Polen und Deutsche trauern um die Opfer des Unglücks von Smolensk

Im Gebet vereint

Vom Tod des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski seien die Menschen schockiert, sagt Stefan Ochalski. Er selber ist es auch. Der Pole leitet die Katholische Mission seines Heimatlandes in Köln. Hier kamen nach Bekanntwerden des Unglücks von Smolensk Hunderte zu einem Gedenkgottesdienst zusammen - vereint in ihrer Trauer mit Katholiken ihrer alten und neuen Heimat.

 (DR)

Deutlich mehr als 700 seien es gewesen, schätzt der Pfarrer. Deutlich mehr als die, die sonst zur Heiligen Messe in der Paulskirche kommen. Hier in der Südstadt steht jetzt ein gerahmtes Bild des verstorbenen Staatsmanns. Davor stehen Blumen, Kränze und Kerzen.

Kaczynski sei ein großer Patriot gewesen, sagt Ochalski. Und wie der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Michalik, findet auch er, dass über den Politiker in der Vergangenheit häufig zu negativ berichtet worden sei. Sowohl in seiner Heimat als auch in Deutschland. Dass er Katholik war, habe Kaczynski stets "deutlich sichtbar" gezeigt. Katholisch und konsequent dabei.

Maximilian-Kolbe-Werk und Meisner trauern
In Köln rief auch Joachim Kardinal Meisner am Wochenende spontan zum Gebet für die Opfer auf. "In dieser Stunde stehen wir eng neben unserem polnischen Nachbarland", betonte der Erzbischof, der ebenfalls aus Schlesien stammt. Der tragische Flugzeugabsturz habe den Dankgottesdienst für Papst Johannes Paul II. auch "zu einem Bittgottesdienst für sein polnisches Volk werden lassen".

Auch das Maximilian-Kolbe-Werk äußerte sich am Wochenanfang bestürzt - auch über die vielen Opfer des Flugzeugabsturzes. "Das tragische Unglück auf dem Weg nach Katyn ist ein schwerer Schicksalsschlag für Polen. Wir alle trauern mit unseren polnischen Freunden", sagte Wolfgang Gerstner, Geschäftsführer der Hilfsorganisation.

Für Erzbischof Michalik hat die Katastrophe eine "große Symbolik". Bei Katyn habe Polen nun zwei Eliten verloren, die von 1940 und die gegenwärtige. Kaczynski und seine Delegation hätten ein "großes Opfer für die allerhöchsten nationalen Werte" gebracht. Bei Katyn hatte der sowjetische Geheimdienst im Zweiten Weltkrieg Tausende gefangene polnische Offiziere und Intellektuelle erschossen. Warschaus Erzbischof Kazimierz Nycz sagte bei einer Pressekonferenz: "Im Dienst für Polen ist die Blume des Landes umgekommen." Er rief alle Polen zur Solidarität und Zusammenhalt auf: "Das Leid möge uns versöhnen."

Zehn Priester unter den Opfern in polnischer Präsidentenmaschine
Unter den Opfern der Flugzeugkatastrophe waren auch zehn Geistliche. Sie wollten gemeinsam mit dem Staatsoberhaupt an einer Gedenkfeier im westrussischen Katyn teilnehmen. Zu den Toten gehören der katholische Militärbischof Tadeusz Ploski, der orthodoxe Militär-Erzbischof Miron und der Rektor der Kardinal-Stefan-Wyszynski-Universität Warschau, Pfarrer Ryszard Rumianek.

Die Regierungsmaschine war bei schlechtem Wetter kurz vor der geplanten Landung auf dem Militärflughafen der westrussischen Stadt Smolensk abgestürzt. Bei Katyn hatte der sowjetische Geheimdienst im Zweiten Weltkrieg Tausende gefangene polnische Offiziere und Intellektuelle ermordet.

Bei aller Trauer - Stefan Ochalski hofft in Köln, dass das Unglück auch etwas Gutes hat: "Positiv ist, dass die Beziehung zwischen Polen und Russland nun besser wird."