © godongphoto ( shutterstock )
Quelle:
KNA