Pizzaballa fordert nationale Perspektive für Palästinenser

Lösung nicht Militär überlassen

Er ist der ranghöchste katholische Kirchenführer im Heiligen Land: Kardinal Pierbattista Pizzaballa, hat zur Überwindung des Kriegs in Nahost eine "nationale Perspektive für die Palästinenser" gefordert. Dafür sieht er Anzeichen.

Kardinal Pierbattista Pizzaballa / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Pierbattista Pizzaballa / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

In einem Telefoninterview mit Vatican News (Samstag) sagte Pizzaballa, der erfolgreiche Austausch von Geiseln und Gefangenen zeige bereits, dass die Lösung des Konflikts kein absoluter militärischer Sieg sein könne.

Lösung muss aus der Politik kommen

Die Lösung könne nicht allein den Militärs überlassen werden, erklärte der aus Italien stammende Patriarch. Die Politik müsse "die Situation wieder in die Hand nehmen und Perspektiven anbieten – denn die Militärs haben keine".

Insofern seien die erfolgreichen Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln und der Gefangenen erste Schritte, um politische Perspektiven für Gaza nach dem Krieg zu eröffnen.

Völker können derzeit nicht zusammenleben

Pizzaballa führte aus, um die Ideologie der Hamas zu besiegen, müsse Stück für Stück alles überwunden werden, was diese Ideologie nährt. Das sei keineswegs einfach und erfordere einen langen Atem. Es sei aber "nutzlos, die Äste abzuschneiden, weil die wieder wachsen können". Vielmehr müsse man die Wurzeln entfernen.

Vor allem müsse man den Palästinensern eine nationale Perspektive geben. "Dieser Krieg zeigt sehr klar, dass die beiden Völker nicht zusammenleben können, jedenfalls nicht derzeit. Sie müssen künftig klare, genau definierte Perspektiven haben, die über das hinausgehe, was sie bisher hatten", so die Analyse des Kardinals.

Interreligiösen Dialog fördern

Zudem müsse, da die Hamas auch eine religiöse Ideologie sei, der Dialog unter den Religionen gefördert werden. Es sei wichtig, eine religiöse Sprache zu fördern, die nicht auf Hass fokussiert sei.

Für die Christen sei es wichtig, eine klare Sprache zu sprechen und die Dinge beim Namen zu nennen und dennoch niemanden auszuschließen. "Wir müssen versuchen, die Beziehungen mit beiden Seiten offen zu halten und beiden zu sagen, dass wir sie gern haben."

Lateinisches Patriarchat von Jerusalem

Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem betreut die rund 60.000 bis 70.000 römisch-katholischen Christen im Heiligen Land. Seine Jurisdiktion erstreckt sich über das Staatsgebiet von Israel, Jordanien, Zypern und die Palästinensischen Gebiete. Die Ursprünge des Patriarchats liegen in der Zeit der Kreuzfahrer, die sich als "Lateiner" bezeichneten. Es erlosch jedoch mit dem Fall Akkos 1291. Im Jahr 1847 belebte Papst Pius IX. das Patriarchat neu.

Blick auf Jerusalem / © Kyrylo Glivin (shutterstock)
Quelle:
KNA