Ältester Kardinal der Welt gestorben

Platz elf der langlebigsten Kardinäle

Der älteste Kardinal der Welt ist tot. Der französische Theologe und Jesuit Albert Vanhoye starb am 29. Juli, wie die Zentrale der französischsprachigen Jesuiten in Paris mitteilte. Erst am letzten Wochenende hatte er seinen 98. Geburtstag gefeiert.

Albert Kardinal Vanhoye / © Romano Siciliani (KNA)
Albert Kardinal Vanhoye / © Romano Siciliani ( KNA )

Vanhoye rückte drei Tage darauf, am Dienstag, in der Liste der längstlebigen Kardinäle auf Rang elf auf. Damit überholte er seinen italienischen Ordensbruder Paolo Dezza (1901-1999), einst päpstlicher Delegat für den Jesuitenorden. Ältestes Mitglied des Kardinalskollegiums ist nunmehr der emeritierte slowakische Kurienkardinal Jozef Tomko (97).

Ein halbes Jahrhundert gehörte Vanhoye dem Päpstlichen Bibelinstitut in Rom an. Im ersten Konsistorium von Papst Benedikt XVI. (2005-2013) erhielt der Bibelwissenschaftler 2006 für seine theologischen Verdienste überraschend die Kardinalswürde, als einer von wenigen Nichtbischöfen.

Acht Päpste erlebt

Am 24. Juli 1923 im nordfranzösischen Hazebrouck geboren, hat Vanhoye acht Päpste erlebt. Nach Studien an der Pariser Sorbonne und verschiedenen Hochschulen seines Ordens kam er in den 50er Jahren an die bibelwissenschaftliche Forschungseinrichtung des Vatikan. Er promovierte 1961, wurde zwei Jahre später im gleichen Institut Professor und lehrte dort bis zu seiner Emeritierung 1993.

1990, am Ende einer sechsjährigen Amtszeit als Rektor des Bibelinstituts, erhielt Vanhoye die päpstliche Ernennung zum Sekretär der Bibelkommission - eine Funktion, die er bis 2001 ausübte. Ebenfalls 1990 holte der damalige Kurienkardinal Joseph Ratzinger Vanhoye als Berater in die Glaubenskongregation. 2008 hielt Vanhoye die Fastenexerzitien für den Papst. 2016 rückte er in die zweithöchste Dienstklasse der Kardinäle auf, die der sogenannten Kardinalpriester.

Würdigung durch Papst Franziskus

Papst Franziskus hat den verstorbenen Kardinal als "maßgebenden Bibelwissenschaftler" gewürdigt. Er denke mit Dankbarkeit und Bewunderung an ihn zurück, schrieb das Kirchenoberhaupt in einem am Freitag veröffentlichten Kondolenztelegramm. Der französische Theologe und Jesuit habe dem Herrn "mit großer Hingabe gedient".

Französische Kardinäle

Mit dem Tod Vanhoye sind noch fünf Franzosen Mitglieder des Kardinalskollegiums. Davon sind vier unter 80 Jahre alt und damit zur Papstwahl berechtigt. Erstmals seit Jahrhunderten wird jedoch seit Herbst 2019 keines der 95 Bistümer in Frankreich mehr von einem Kardinal geleitet.

Dominique Mamberti (69) und Paul Poupard (90) sind Kurienkardinäle in Rom. Die Erzbischöfe von Paris, Lyon und Bordeaux, Andre Vingt-Trois (78), Philippe Barbarin (70) und Jean-Pierre Ricard (76), sind bereits emeritiert. Seit 2015 hat Papst Franziskus weder einen Franzosen noch einen Deutschen zum Kardinal ernannt.


Quelle:
KNA
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