Polen: Bischöfe mit Geheimdienst-Kontakten bleiben im Amt

Kein neuer Fall Wielgus

Der Vatikan hat sich nach Angaben der Polnischen Bischofskonferenz gegen eine Abberufung von Bischöfen entschieden, die beim kommunistischen Geheimdienst registriert waren. Der Heilige Stuhl habe nach Sichtung des Berichts der polnischen kirchlichen Historiker-Kommission mitgeteilt, es gebe keinen Grund für personelle Konsequenzen.

 (DR)

Der Pressesprecher der Bischofskonferenz, Jozef Kloch, teilte am Mittwochabend in Warschau mit, das Vatikan-Schreiben solle bei der Vollversammlung im März vorgestellt und dann veröffentlicht werden.

Mehr als zehn der noch lebenden Bischöfe standen laut Kommissionsbericht auf den Informantenlisten des einstigen Geheimdienstes SB. Der bislang unveröffentlichte Bericht war im Oktober dem Vatikan übergeben worden.

Unter anderen erklärten der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Michalik (Przemysl), sowie die Erzbischöfe Jozef Zycinski (Lublin) und Henryk Muszynski (Gniezno) inzwischen öffentlich, dass sie ohne ihre Einwilligung beim Geheimdienst registriert waren. Das für die SB-Akten zuständige staatliche Institut des Nationalen Gedenkens (IPN) bestätigte, dass eine Registrierung auch ohne Wissen des Betreffenden möglich gewesen sei.

Im Januar 2007 war der neue Warschauer Erzbischof Stanislaw Wielgus wegen einer früheren Geheimdienst-Zusammenarbeit nur wenige Stunden vor seiner Amtseinführung zurückgetreten. In der Folge hatten die Bischöfe die Überprüfung ihrer Geheimdienstakten durch die Historische Kommission beschlossen. In der vergangenen Woche ließ der Apostolische Nuntius in Polen, Erzbischof Jozef Kowalczyk, seine Akte von Experten sichten. Sie stellten fest, dass der Vatikan-Botschafter von 1982 bis 1990 als «Informationskontakt» beim SB registriert war. Es gebe aber keine Hinweise auf eine tatsächliche Zusammenarbeit.

Unterdessen entschuldigte sich das Oberhaupt der orthodoxen Kirche in Polen, Metropolit Sawa, für seine frühere Kooperation mit dem kommunistischen Geheimdienst. Zugleich warf er der Tageszeitung «Rzeczpospolita» Rufmord vor. Diese hatte berichtet, Sawa habe von 1965 bis 1989 Berichte für den SB geschrieben. Auch das Oberhaupt der evangelischen Kirche in Polen, Bischof Janusz Jagucki, soll demnach ein inoffizieller Mitarbeiter des Geheimdienstes gewesen sein.